GK0085 - Amoklauf der Mumie
Dieb hat schon Interesse, eine Mumie zu stehlen. Von allein weggelaufen sein kann sie ja auch nicht. Herr im Himmel, gibt das einen Skandal.«
Professor Cornelius schwieg. Inspektor Spencer blickte aus dem Fenster. Seinen Beamten war es endlich gelungen, die Reporter zu vertreiben. Der Polizeiarzt hatte den Toten kurz untersucht. Soviel stand schon fest: Jemand mußte den Mann mit einem schweren Gegenstand den Schädel eingeschlagen haben. Aber wer hatte Interesse daran? Natürlich – der Dieb der Mumie. Spencer schüttelte den Kopf. Er war schon über zehn Jahre bei der Polizei, doch so etwas war ihm noch nicht vorgekommen. Das mußte ein Irrer gewesen sein. Gefunden hatten sie auch nichts. Keine Fingerabdrücke, und noch nicht einmal Spuren, die auf einen Kampf hingewiesen hätten. Bis auf die eingetrockneten Blutflecken auf dem Boden. Inspektor Spencer wandte sich wieder um. Professor Cornelius hatte sich eine Zigarette angezündet. Sein Blick war nach innen gekehrt. Der Mann war tief in seine Gedanken versunken. Irgend etwas ist faul an dem Kerl, dachte Spencer. Ob er das ganze Theater inszeniert hat? Nur beweisen kann man ihm das nicht.
»Sie bleiben doch sicherlich in London?« sagte der Inspektor.
»Ich?« Der Professor zuckte zusammen. »Natürlich bin ich in London.«
»Und wo kann ich Sie erreichen?«
»Ich wohne im Rembrandt-Hotel.«
»Auch nicht gerade der billigste Laden.«
»Ich kann die Kollegen und die Presseleute ja nicht in einer Absteige empfangen.«
»Auch wieder wahr.«
Der Inspektor tippte an seine speckige Hutkrempe und verließ den Saal. Draußen sprach er noch mit zwei Polizisten, die dort den Garten nach Spuren absuchten. Einer sprach kurz mit dem Inspektor und deutete in westliche Richtung, so, als wolle er seinem Vorgesetzten etwas zeigen. Cornelius, der die Szene vom Fenster aus beobachtet hatte, kniff die Augen zusammen. Als der Inspektor einen Blick zu ihm hinübersandte, zuckte er zurück.
»Ob der Schnüffler was ahnt?« flüsterte er.
Wenig später stieg Spencer in seinen Wagen und dampfte ab. Die beiden Polizisten blieben zurück.
Cornelius durchstöberte noch einmal die Räume des Museums nach der Mumie. Er fand sie nicht.
Immer mehr setzte sich in dem Professor die Überzeugung fest, daß die Mumie die Morde ausgeführt hatte. Schließlich verließ Cornelius das Museum. Als er durch die große Eingangstür trat, sahen ihn die beiden Polizisten. Ein Beamter machte seinem Kollegen ein Zeichen und kam auf Cornelius zu.
»Constabler Waymire«, stellte er sich vor. »Ich hätte noch einige Fragen an Sie, Sir.«
»Aber machen Sie nicht zu lange. Ich habe nicht viel Zeit«, erwiderte Cornelius.
»Nein, ich möchte Ihnen nur etwas zeigen. Bitte, kommen Sie mit.«
Der Beamte ging vor. Neben dem Fenster, das zu der Nachtwächterbude führte, blieb er stehen. Er zeigte auf am Boden liegende Scherben und das zerstörte Fenster.
»Hier ist die Mumie rausgekommen.«
Cornelius lachte spöttisch. »Meinen Sie, die könnte laufen, Constabler?«
»Nein, das natürlich nicht. Aber der Dieb muß mit der Mumie durch dieses Fenster geklettert sein. Ich wollte Sie jedoch noch auf etwas anderes aufmerksam machen. Sehen Sie sich die Scherben an. Sie liegen außen auf dem Boden. Demnach hat der Dieb von innen die Scheiben eingeschlagen. Wir wissen also jetzt, wie er herausgekommen ist. Aber wie ist er in das Museum gelangt?«
»Vielleicht durch ein anderes Fenster – was weiß ich?« knurrte Cornelius. »Sagen Sie mal, soll das ein Verhör sein?«
»Nein, natürlich nicht. Ich stelle ja auch nur Überlegungen an. Um jedoch auf Ihre Antwort zurückzukommen, die anderen Fenster sind alle heil. Auf diese Weise kann der Dieb also nicht eingestiegen sein.«
Professor Cornelius stemmte beide Arme in die Hüften. »Wissen Sie was, Mann, Sie gehen mir mit Ihrer Fragerei auf den Wecker. Ich will Ihnen mal meine Meinung sagen. Der Dieb wird sich eingeschlossen haben, das ist es. So, und nun lassen Sie mich in Ruhe. Ich habe noch zu tun.«
Cornelius drehte sich um und stapfte davon. Der Constabler folgte ihm. Nur ein Wagen stand noch auf dem Parkplatz des Museums. Es war ein Lieferwagen, ein deutsches Modell.
»Gehört der Ihnen?« fragte Waymire.
Cornelius hatte schon den Wagenschlüssel in der Hand. »Ja.«
»Haben Sie etwas geladen, Professor?«
»Nein.«
»Weshalb bewegt sich dann die Plane?«
»Wo?«
»Hier.« Der Constabler trat einige Schritte zur Seite.
Jetzt sah es auch der
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