GK0134 - Die Drachenburg
Ausweis.
Augenblicklich nahm der Beamte Haltung an. »Was kann ich für Sie tun, Sir?«
John, der in seinem angesengten Mantel einem Landstreicher mehr glich als einem Oberinspektor vom Yard, deutete auf ein Telefon. Es befand sich am Armaturenbrett des Streifenwagens. »Ich brauche mal Ihren Klingelkasten.«
»Bitte sehr, Sir.«
John kletterte in den Streifenwagen und wählte Superintendent Powells Privatnummer.
Powell nahm schon beim dritten Läuten ab, und seiner Stimme merkte John an, daß er hellwach war.
Sinclair entschuldigte sich auch nicht erst groß für die Störung und kam sofort zur Sache. Knapp und präzise berichtete er über seine Abenteuer in den vergangenen Stunden. Powell unterbrach ihn mit keinem Wort. Erst als John geendet hatte, fragte der Superintendent: »Und was haben Sie jetzt vor, Sinclair?«
»Ich muß so schnell wie möglich zu den Orkney-Inseln. Noch in dieser Nacht.«
»Wird schwierig werden.«
»Ich weiß, aber die Zeit drängt. Ich denke auch nicht an einen normalen Passagierflug, sondern diesmal muß das Militär mal was für uns tun. Lassen Sie Ihre Verbindung spielen, Sir. Wir haben doch oben auf den Inseln einen Luftstützpunkt. Von dort ist es nur ein Katzensprung bis zur Dracheninsel.«
Nach John Sinclairs Vorschlag entstand erst einmal eine kurze Pause. Dann meinte der Superintendent: »Gut, Sinclair. Sie haben mich überredet. Ich werde sehen, was sich machen läßt. Wo kann ich Sie erreichen?«
»Ich fahre zu meiner Wohnung und warte dort.«
»Verstanden, bis später dann.« Powell legte auf.
John kletterte aus dem Streifenwagen. Die Menschenmenge hatte sich inzwischen verflüchtigt. Es gab doch keine Sensationen mehr zu sehen. Die Feuerwehr hatte es geschafft, daß der Brand sich nicht weiter ausweiten konnte. Allerdings von der Wohnung hatten sie auch nichts mehr retten können. Sie war ein Opfer der Flammen geworden. Jetzt ging es einigen Experten noch darum, die Brandursache festzustellen. John Sinclair wollte eine Erklärung geben, ließ es aber dann bleiben, da man ihm bestimmt nicht glauben würde. Er konnte es außerdem auch gar nicht verlangen.
Sicherheitshalber gab er bekannt, wo er im Yard später zu erreichen war und setzte sich dann in seinen Bentley, der von den Wassermassen einiges abbekommen hatte.
John fuhr zu seiner Wohnung. Dort wechselte er seine Kleidung und wartete auf Superintendent Powells Anruf.
Die Zeit vertickte. Es ging schon auf vier Uhr morgens zu, als endlich das Telefon klingelte.
Es war Powell.
»Hören Sie zu, Sinclair«, sagte der Superintendent. »Es hat geklappt. Sie können mit einer F 104 mitfliegen. Die Maschine startet vom Croydon-Airport um genau fünf Uhr. Zielbasis St.-Barbara-Field auf den Orkney-Inseln. Der Commander weiß Bescheid, der Pilot hält sich bereit. Viel Glück, Oberinspektor.«
»Danke, Sir, ich kann’s gebrauchen.«
Aufatmend legte John den Hörer auf die Gabel. Das hatte ja gerade noch geklappt. Wieder einmal mußte er Powells Organisationstalent bewundern. Was dieser Mann – den Viele mit dem Wort Schreibtischmuffel abqualifizierten – alles schaffte, war schon sagenhaft. Powell machte manchmal das Unmögliche wahr, wie auch diesmal wieder.
John trat an die Wand und öffnete seinen kleinen Safe. Hier verwahrte er Waffen besonderer Art, die ihm schon manchmal geholfen hatten, wie zum Beispiel der geweihte silberne Nagel, mit dem er Doktor Tod zur Hölle geschickt hatte.
Doch dieser Nagel interessierte John nicht. Er steckte sich den silbernen Dolch noch ein, in dessen Griff magische Symbole eingraviert worden waren. Er ähnelte einem malaiischen Kris. Die beiden Seiten der Klinge liefen wellenförmig aufeinander zu und vereinigten sich an ihrem Ende zu einer scharfen Spitze.
John steckte den Dolch in eine dafür eigens geschaffene Lederscheide. Er nahm außerdem noch genügend Munition mit und auch magische Kreide, die ihm schon oft einen großen Dienst erwiesen hatte.
John hatte den Bentley vor dem Haus geparkt. Der Nachtportier machte große Augen, als er den Oberinspektor noch einmal weggehen sah. »Nanu, Sir, immer noch im Dienst?«
»Leider.«
»Wo geht’s denn hin, wenn ich mal neugierig sein darf?«
John stand schön an der Tür. Jetzt wandte er sich noch einmal um. »In den hohen Norden. Zu den Orkney-Inseln.«
»Um diese Zeit? Nee, das ist nichts für mich. Ich ziehe Spanien vor.«
»Ich eigentlich auch«, sagte John Sinclair und stieß die weite Glastür auf.
Immer wenn
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