GK0134 - Die Drachenburg
die beiden Flügel hinter ihm zufielen, hatte er das Gefühl, es wäre etwas Endgültiges. Selbst ein Geister-Jäger blieb vom Aberglauben nicht verschont.
Dann fuhr John ab. Die Augen des Nachtportiers starrten den Rücklichtern nach, bis sie verschwunden waren. Der Portier wußte von Johns Job und träumte oft genug davon, sich auch mal mit Verbrechern herumschlagen zu können. Aber ihm reichte schon seine Ehefrau.
Inzwischen rollte John durch die Nacht. Er fuhr auf der Ausfallstraße und konnte anständig aufdrehen. John fuhr konzentriert, ließ sich durch nichts ablenken. Aus diesem Grunde rauchte er auch während der Fahrt keine Zigarette.
Croydon-Airport, der ehemalige Zivilflughafen, war zu einem Militärflughafen umfunktioniert worden. John mußte mehrere Sperren passieren, ehe er die langgestreckten Gebäude der Flughafenkontrolle erreichte.
Ein junger Lieutenant führte ihn zu Commander Holden. Der Händedruck des Offiziers war kräftig. Holden bat John Platz zu nehmen und ließ den Piloten kommen.
Der Pilot hatte schon seine Kombination angelegt und wurde John als Jack Sturgess vorgestellt.
»Sie müssen sich auch umziehen, Sir«, sagte der durchtrainiert wirkende schwarzhaarige Mann mit dem jungenhaften Lächeln. »Wir haben schon eine Kombination für Sie bereitgelegt.«
Sie paßte sogar. John kam sich darin vor wie ein Marsmensch. Der Oberinspektor verstaute seine Zivilkleidung in einen von der Armee ausgeliehenen Koffer und begab sich dann mit Jack Sturgess zu der F 104.
Die Maschine stand schon startbereit, die Düsen liefen bereits warm.
»Na, dann steigen Sie mal ein«, sagte Jack Sturgess und klopfte John auf die Schulter. »Ich wünsche Ihnen Hals- und Beinbruch.«
»Danke gleichfalls«, erwiderte John Sinclair und setzte seinen Fuß auf die erste Sprosse der Einstiegsleiter.
Es war ein phantastisches Farbenspiel, mit dem die Sonne im Osten über den Horizont kroch. Sie überzog das Meer mit einem goldenen Schleier, auf dem die gischtenden Kämme der Wellen wie unzählige Diamanten funkelten.
Für Sekunden ließ sich John Sinclair von diesem grandiosen Sonnenaufgang gefangennehmen. Er war in der Stadt groß geworden, und es war für ihn immer ein besonderes Erlebnis, einem Naturschauspiel zuzusehen.
John hatte den Flug bisher gut überstanden. Wie ein blitzender Pfeil war die F 104 über das britische Festland gehuscht. In fünfzehntausend Fuß Höhe hatten sie die schottische Grenze überflogen und hielten Kurs Norden, auf die Orkney-Inseln zu.
Der Pilot stand in ständiger Sprechverbindung mit den Militärbasen und gab John Sinclair jetzt durch Zeichen zu verstehen, daß er mit dem St.-Barbara-Field auf der Insel Sanday Kontakt hatte.
Der Oberinspektor atmete auf. Soviel Spaß ihm auch der Flug bereitet hatte, er war doch froh, bald wieder festen Boden unter den Füßen zu bekommen.
Noch war die Sicht klar, aber von Westen kommend schob sich eine dunkle Wolkenwand der Inselgruppe entgegen. Es würde Schnee, Regen und Sturm geben, eigentlich das normale Wetter um diese Jahreszeit.
Der Pilot ging tiefer. Erste Wolkenfetzen huschten an den Sichtfenstern der Kanzlei vorbei. Schon war die grüngraue Fläche des Meeres zu sehen. Ein Kriegsschiff pflügte durch die anrollenden Wellen.
Die Insel Sanday geriet in Johns Blickfeld. Aber nicht nur sie. Auch die anderen Inseln tauchten auf. Sie sahen aus wie große grüne Flecken, mit braunen Tupfen.
Rasch verlor die F 104 weiter an Höhe. Jack Sturgess war jetzt vollauf mit der Landung beschäftigt. Laufend gab er Positionsmeldungen durch. John Sinclair wurde in den Sitz gepreßt. Schon war die Militärbasis zu erkennen. Die Baracken wirkten wie Streichholzschachteln, die Menschen wie Ameisen.
Die Betonpiste der Landebahn erschien von der Schnauze des Düsenjägers.
Dann setzte der silbrig glänzende Vogel auf. Die negative Beschleunigung preßte John Sinclair in den Sitz. Für Sekunden schloß der Oberinspektor die Augen.
Der Pilot betätigte den Hebel für die Ausklinkung des Bremsfallschirms. Sekunden später flatterte die Seide hinter dem Flugzeug auf. In einer endlos scheinenden Kette flitzten draußen die Positionsleuchten vorbei. Schon sah John Sinclair den Radarturm der Flugüberwachung auftauchen. Die Düsentriebwerke der F 104 heulten ein letztes Mal auf. Immer geringer wurde die Geschwindigkeit. Und dann stand der Jäger.
Der Pilot schnallte sich los. Und auch John Sinclair öffnete die Verschlüsse der
Weitere Kostenlose Bücher