GK0134 - Die Drachenburg
ist.« Sandra lehnte sich zurück und präsentierte Peter ihren Rücken. »Mach mir doch mal den BH auf«, sagte sie.
Peter schnippte den Verschluß auf, und der knappe Büstenhalter fiel auf das Bett.
Schnell kroch Sandra unter die Decke. Peter hatte für seine Freundin nicht einen Blick. Sie war ihm in den letzten Stunden fremd geworden, und Peter Lorimer überlegte, ob es nur an ihr oder vielleicht auch an ihm lag. Er wußte noch keine Antwort. Er hatte sogar schon mit dem Gedanken gespielt, Schluß zu machen. Sandra quasi den Laufpaß zu geben.
Obwohl die beiden jungen Leute dicht nebeneinander im Bett lagen, schien zwischen ihnen doch eine unsichtbare Mauer zu bestehen, und niemand fand sich bereit, den ersten Schritt zu tun.
Die Minuten verstrichen.
Draußen von der nahen Kirche schlug die Uhr einmal. Durch das offene Fenster im Livingroom kroch die Nachtkühle und breitete sich in der gesamten Wohnung aus.
Sandra Lee war es, die die Stille unterbrach. »Peter, ich muß dir jetzt etwas sagen.«
»Bitte.«
»Weißt du eigentlich, daß du mit einer Toten im Bett liegst…?«
***
John Sinclair und Jane Collins hatten Glück gehabt und an der nächsten Straßenecke schon ein Taxi bekommen. Als Fahrtziel hatte John Janes Adresse angegeben.
Der Oberinspektor und die Privatdetektivin saßen im Fond des Wagens. Jane hatte ihren Kopf gegen Johns rechte Schulter gelehnt und hielt die Augen halb geschlossen.
»Kommst du noch mit rauf?« fragte sie mit rauchiger Stimme.
John Sinclair hatte die Frage erwartet und war sich klar darüber, wie schwer ihm die Antwort fiel, die er jetzt geben mußte. »Nein, Jane«, sagte er, »ich fahre nach Hause.«
Janes Kopf ruckte hoch. »Ist das dein Ernst, John?«
»Ja.«
Die Detektivin biß sich auf die Unterlippe. »Das verstehe ich nicht. Ich habe mich wirklich auf die Nacht mit dir gefreut, und du mußt mir schon einen triftigen Grund nennen, weshalb du mir einen Korb gibst.«
John atmete schwer aus. Er konnte Jane nachfühlen, wie enttäuscht sie jetzt war, aber die Wahrheit konnte er ihr unmöglich sagen. Denn wie er Jane kannte, hätte sie ihn nicht allein gelassen.
»Ich bin einfach zu müde«, erwiderte John und wußte selbst, daß diese Ausrede mehr als lahm klang.
»Du glaubst doch nicht, daß ich dir das abnehme.«
John hob die Schultern.
»Steckt eine andere Frau dahinter?« wollte Jane wissen.
»Nein.«
»Was denn, zum Teufel?« Jane Collins wurde ärgerlich.
»Gib mir einen Tag Zeit, dann erkläre ich es dir«, sagte John eindringlich. »Du mußt mir vertrauen, Jane. Es ist nichts, was du denkst oder auch annimmst.«
»John Sinclair, ich kenne dich«, sagte die Detektivin. »Wenn keine andere Frau dahintersteckt, dann läßt dich mal wieder irgendein Fall nicht los. Habe ich recht?«
John schwieg.
»Hat das vielleicht etwas mit dieser Sandra Lee zu tun? Du hast ja schon auf der Party so komische Fragen gestellt.«
»In gewissem Sinne – ja«, erwiderte John ausweichend.
»Und du willst mir nichts Genaues sagen.«
»Später.«
»Falls es noch ein Später gibt.« Jane Collins war eingeschnappt, was ihr John nicht einmal verübeln konnte.
Das Taxi stoppte vor Janes Haus. Der Abschied fiel mehr als frostig aus, und John Sinclair bedauerte es zutiefst, daß der Abend so enden mußte. Aber wenn sich sein Verdacht bestätigte, dann bereiteten die Mächte der Finsternis durch Sandra Lee wieder eine gefährliche Attacke vor, und nicht nur Peter Lorimer befand sich in Gefahr, sondern andere Menschen auch.
John schaute Jane noch nach, bis die Haustür hinter ihr zugefallen war.
Der Taxifahrer drehte den Kopf. »Also wenn Sie mich fragen, Sir, ich hätte die Kleine nicht laufen lassen. Mann, die wäre doch ein Erlebnis gewesen.«
»Ich habe Sie aber nicht gefragt«, sagte John und gab das neue Fahrtziel – seine Adresse – an.
»Entschuldigen Sie. Ich dachte ja nur.«
Der Fahrer gab wieder Gas und hielt wenig später vor dem großen Apartmenthaus, in dem John wohnte.
Der Oberinspektor zahlte, stieg aus und fuhr mit dem Lift nach oben.
Er hatte vorsichtshalber so gut wie nichts getrunken, denn er wollte mit seinem eigenen Wagen noch einmal zu Peter Lorimers Wohnung zurückfahren.
Seine Pistole lag in der Schublade des Nachttisches. John steckte auch noch ein mit geweihten Silberkugeln gefülltes Magazin ein und schwarze magische Kreide.
Dann fuhr er nach unten in die Tiefgarage, wo sein silbergrauer Bentley parkte. Der Wagen war frisch
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