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GK0137 - Das Todeskabinett

GK0137 - Das Todeskabinett

Titel: GK0137 - Das Todeskabinett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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älteren Sekretärin gebracht wurden. John trank den Tee wie immer nur mit Kandiszucker.
    Die Mittagszeit war eben vorbei. John hatte die Strecke nach Tonbridge in einer wirklich guten Zeit geschafft. Gegessen hatte er unterwegs an einer Raststätte.
    Inspektor Talbot strich sich sein flachsblondes Haar zurück und griff nach seiner Hornbrille, die vor ihm auf der Schreibtischplatte lag, direkt neben einem roten Schnellhefter. Talbot setzte die Brille auf und reichte den Hefter John Sinclair hinüber. »Hier finden Sie die Aussagen der Schülerinnen, die wir bisher befragt haben. Achten Sie bitte nicht auf die Form, es wird alles noch einmal getippt. Meine Beamten haben in der Schule eine Art Stützpunkt eingerichtet und protokollieren laufend weiter. Ich bekomme die Aussagen immer schubweise hereingereicht.«
    »Danke, Will.« John nahm den Hefter, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und begann zu lesen.
    Er hatte schon nach der dritten Seite Glück. John war auf die Aussage einer gewissen Janet Sturgess gestoßen. Die junge Dame hatte mit der Ermordeten auf einem Zimmer gelebt und war ihr auch privat näher gekommen. Janet berichtete von einer Verabredung, die Milly in der Mordnacht gehabt haben sollte. Und zwar mit einem Mann namens Larry Harker.
    John ließ die Akte sinken und wies Inspektor Talbot auf die Aussage hin.
    Talbot nickte. »Ja, ich weiß Bescheid. Über diese Sache bin ich ebenfalls gestolpert.«
    »Haben Sie sich diesen Larry Harker schon einmal vorgenommen?« fragte John.
    »Nein, noch nicht. Ich wollte es im Laufe des Tages noch tun.«
    »Hm.« John legte seine Stirn in Falten. »Kennen Sie denn Larry Harker?«
    Inspektor Talbot spielte mit seiner kurzen Shagpfeife. »Ich kenne ihn nicht persönlich. Aber Sie wissen ja, wie das in einer Kleinstadt ist. Hier spricht jeder über jeden. Manchmal ist das sogar von Vorteil. Man hört so einiges. Soviel mir bekannt ist, wohnt Larry Harker mit seinen zwei Tanten zusammen. Am südlichen Ortsrand besitzen sie ein kleines Haus.«
    »Sonst wissen Sie nichts über ihn?«
    »Nein, nichts Konkretes. Nur eben, was die Leute so reden.«
    »Und was reden die so?«
    Talbot winkte ab. »Ach, wissen Sie, John, ich will Sie nicht beeinflussen. Man spricht viel über Larry Harker. Er ist eben nicht so wie die anderen. Ist kein Rocker, hat keine langen Haare, schwärmt nicht für Popmusik – er lebt halt sehr zurückgezogen. Und dabei soll er – wenn man auf das Gewäsch der Teenager hören kann – sogar sehr gut aussehen.«
    John grinste. »Das ist doch schon immerhin etwas.«
    »Nun machen Sie mal keinen großen Wind um die Sache, John. Was ich Ihnen gerade erzählt habe, sind Klatschgeschichten. Ich persönlich würde Larry Harker nie für den Mörder des Mädchens halten.«
    »Und wer hat das Ihrer Meinung nach getan?«
    »Ein Penner vielleicht. Und der ist bestimmt längst über alle Berge. Es gab kein Motiv für den Mord.«
    John wiegte den Kopf. »Ich habe doch selbst die Protokolle gelesen. Wie ist diese Milly Day denn in die Hütte gelangt, die den Harkers gehört?«
    »Der Mörder kann sie schon als Leiche hineingeschleppt haben. Das Schloß konnte bald jeder knacken. Nein, John, diesen Mord muß ein Irrer begangen haben.«
    Der Oberinspektor stand auf und legte den Hefter wieder auf Talbots Schreibtisch. »Wir werden sehen, Will.«
    Talbot bekam große Augen. »Aber was ist denn los? Wollen Sie nicht erst noch die weiteren Protokolle lesen?«
    »Jetzt nicht. Ich halte mich lieber an Larry Harker. Bitte geben Sie mir die genaue Adresse.«
    Talbot kramte einen Zettel hervor, den John einsteckte. Dann erklärte er seinem Kollegen noch den kürzesten Weg.
    »Ich werde hier die Stellung halten«, sagte Talbot. Er begleitete John bis nach draußen und warf einen anerkennenden Blick auf den metallicfarbenen Bentley. »Verdient man beim Yard soviel, daß man sich diesen Wagen leisten kann? Wenn das so ist, wechsle ich auf der Stelle.«
    John lachte. »So schlimm ist es nicht. Der Wagen ist mein Hobby, und ich muß dafür auf so manches andere Vergnügen verzichten.«
    »Wie heiraten, zum Beispiel, was?«
    »Genau. Aber ob das ein Vergnügen ist…«
    Talbot winkte ab. »Ich führe jetzt bald zwanzig Jahre einen Ehekrieg. Da gibt es Sachen, sage ich Ihnen…«
    John lachte noch, als er bereits hinter dem Lenkrad saß.
    Eine Gruppe von Kindern hatte sich um das Polizeigebäude versammelt. Natürlich hatte sich der Mord in Windeseile herumgesprochen, und jetzt

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