GK0110 - Hochzeit der Vampire
er, wie sich das Gesicht der Untoten seinem Hals näherte…
***
Vera Montesi hatte ihre Lebenskraft zurückgewonnen. Das, was Jahrhunderte geholfen hatte, tat auch jetzt seine Wirkung.
Die Verwandlung nahm ihren Anfang.
Die Haut – vorhin noch welk und faltig – begann zu leben. Ihre Zellen erneuerten sich und ließen Vera Montesis jugendliche Schönheit wieder erblühen.
Und das Opfer wurde dabei selbst zum Vampir, zu einem Untoten, der nie Ruhe finden und immer auf der Suche nach neuen Opfern sein würde.
So war es schon immer gewesen. In den alten Chroniken und Kirchenbüchern kann man noch heute nachlesen, daß immer wieder im Laufe der Zeit Vampire aufgetaucht sind. Die Menschen in diesem Landstrich – selbst tief im Vampirglauben verwurzelt – haben mehr als einmal Untote mit einem Pflock getötet und die Körper anschließend verbrannt.
Fünfzehn Minuten dauerte dieses schreckliche Schauspiel.
Endlich ließ die Untote von ihrem Opfer ab. Ihr Körper war jugendlich frisch und eine Verlockung für jeden Mann.
Die Untote wandte sich um. Ihr Blick traf Dr. Tod, der auf der Türschwelle stand und alles mit tiefer Befriedigung beobachtet hatte.
»Bist du nun zufrieden?« fragte Dr. Tod.
Die Untote nickte.
»Das war erst der Anfang«, sagte Dr. Tod. »Schon bald wirst du die Menschen bekommen, die du brauchst. Deiner Hochzeit steht nichts mehr im Wege.«
Der Menschenhasser wandte sich ab. Draußen im Gang blickte er sich noch einmal tun.
»Komm jetzt. Es gibt viel zu tun!«
Die Untote folgte willig ihrem Meister. Sie und der Menschenhasser waren ein Paar, wie es nur der Satan schaffen konnte. Denn der Höllenfürst selbst hatte in Dr. Tod seinen besten Diener gefunden.
***
Der Flug von London nach Bukarest verlief ohne Zwischenfälle.
John Sinclair hatte die meiste Zeit verschlafen, ebenso Bill Conolly, der neben John im Sitz lag.
Für den Inspektor war es ein Risiko gewesen, jetzt zu fliegen.
Beim Yard wurde jede Hand gebraucht, aber John, der immer seinen Intuitionen und Gefühlen nachgab, hatte Powell überzeugen können, daß unter Umständen ein neuer Fall auf ihn zukam. Und länger als eine Woche hatte John auf keinen Fall vor zubleiben.
Dann hatte John seinen kleinen Koffer gepackt, der das enthielt, was der Inspektor seine Berufsausrüstung nannte.
Seine mit geweihten Silberkugeln geladene Beretta, drei Reservemagazine, ein silbernes Kreuz, das unten zugespitzt war und mit dem man besonders Vampiren Herr werden konnte.
Ferner hatte John einige Flaschen mit Weihwasser eingesteckt. So gerüstet, hoffte er, allen Gefahren gewachsen zu sein.
Kurz vor der Landung weckte ihn die Stewardeß. Sie war ein wenig pausbäckig und hatte rehbraune Augen.
Bill war schon wach. Er grinste John an. »Und da sagt man immer, Beamte würden nicht schlafen.«
John reckte sich. »Ich habe ja schließlich keinen Dienst.«
Gelassen schnallte er sich den Sicherheitsgurt um. Dann drehte er den Kopf nach rechts und blickte aus dem Fenster.
Strahlend blauer Himmel präsentierte sich seinen Augen.
Kaum ein Wölkchen war zu sehen. Sie waren direkt in einen glühendheißen Sommertag hineingeflogen.
»Über den Karpaten hat es gestürmt«, erklärte Bill, der Johns Blick bemerkt hatte. »Und da wollen wir ja schließlich hin.«
»Auf die Busfahrt freue ich mich jetzt schon«, brummte der Inspektor.
»Freu dich lieber auf die Zollkontrollen.« Bill senkte die Stimme. »Wie willst du dein Spezialköfferchen denn da durchkriegen?«
»Keine Angst. Ich habe meine Verbindungen.«
»Verstehe. Hast wohl vorher an den wichtigen Fäden gezogen.«
»Genau. Unser Innenministerium hat bei dem hiesigen interveniert. Ich reise demnach mit der offiziellen Genehmigung der rumänischen Regierung.«
Bill zog die Augenbrauen zusammen. »Da stimmt doch was nicht, John. Bestimmt steckt hinter dem Fall mehr, als du sagen willst. Komm schon, raus mit der Sprache, was ist los?«
»Hör zu, Bill. Du weißt, daß Rumänien eine andere Staatsform hat als wir, und wenn in den letzten Monaten und Wochen Gerüchte aufgekommen sind, daß es in den Karpaten Vampire geben soll, dann ist das ein Ding der Unmöglichkeit. So etwas darf es hier gar nicht geben. Man hat selbst hohe Polizeibeamte in die Dörfer geschickt, um den Leuten den Vampirglauben auszutreiben, aber ohne Erfolg. Die Erlebnisse sind zu tief verwurzelt. Außerdem sind Menschen verschwunden. Spurlos, ohne Motiv.«
Bill nickte bedächtig. »Hat man diese Vampire denn
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