GK0134 - Die Drachenburg
unendlicher Qual. Ein gepreßtes Stöhnen drang aus seinem halb geöffneten Mund. Er hatte das Gefühl, von innen zu verbrennen. Ruckweise sackte er in die Knie. Gleichzeitig zerfiel sein Körper zu Staub. Er hatte kaum den Boden berührt, als auch der letzte Rest von ihm endgültig verschwand.
An Budd, den rothaarigen Seemann, erinnerten nur noch die Kleidungsstücke.
Sandra Lee war zurückgewichen. Mit glänzenden Augen hatte sie den Todeskampf des Mannes verfolgt. Nie hätte sie für möglich gehalten, daß eine Berührung mit dem Schwert solch fatale Folgen für ihre Gegner haben würde.
Dieses Schwert machte sie praktisch unbesiegbar!
Sandra Lee stieß ein leises teuflisches Lachen aus. Nicht ein Spritzer Blut klebte an der Klinge.
Plötzlich hörte Sandra ein knarrendes Geräusch. Unangenehm drang es durch die Stille.
Daumenbreit war die Tür aufgestoßen worden.
Siedendheiß fiel Sandra der zweite Mann ein.
Soeben lugte das Rattengesicht durch den Türspalt. Es konnte von seinem Standpunkt aus nicht die gesamte Kabine überblicken. Der Winkel war zu schlecht.
Mit zwei langen Schritten war Sandra an der Tür, krallte ihre linke Hand in die Haare des Mannes und zog ihn mit einem gewaltigen Ruck in die Kabine. Das Rattengesicht schrie überrascht, auf. Es wurde bis zum Bett geschleudert und krachte schwer auf die Matratze.
Sandra Lee schwang das Schwert wie eine Sense.
Das letzte, was das Rattengesicht in seinem Leben sah war die mörderische Klinge. Dann kam der glühende Schmerz, und innerhalb von Sekunden war von dem Mann nur noch Asche übrig.
»Tok-El, ich danke dir« sagte Sandra Lee höhnisch und schloß die Tür.
Ausdruckslos blickte sie auf die Kleidungsstücke der Männer. Sie empfand kein Bedauern, kein Mitleid – nichts. Die Kerle hatten es nicht anders gewollt.
Sekunden später erwachte Sandra zu einer fieberhaften Aktivität. Zuerst verstaute sie das Schwert wieder in dem Kasten dann entriegelte sie das Bullauge und zog die runde, dicke verglaste Klappe nach innen.
Frische Seeluft wehte in die Kabine und wirbelte die Asche der toten Männer durcheinander.
Sandra bückte sich, hob die Kleidungsstücke auf und stopfte sie durch das Bullauge.
Die See schluckte die letzten Andenken der beiden getöteten Männer.
Sandra schloß das kreisrunde Fenster und fegte die Asche, des Rothaarigen unter das Bett. Dann schüttelte sie die Bettdecke aus und wischte die zurückgebliebene Asche des zweiten Seemanns ebenfalls unter das Bett.
Jetzt erst war die Untote zufrieden. Siegessicher war das Lächeln, das sich in ihre Mundwinkel gegraben hatte. Sie dachte an London und an die weitere Zukunft, die von Tok-El beherrscht werden sollte.
Sandra hoffte nur, daß das Verschwinden der beiden Männer nicht so schnell bemerkt werden würde, denn eine polizeiliche Untersuchung war das letzte, dem sie sich aussetzen wollte.
Die Schiffssirene tutete und kündigte die nächste Anlaufstelle an. Laut Plan war es die Insel Stronsay.
Sandra öffnete die Tür und trat auf den Gang. Niemand war zu sehen. Nur oben vom Deck her hörte sie das Trampeln von Schritten. Ab und zu drangen auch Stimmen hinunter.
Sandra ging wieder zurück in ihre Kabine und setzte sich auf das Bett. Die Fähre verlangsamte ihre Fahrt und legte schon wenige Minuten später an.
Eine halbe Stunde dauerte die Wartezeit. Niemand von den Neuankömmlingen hatte eine Kabine gebucht, und so blieb Sandra ungestört. Dann legte die Fähre wieder ab. Sie hatte kaum die offene See erreicht, als gegen Sandras Kabinentür geklopft wurde.
Die Untote spannte sich. Wer konnte das sein?
»Herein«, rief sie.
Auf ihren Ruf betrat der dürre Mann die Kabine, der sie an Deck in Empfang genommen hatte. Er trug noch immer die viel zu große Mütze, nahm sie jetzt vom Kopf und drehte sie verlegen zwischen den Fingern.
»Sie wünschen?« fragte Sandra förmlich.
Der Mann bekam einen roten Kopf. »Entschuldigen Sie die Störung. Miß, aber es geht um eine etwas seltsame Sache.«
»Ja, bitte, reden Sie.«
»Außer Ihnen hatten wir noch zwei Passagiere, die zusammen eine Kabine gebucht hatten. Es war die Nummer fünf, die übernächste Kabine von Ihnen aus gezählt.«
»Und was habe ich damit zu tun?«
»Das möchte ich Ihnen ja gerade erklären. Die beiden Männer sind verschwunden. Sie hätten in Stronsay von Bord gehen sollen. Der Kapitän hatte noch etwas mit ihnen zu regeln, und jetzt sind die Männer nirgendwo mehr aufzutreiben.«
»Denken Sie
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