GK0110 - Hochzeit der Vampire
Schultern. Die Haut war welk und zeigte Flecken.
Vera Montesi war eine Greisin. Die Kleidung schlotterte um ihren Körper. Die Untote verfiel zusehends.
Nur Blut konnte sie verjüngen.
Vera Montesi wankte zur Tür. Sie rüttelte an der Eisenklinke.
Ohne Erfolg. Die Tür war abgeschlossen.
Vera Montesi heulte auf wie ein waidwundes Tier. Ihre langen Fingernägel kratzten gegen das Holz.
Sie schluchzte, jammerte und flehte.
Und dann hörte sie Schritte.
Blitzschnell trat sie zurück. Ihr ausgemergelter Körper nahm eine angespannte Haltung an. Leben trat in die vorhin noch stumpf blickenden Augen.
Sekunden später wurde ein Schlüssel im Schloß gedreht. Dann wurde die Tür geöffnet.
Vera Montesi fauchte. Kam dort das Opfer?
Sprungbereit stand sie neben ihrem Sarkophag. Weit stachen die beiden mörderischen Vampirzähne aus ihrem Gebiß hervor.
Das Gesicht war nun eine einzige Fratze.
Dann stand Dr. Tod in dem Verlies. Mit einem Blick sah er, was los war. Vera Montesi war in einer Verfassung, in der sie auch ihn anfallen würde.
»Dein Opfer ist da!« sagte Dr. Tod.
Die Finger der Untoten begannen zu zucken. »Wo?«
»In der Folterkammer…«
***
Es waren die Schmerzen, die Dino Zachew aus der Bewußtlosigkeit rissen.
Er hatte das Gefühl, als wären seine Arme abgestorben. Er spürte sie einfach nicht mehr. Dino wollte die Beine heben. Es ging nicht. Zentnergewichte schienen daran zu rängen.
Der junge Mann öffnete die Augen. Er brauchte Sekunden, um zu begreifen, wo er sich überhaupt befand.
Sein Blick irrte über die schrecklichen Folterinstrumente, und er ahnte, was ihm alles bevorstand.
Urplötzlich kam die Angst!
Eine heiße Todesangst, die sein Herz wild pochen ließ und ihm Schauer über den Rücken jagte.
Wehrlos war er dem Grafen ausgeliefert.
Dino schrie!
Schrie seine Verzweiflung, seine Panik hinaus und wußte doch, daß es nichts half.
Er riß an den Ketten. Doch sie hatten Jahrhunderte gehalten und hielten auch jetzt. Dino scheuerte sich nur die Haut von seinen Handgelenken. Blut war zu sehen.
Dino hatte den Mund halb geöffnet und saugte die schlechte Luft in seine Lungen. Der Fackelschein gaukelte ihm Höllengestalten vor, und er spürte bereits die glühenden Eisenspitzen auf seiner Brust.
Irgendwann hatte Dino keine Kraft mehr. Haltlos sackte er in seinen Ketten zusammen.
Dino Zachew war in tiefe Lethargie verfallen. Ihm war nun alles egal.
Schritte schreckten ihn auf.
Sie waren nicht laut, sondern eher schlurfend, gleitend.
Unbeirrbar näherten sie sich der Tür der Folterkammer.
Dino hielt den Atem an.
Kamen sie jetzt? Weshalb hatte man gerade ihn als Opfer ausgesucht?
Wieder kam die Angst.
Kälteschauer jagten über seinen Körper. Er zitterte wie Espenlaub.
Die Schritte verstummten.
Aus brennenden Augen starrte Dino zur Tür.
Da, jetzt bewegte sich die schwere Klinke, wurde unendlich langsam heruntergedrückt.
Stück für Stück wurde die Tür aufgeschoben.
Eine Hand umkrallte das Holz. Sie hatte spitze Fingernägel, die wie Dolche wirkten.
Dino hielt den Atem an. Er konnte seinen Blick nicht mehr von der Tür wenden.
Eine Gestalt schob sich in die Folterkammer.
Dino Zachew stöhnte auf. Er konnte nicht glauben, was seine Augen sahen.
Eine Frau hatte die Folterkammer betreten. Sie war uralt und unbeschreiblich häßlich.
Doch das war es nicht, was die Panik in Dino hochtrieb.
Es waren die beiden mörderischen Vampirzähne, die aus dem Oberkiefer hervorstachen und Schreckliches ahnen ließen.
Also gab es sie doch. Die Vampire!
Dino hatte den Geschichten der Alten nie so recht geglaubt. Er war Soldat gewesen, war modern erzogen worden und hatte die Sagen und Legenden als Unsinn abgetan.
Er hatte sich geirrt!
Die Unheimliche kam näher. Sie atmete nicht, sondern stieß nur immer ein gräßliches Fauchen aus.
Dicht vor Dino blieb sie stehen.
Der junge Mann konnte jede Einzelheit ihres entstellten Gesichtes erkennen.
Langsam hob sie die Arme.
Spitze Fingernägel fuhren über Dinos Gesicht, zeichneten Streifen auf seine nackte Brust.
Die Untote kicherte.
Die gebeugte Gestalt begann sich zu straffen, als würde sie mit neuem Leben gefüllt.
Dino wandte den Kopf zur Seite. Er konnte diesen Anblick nicht länger ertragen.
Die Alte stand jetzt direkt vor ihm. Ihre rechte Hand wurde zur Klaue.
Die Finger griffen in Dinos lockigen Haarschopf, bogen den Kopf noch weiter nach hinten.
Der junge Mann stöhnte vor Schmerzen. Aus den Augenwinkeln sah
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