GK0110 - Hochzeit der Vampire
pflichtschuldig mit, weil die anderen begonnen hatten zu lachen.
»Dann folgen Sie mir bitte«, sagte Ruff.
Mit langen Schritten und leicht vorgebeugtem Oberkörper ging er voran. Man konnte merken, daß Ruff in seinem Element war.
Und dann sahen sie den Bus, einen Mercedes aus den fünfziger Jahren, mit einer langen Kühlerschnauze und einem blitzenden Stern darauf.
Stolz schloß Janos Ruff die Tür auf. »Bitte einsteigen, die Herrschaften.«
»Einen besseren haben Sie wohl nicht finden können, was?« fragte Bill Conolly, als er an Janos Ruff vorbeiging.
»Wie meinen Sie?«
»Hier den komischen Transporter.«
»Sie werden sich noch daran gewöhnen, Mr. Conolly. Und an manch andere Sachen.«
Die letzten Worte zischte Ruff nur so heraus.
Ehe Bill eine Antwort geben konnte, wurde er angestoßen.
»Weitergehen!« rief eine Stimme, und Bill kletterte in den Bus, ohne Ruffs haßerfüllte Blicke zu bemerken.
Durch diesen kleinen Zwischenfall waren John Sinclair und Bill Conolly getrennt worden. John hatte sich bereits hingesetzt und seinen Koffer auf das Gepäcknetz gelegt, als Jane Collins plötzlich neben dem Inspektor stand.
»Ist dieser Platz noch frei?«
»Aber bitte.«
Jane setzte sich und blies eine Haarsträhne aus der Stirn. John stemmte inzwischen ihren Koffer in das Gepäcknetz.
Da sah er Bill Conolly. Der Reporter winkte ihm zu. »Wie ich sehe, hast du angenehmere Gesellschaft, John. Ich werde die Fahrt auch ohne dich überstehen.«
»Dann war der Platz also doch besetzt?« Jane Collins Gesicht nahm einen erstaunten Ausdruck an.
»Aber nicht für Sie«, erklärte John.
»Ah, so ist das.«
»Und weshalb haben Sie gerade diesen Platz gewählt?« wollte John wissen. Er mußte laut sprechen, um das Stimmengewirr im Bus zu übertönen.
»Weil Sie und Ihr Freund die einzigen sind, die ich schon kenne.«
»Das ist eine Antwort.« John nickte beifällig. »Damit stehen Sie ab jetzt unter meinem persönlichen Schutz. Ich werde darauf achten, daß Ihnen im Geisterschloß kein Vampir über den Weg läuft.«
John meinte die Worte mehr scherzhaft, doch sie sollten sich noch auf grausame Weise bestätigen.
Fünf Minuten später fuhren sie los. In Richtung Nordwesten, geradewegs auf die Karpaten zu.
John Sinclair und Jane Collins beschlossen, sich für die weitere Zeit beim Vornamen zu nennen. Als sich der Geisterjäger einmal umdrehte, mußte er feststellen, daß sich die ältere Jungfer ausgerechnet neben Bill Conolly gesetzt hatte. Der Reporter verdrehte vor lauter ›Freude‹ die Augen.
Auch John konnte sich ein Grinsen nicht verbeißen, und es fiel sogar etwas schadenfroh aus.
»Sagen Sie, John, weshalb haben Sie sich eigentlich zu dieser etwas außergewöhnlichen Reise entschlossen?« fragte Jane Collins plötzlich.
Der Inspektor zuckte mit den Schultern. »Reine Abenteuerlust. Wenn man den ganzen Tag im Büro sitzt, will man ja auch mal etwas anderes sehen.«
»Was machen Sie denn beruflich?«
»Ich bin bei einer Versicherung angestellt.«
»Oh.« Jane Collins lächelte hintergründig. »Und dann sind Sie schon so bekannt?«
»Wie meinen Sie das?«
»Nun, Sie waren bei der Gepäckkontrolle nicht dabei und sind gesondert behandelt worden. Das bedeutet etwas.«
Der Inspektor war wirklich im ersten Moment überrascht.
Doch ehe er sich eine glaubhafte Ausrede einfallen lassen konnte, winkte Jane Collins lachend ab. »Sie brauchen mir nichts zu erklären. Schließlich gibt es ein Dienstgeheimnis, nicht wahr, Inspektor Sinclair.«
Jetzt war John völlig platt. »Sie kennen mich?« fragte er.
»Ja. Sie haben vor ungefähr zwei Jahren einen Fall gelöst, der Schlagzeilen gemacht hat. Es ging damals um eine Sekte. Ich hatte zu der Zeit gerade mein Studium abgeschlossen und meine kleine Detektei eröffnet. Ich war immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Fällen. Und dabei bin ich über John Sinclair gestolpert.«
Der Geisterjäger pfiff durch die Zähne. »Aha, eine Privatdetektivin also. Damit hätte ich allerdings nicht gerechnet. Und Sie sind beruflich an dieser Reise interessiert?«
Jane Collins lachte. »Nein, da kann ich Sie beruhigen. Aber wenn ein Inspektor Sinclair mitfährt, wird es bestimmt nicht langweilig.«
»Ich kann Ihnen nicht widersprechen, Jane. Aber tun Sie mir einen Gefallen: zu niemandem ein Wort, ja?«
»Sie können sich auf mich verlassen, John.«
»Dann bin ich ja beruhigt. Außerdem, vielleicht wird es tatsächlich nur eine Vergnügungsreise.«
Doch
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