GK0113 - Doktor Tods Höllenfahrt
so kalt und entschieden, daß Mike Callahan regelrecht zusammenzuckte. Innerhalb von Sekunden wechselte sein Gesichtsausdruck. Haß stahl sich in seine Augen.
»Sie werden das bereuen, Nadine. Ich werde Sie in der Filmbranche unmöglich machen. Niemand wird Ihnen noch eine Rolle geben. Selbst in einem Pornofilm werden Sie nicht landen können. Für Sie ist die Filmkarriere beendet!«
Nadine war bleich geworden. »Danke, Mr. Callahan. Ich habe verstanden.«
Mit einer schnellen Bewegung löste sie sich aus den Armen des Regisseurs. Wie ein dummer Junge blieb Mike Callahan auf der Tanzfläche stehen. Sein Gesicht war hochrot vor Zorn und Wut.
Nadine Berger bahnte sich einen Weg durch die tanzenden Paare. Immer wieder wollte man sie auffordern, doch Nadine lehnte ab.
An der Tür stand Ross Taylor, ihr Partner in dem Horror-Streifen.
»Hallo, Nadine«, sagte er und verzog das braungebrannte Gesicht zu einem Lächeln.
Taylor war ein Bilderbuch-Mann. Er hatte dunkles, modisch geschnittenes Haar und hellblaue Augen. Sein Gesicht strahlte die Männlichkeit aus, die Frauen immer fasziniert. Doch zu Nadines Leidwesen machte sich Taylor nichts aus Frauen. Er war ein prächtiger Kollege, doch mit einer Frau eine Liebschaft anzufangen, das hätte er nie über sich gebracht.
»Ach, du bist’s, Ross«, erwiderte Nadine und legte ihren Arm auf seine Schulter.
Ross Taylor wandte den Kopf. »Hast du Kummer?«
»Ach, woher. Ich bin nur etwas müde, weißt du. Ich glaube, ich werde mich mal für ein paar Minuten zurückziehen.«
»Die Idee ist gut«, sagte Ross Taylor. Er ging einige Schritte zur Seite und deutete den Gang hinunter. »Die letzte große Tür auf der rechten Seite führt in den Gemäldesaal des Schlosses. Dort kannst du dem Trubel für ein paar Minuten entkommen.«
»Dank dir, Ross«, sagte Nadine, hauchte dem Mann einen Kuß auf die Wange und verschwand.
Die schwere Doppeltür war offen.
Nadine hatte tatsächlich Kopfschmerzen. Dieser Trubel, der Zigarettenqualm, die leeren Unterhaltungen – das war nichts für Nadine. Sie brauchte manchmal die Stille.
Nadine Berger schloß die Tür sorgfältig hinter sich zu. Der Gemäldesaal war groß. Prachtvolle Bilder hingen an den Wänden. Eine Absperrung – bestehend aus einem dicken Tau – zog sich quer durch den Saal. Schilder wiesen daraufhin, daß ein Berühren der Bilder nicht gestattet war.
Der Boden war mit Parkett ausgelegt. Nadines Schritte hallten von den Wänden wider, während sie langsam durch den Saal ging und sich die Bilder betrachtete. Von dem Lärm und Trubel war kaum etwas zu hören. Die Stille tat ihr richtig gut.
Vor einem besonders prunkvollen Schlachtengemälde blieb Nadine länger stehen. Sie betrachtete jede Einzelheit und war so darin vertieft, daß sie die Schritte erst im letzten Moment hörte.
Erschreckt kreiselte Nadine herum. Unwillkürlich preßte sie ihre rechte Hand gegen den Mund.
Der Mann, der ihr gegenüberstand, war groß, breitschultrig und hatte ein gutgeschnittenes Gesicht. Ein Ehering blitzte an seiner rechten Hand.
»Entschuldigen Sie, Miss Berger, wenn ich Sie erschreckt habe. Es lag bestimmt nicht in meiner Absicht. Gestatten Sie, daß ich mich vorstelle. Mein Name ist Bill Conolly.«
Nadine überwand ihre Überraschung schnell. Außerdem war ihr der Mann sympathisch. Er machte nicht den Eindruck eines Schürzenjägers.
»Sind Sie aus der Filmbranche, Mr. Conolly? Ich habe Sie noch nie gesehen.«
Bill wehrte lachend ab. »Nein, um Himmels willen. Mit dem Film habe ich nichts zu tun. Dort ist es mir zu hektisch. Ich bin freier Journalist und Reporter. Ich arbeite für verschiedene Zeitungen und Magazine.«
»Muß ein interessanter Beruf sein.«
»Das gebe ich zu. Aber man gewöhnt sich an alles.«
Bill blickte Nadine an. Sie war wirklich eine außergewöhnlich schöne Frau. Nadine trug ein hellblaues, figurbetontes Chiffonkleid mit einem raffinierten Ausschnitt, der den Ansatz ihres Busens sehen ließ. Das weizenblonde Haar fiel bis auf die nackten Schultern und war sorgfältig gekämmt. Nadine war kaum geschminkt, was die Apartheit ihres Gesichtes besonders betonte. Sie fiel irgendwie aus dem Rahmen der üblichen Filmschauspielerinnen. Es war gerade diese Natürlichkeit, die Männer so anzog.
»Zufrieden mit der Musterung, Mr. Conolly?« fragte Nadine. »Danke, ja.«
Nadine lachte. »Dann wollen Sie mich bestimmt interviewen.«
»Nicht unbedingt.«
Nadine hob überrascht die Augenbrauen. »Das ist ja ein
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