GK0100 - Der See des Schreckens
sie sind weg! Sie haben aufgegeben!«
Die Menschen atmeten auf. Doch Bill Conolly teilte ihren Optimismus nicht so recht. So leicht waren die lebenden Leichen nicht von ihren Opfern abzubringen.
Bill fand noch drei Zigaretten in seiner Packung. Er zündete sich eine an und gab die anderen weiter. Inzwischen waren auch die Gäste aufgeschreckt worden. Ratlos standen sie auf der Treppe und in der Halle.
»Was machen wir denn jetzt?« fragte einer der Männer vom Campingplatz.
Bill Conolly nahm einen Zug aus seiner Zigarette. »Das beste ist, sie verteilen sich auf die Zimmer. Denn wenn Sie hier alle zusammen stehen, ist es für die Bestien leicht, sich die Opfer zu holen. Gehen Sie in die Zimmer im ersten und zweiten Stock.«
»Und Sie?«
»Ich?« Bill grinste schmal. »Ich versuche die Toten aufzuhalten.«
»Das schaffen Sie doch nie, Mann.«
»Lassen Sie das mal meine Sorge sein.« Bill gab sich optimistisch. »Aber jetzt gehen Sie schon. Je länger Sie warten, um so…«
Das Klirren einer Scheibe unterbrach Bills Redefluß. »Verdammt!« rief er, »jetzt haben wir den Salat. Weg! Los, weg!«
Schreiend rannten die Menschen zu den Lifts und der Treppe.
Bill jagte auf das Fenster zu.
Da zerklirrte die zweite Scheibe!
Kühle Nachtluft drang in die Halle. Schon tauchten die ersten gräßlichen Gesichter in der Fensteröffnung auf. Die spitzen, noch im Rahmen sitzenden Scherben schnitten in die Haut der Toten. Doch kein Tropfen Blut quoll hervor.
Gelenkig flankten die Bestien in die Halle. Noch längst waren nicht alle Menschen geflohen.
Die, die in der Halle standen, spritzten schreiend auseinander, suchten irgendwelche spärlichen Deckungen, um den Mörderhänden der lebenden Leichen zu entkommen.
Es war ein verzweifeltes, von Angst und Panik dirigiertes Unterfangen.
Und Bill Conolly stellte sich zu einem aussichtslosen Kampf…
***
Eingebettet zwischen den waldreichen Hängen des schottischen Hügellandes lag Loch Awe.
Säuselnd strich der Wind von den Kuppen der Hänge kleine Wellenkämme auf der Oberfläche des Sees vor sich her. Ab und zu schnellte ein Fisch aus dem Wasser und tauchte in einem eleganten Bogen wieder ein.
Der Nebel des Abends hatte sich längst verflüchtigt. Nur noch eine Stunde, dann würde die Morgendämmerung mit ihren rotgoldenen Sonnenstrahlen alles verzaubern.
So war es bisher immer gewesen.
Doch in dieser Nacht hatte die Hölle zugeschlagen. Sieben Leichen waren dem See entstiegen. Sie waren die Vorboten für das schreckliche Monster.
Noch lauerte es in der Tiefe…
Doch auf einmal geriet das Wasser des Sees an einer bestimmten Stelle in Bewegung. Wellen schwappten hoch, und plötzlich bildete sich ein Strudel.
Immer schneller begann das Wasser zu wirbeln. Der Trichter wurde tiefer, größer.
Kalter Wind pfiff über den See. Wolken jagten auf einmal am Nachthimmel. Sie sahen aus wie unheimliche Gebilde aus einer anderen, fernen Welt.
Und dann kam das Monster!
Aus den Tiefen des Trichters tauchte es auf, ein Geschöpf, das der Teufel selbst gemacht zu haben schien.
Drohend erhob sich das Monster in der Mitte des Sees. Ein wildes Fauchen drang aus seinem Mund.
Und dann setzte es sich in Bewegung, kam mit weiten Schritten dem Ufer zu, um das zu vollenden, was seine Diener schon vorbereitet hatten…
***
John Sinclair hatte für seinen Bentley unten am See einen guten Parkplatz gefunden. Dann hatte er sich die Armbrust über die Schulter gehängt und war losgezogen, um sich eine Taucherausrüstung zu besorgen.
Um diese Zeit ein fast aussichtsloses Unterfangen. So hatte John auch kein Glück. Die Verleiher hatten ihre Geschäfte geschlossen. Sie selbst wohnten woanders. Sie aus dem Bett zu klingeln, hätte zuviel Zeit gekostet.
Ehe John jedoch eine Entscheidung treffen konnte, hörte er die Schreie.
Spitz und grell stachen sie über den See. Trotz der großen Entfernung rann John ein kalter Schauer über den Rücken. So schrien nur Menschen in größter Not und Panik.
Die Schreie kamen vom Zeltplatz her, und John Sinclair, der nur eins und eins zusammenzuzählen brauchte, konnte sich vorstellen, daß das Monster seine Todesboten ausgeschickt hatte.
Im ersten Moment war der Inspektor versucht, zum Zeltplatz hinüberzulaufen, um dort zu helfen.
Dann ließ er es bleiben. Seine Aufgabe war wichtiger, so sehr das andere auch drängte.
Und so entfernte sich der Geister-Jäger mehr und mehr von Aweshire. Er wollte an einer gewissen Stelle warten, um das Monster
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