GK0080 - Das Höllenheer
Krawatte, die mit einer wertvollen Perle geschmückt war. Um den Kopf hatte Mandra Korab einen Turban geschlungen, mit einem wertvollen Diadem über dem Haaransatz. An seinen kräftigen, aber schlanken Fingern steckten mehrere Ringe.
»Ich darf Sie in mein Arbeitszimmer bitten, Inspektor.«
Es ging durch mehrere prächtig ausgestattete Gemächer, und dann betraten sie Korabs Arbeitszimmer. John war aufgefallen, daß der Inder eine große Zahl von Dienern beschäftigte, und der Inspektor hatte den Verdacht, daß diese Leute mit einer Pistole besser umgehen konnten, als mit einem Servierwagen. Vielleicht war Korab sogar eine Größe in der indischen Unterwelt. Der Inder deutete auf eine moderne, wunderbar bequeme Sitzgruppe. »Bitte, nehmen Sie Platz, Inspektor.«
Ein Diener schob lautlos einen Wagen, mit Getränken, Obst und erlesenem Gebäck herein.
»Bitte, bedienen Sie sich«, sagte Mandra Korab, »und entschuldigen Sie, daß ich Ihnen nicht erst Ihr Zimmer gezeigt habe. Ich weiß, daß Sie sich bestimmt frischmachen wollen, aber unser Gespräch ist wichtiger.«
John gönnte sich ein Glas mit eisgekühltem Orangensaft. Dann sagte er: »Schießen Sie los, Mr. Korab.«
»Der Grund, Mr. Sinclair, daß ich Sie auf vielen Umwegen zu mir gebeten habe, ist folgender: Ich werde im Moment gejagt und muß um mein Leben bangen. Kalhoris Schergen sind mir auf der Spur. Die Göttin hat zu einer – wenn ich mal das Wort gebrauchen darf – Großoffensive angesetzt. Sie will die Erde beherrschen, muß mich aber vorher aus dem Weg räumen, da ich einen Teil ihres Geheimnisses kenne. Ich bin in letzter Zeit mehrmals mit viel Glück ihren Anschlägen entgangen. Ich habe Dämonenfallen um mein Haus aufbauen lassen und mein Personal nur aus vertrauenswürdigen Leuten zusammengesetzt. Aber das alles ist nicht Ihre Angelegenheit, Inspektor. Sie sind mir von meinem alten Freund Professor Bannister empfohlen worden, und ich sichere Ihnen hiermit meine vollste Unterstützung zu. Außerdem sind Sie mir ein nicht ganz Unbekannter. Der Kampf mit dem Dämon Sakuro hat damals hohe Wellen geschlagen. Aber Kalhori ist stärker, Inspektor. Um sie zu besiegen, müssen Sie gewisse Punkte beachten. Aber das sind Einzelheiten, die ich Ihnen später erklären werde. Ich hätte jetzt allerdings gern Ihr Erlebnis mit den Dienern der Göttin gehört.«
John Sinclair berichtet. Er hatte zu dem Inder vollstes Vertrauen gefaßt, wußte, daß er hier einen Partner gefunden hatte, der die Materie noch besser kannte als er. Die beiden Männer unterhielten sich lange. John lernte Formeln und Zaubersprüche, die er nie zuvor in seinem Leben gehört hatte.
Die Formeln waren Jahrhunderte alt. Überlieferungen aus dem Dämonen- und Schattenreich.
John wollte wissen, wo das Kloster der Mönche genau liegt. Der Inder blickte den Inspektor nachdenklich an. Dann meinte er: »Ich darf Ihrer Frage entnehmen, daß Sie fest entschlossen sind, der Göttin gegenüberzutreten. Ich werde es Ihnen sagen, Inspektor. Das Kloster liegt nördlich der Stadt Zhigatse, wie Ihnen Professor Bannister ja schon sagte. Es wird nicht leicht sein, dort hinzukommen, aber zum Glück habe ich weitreichende Beziehungen. Sie müssen sich damit vertraut machen, in eine Welt zu steigen, die kaum jemand gesehen hat. Sie werden der erste Ungläubige sein, der das Tor zur Dämonenwelt aufreißt. Und damit Sie sehen, was sie erwartet, darf ich Ihnen etwas zeigen, worüber Sie auch absolutes Stillschweigen zu bewahren haben. Bitte, folgen Sie mir.«
Der Inder trat an ein Bücherregal, drückte auf eine bestimmte Stelle, und das Regal glitt zur Seite.
Ein kleiner Raum tat sich dahinter auf. Er war nur schwach erleuchtet, und John erkannte einen Tisch, auf dem irgend etwas lag, das mit einem schwarzen Samttuch abgedeckt war. Der Inder zog das Samttuch zur Seite. Eine Kugel wurde sichtbar. Mandra Korab wandte sich um. »Diese Kugel«, sagte er, »ist ein Erbe meiner Ahnen. Sie ist uralt, und es heißt, ein Gott hätte sie auf die Erde gebracht. Sie ist die stärkste Waffe im Kampf gegen die Dämonen und Höllengestalten. Aber sie besitzt noch eine andere Fähigkeit. Sie können durch die Kugel in eine andere Welt sehen.«
Mandra Korab umfaßte die kostbare Kugel mit beiden Händen. Sein Gesicht, vorhin noch hart und angespannt, veränderte sich. Es wurde plötzlich verschwommen. Eine unsichtbare Kraft schien durch den Körper des Inders zu strömen. John Sinclair hielt den Atem an. Und dann
Weitere Kostenlose Bücher