GK0085 - Amoklauf der Mumie
Gemeinsam mit der Mumie nahm er die Verfolgung auf. Der Polizist hatte schon einen guten Vorsprung. Er hetzte auf dem direktesten Weg dem Ausgang zu. Der Professor und die Mumie nahmen ihn in die Zange. Dabei entwickelte das Monster eine erstaunliche Schnelligkeit. Immer näher kam es dem fliehenden Polizisten. Noch etwa vierzig Meter bis zum Ausgang. Die Mumie rannte von links auf den Beamten zu, schnitt ihm den Weg ab.
Häßliches Fauchen drang aus dem Schlund des Monsters. Die Augen glühten, der Körper gierte nach Blut und Tod. Der Polizist holte alles aus sich heraus. Er rannte um sein Leben. Zweige und Blätter klatschten gegen sein schweißnasses Gesicht, seine Lungen arbeiteten wie Blasebälge. Er hatte den Blick nur nach vorn gerichtet. Da sah er das Tor. Die Rettung? Gleichzeitig hörte er das Fauchen.
Instinktiv riß der Beamte den Kopf herum. Für Sekundenbruchteile war er abgelenkt. Er sah nicht die glitschige Baumwurzel. Mit der rechten Fußsohle trat er darauf. Im nächsten Augenblick rutschte sein Standbein weg. Der Beamte fiel nach hinten und schlug mit dem Kopf auf den Boden. Für einen Moment zuckte Schmerz wie ein Blitzstrahl durch seinen Schädel. Automatisch warf sich der Polizist nach vom, versuchte auf Hände und Füße zu kommen, um aufzustehen. Da war die Mumie bei ihm. Der Polizist spürte die Pranken wie Stahlklammern um seinen Körper. Mit einem Ruck wurde er hochgehievt. Er schrie, strampelte, schlug um sich. Es half nichts. Die Mumie setzte sich mit ihrem Opfer in Bewegung. Unbeirrt ging sie auf die Mauer zu, die das Grundstück umsäumte. Der Beamte ahnte, was die Mumie mit ihm vorhatte. Er flehte sie an. Umsonst. Die Mumie war gefühllos. Die Mauer kam immer näher. Die groben Steine tanzten vor den Augen des Polizisten.
Plötzlich schwang die Mumie die Arme hoch, hielt den Beamten weit über ihren Schädel und schleuderte ihn gegen die Mauer. Der Schrei brach ab. Mit verrenkten Gliedern blieb der Polizist am Boden liegen. Die Mumie wandte sich um. Ihre Aufgabe war erledigt. Professor Cornelius, der die Szene beobachtet hatte, trat langsam zu dem leblosen Polizisten. Ein kurzer Blick reichte. Der Mann würde ihm nicht mehr gefährlich werden. Cornelius stieß einen scharfen Ruf aus. Sofort kam die Mumie angestampft. Dicht vor dem Professor blieb sie stehen. Cornelius sah das Monster lange an. Ja, jetzt hatte er einen Verbündeten, wie er ihn sich immer gewünscht hatte. Die Welt würde noch von ihm hören.
***
»Irgendwann bringe ich dich noch um«, knurrte John Sinclair, als er das Penthouse betrat. »Da will man sich mal ausschlafen, und plötzlich kommt jemand, der sich Freund nennt und reißt einen aus dem besten Schlaf.«
Bill Conolly ging auf Johns Flachserei nicht ein. Er sagte nur: »Komm rein, John.«
Sofort läuteten bei Inspektor Sinclair die Alarmglocken. Er wußte, wenn Bill so sprach, war es ernst.
Der Reporter führte seinen Freund in den Wohnraum. Sheila Conolly und eine John unbekannte Frau saßen auf der Couch. Die Frau war blaß und hatte einen Whisky vor sich stehen. Bill Conolly stellte den Inspektor vor. In kurzen Zügen berichtete er, was sich in dem Museum ereignet hatte. Dann war Tessa Mallay an der Reihe. Sie erzählte von Anfang an. Von ihrer Reise nach Ägypten und von dem gräßlichen Verdacht, den sie hegte. John Sinclair hörte aufmerksam zu. Er gehörte zu den Leuten, die der jungen Studentin glaubten. John Sinclair war Inspektor bei Scotland Yard und stand nur für Sonderaufgaben bereit. Er wurde auf all die Fälle angesetzt, die ins Übersinnliche spielten und die mit normalen Methoden nicht zu lösen waren. John wußte, daß die Mächte der Finsternis bereit waren, auf dieser Welt Fuß zu fassen. Er hatte schon gegen Vampire und Monster gekämpft, selbst das Dämonenreich – eine Welt zwischen dem Diesseits und Jenseits – war ihm nicht fremd. Egal, an welcher Stelle der Erde unerklärliche Vorfälle auftraten, John Sinclair war bereit, den Kampf aufzunehmen. Mit Erfolg, wie viele gelöste Fälle bewiesen. Tessa Mallay redete fast eine halbe Stunde.
Schließlich hielt sie erschöpft inne. Bill Conolly war es, der das Schweigen brach. »Nun, John, was sagst du dazu?«
Der Inspektor atmete tief durch. Dann blickte er Tessa an. »Miß Mallay, ich glaube Ihnen, das einmal vorweg. Natürlich hätte ich einige Fragen, speziell, die sich mit Professor Cornelius und der Mumie beschäftigen. Haben Sie persönlich die Mumie – sagen wir – in
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