GK0100 - Der See des Schreckens
schaffen konnte.
Jetzt erst hatte das Monster den Inspektor entdeckt. Der Kopf wandte sich John Sinclair zu, ein unmenschliches Brüllen drang aus dem Maul des Monsters. Es war ein Siegesgeheul, denn für das Monster war das erste Opfer schon so gut wie sicher.
Schwer stapfte es auf den Geister-Jäger zu. Die grünliche dicke Schuppenhaut glänzte.
Gewaltsam unterdrückte John die aufkeimende Panik. Er kam sich vor wie eine Fliege, die in den nächsten Sekunden von einem Elefanten zerquetscht werden soll.
Noch zögerte John, holte alle Kraft aus seinem rechten Arm und zog die Sehne bis zum Anschlag zurück.
Schon brüllte das Monster wieder siegessicher, da ließ John Sinclair die Sehne los.
Mit einem pfeifenden Geräusch sirrte sie zurück in ihre alte Lage.
Weit riß John die Augen auf, verfolgte die Flugbahn des Pfeils.
Wie ein silberner Blitz flirrte der Pfeil durch die Luft. Er war mit den Augen kaum zu verfolgen.
Und dann bohrte sich der geweihte Pfeil in die Brust des Monsters, durchdrang die dicke Schuppenhaut wie Butter.
Der Vorwärtsdrang des Monsters wurde gestoppt. Als wäre es vor eine Wand gelaufen, so plötzlich blieb es stehen. Fast augenblicklich war es still. Der Wind legte sich, die Wellen liefen aus. Die gesamte Natur schien den Atem anzuhalten. Sie hoffte auf das Sterben der Höllenkreatur.
Auch John wagte kaum zu atmen. Mit fiebernden Nerven wartete er auf eine Reaktion des Monsters.
Vier, fünf Sekunden vergingen.
Und dann drang ein unmenschlicher, mörderischer Todesschrei aus dem Maul des Monsters. Die riesigen Arme fuhren zur Brust hoch, versuchten den Pfeil zu packen und ihn herauszureißen.
Das Monster schaffte es nicht.
Schon brach es in die Knie. Der Körper schien auf einmal von innen her zu brennen. Ein roter Schein leuchtete aus der Gestalt des Untieres, fraß sich blitzschnell weiter.
Haut platzte weg.
Flämmchen schlugen aus den offenen Stellen. Es war das Feuer der Reinheit, das das Böse fraß und vernichtete.
Die Flammen züngelten weiter. Selbst das Wasser vermochte sie nicht zu löschen.
Das Monster kippte nach vorn.
Unwillkürlich sprang John Sinclair zurück, als der schreckliche Schädel dicht vor seinen Füßen auf den Strand klatschte.
Die Schädeldecke wurde spröde, und Sekunden danach schossen Flammen daraus hervor.
Noch war das Monster nicht tot. Es warf sich herum, gequält von unsagbaren Todeskrämpfen. Wasser, Dreck und Sand wurden aufgepeitscht. Und in den Todeskampf mischte sich das schreckliche Geheul der Höllenkreatur.
Eine volle Viertelstunde dauerte der Kampf des Ungeheuers. Dann lag es still.
Wellen schäumten heran und spülten die Überreste des Monsters weg. Nichts blieb mehr von diesem grauenhaften Dämon übrig.
Plötzlich sah John etwas im Uferschlick blitzen.
Der silberne Pfeil.
John Sinclair hob ihn auf. Der Pfeil lag warm und irgendwie beruhigend in seiner Handfläche.
Der Geister-Jäger steckte ihn wieder in den Köcher. Dann nahm er die Armbrust auf und machte sich auf den Rückweg. Er wollte zum Hotel.
Trotz der Vernichtung des Monsters empfand der Inspektor keinen Triumph. Denn noch lebte der Anstifter dieser Höllenorgie: Doktor Tod. Und John Sinclair war sicher, daß dieser Menschenhasser schon zu einem neuen Schlag ausholte.
***
Breitbeinig stand Bill Conolly in der Hotelhalle. Er hatte den rechten Arm mit der Pistole vorgestreckt, jagte Kugel auf Kugel aus dem Lauf.
Sechsmal konnte Bill schießen, und sechsmal traf er auch.
Die Geschosse klatschten in die Körper der Toten, warfen sie zurück.
Eine Leiche, die noch auf der Fensterbank hockte, wurde wieder nach draußen geschleudert, doch die anderen verdauten die Kugeln wie stählerne Roboter. Es hatte sogar den Anschein, als würde durch Bills Gegenwehr ihre Wut noch mehr angestachelt.
Schnell waren sie wieder auf den Beinen.
Mit pendelnden Armbewegungen gingen sie gegen die in Angst und Schrecken erstarrten Menschen vor.
Schreie gellten durch die Halle.
Plötzlich löste sich ein kleines Mädchen aus dem Pulk, rannte direkt auf eines der Monster zu.
Bill Conolly sah das Unheil kommen. Wenn das Kind in die Klauen der Monster geriet, dann…
Der Reporter überlegte nicht eine Sekunde. Mit Riesensätzen jagte er durch die Halle, stieß sich dann plötzlich ab und flog dem kleinen Mädchen entgegen.
Das Kind schrie, als Bills Hände sich in seine Kleidung krallten. Gemeinsam mit dem Kind fiel der Reporter zu Boden.
Schon sah er den Schatten des Toten
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