GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits
es bei Dämonen oft nur durch Beschwörungen der Weißen Magie und den dazugehörigen Hilfsmitteln, wie magische Kreide, gnostische Gemmen oder geweihte Amulette. Diese Erfahrung hatte John im Laufe der Zeit gemacht, und doch war es nie gleich. Er mußte sich immer wieder neu auf einen Gegner einstellen, und manches Mal fragte John Sinclair sich, wann der andere stärker sein würde. Oft genug war er nur um Haaresbreite dem Tod entgangen, doch dieses Vergnügen wollte er den finsteren Mächten so lange es ging vorenthalten.
Als John den Moloch London hinter sich gelassen hatte und nach Norden fuhr, spürte er das Brennen der Narbe auf seiner Wange. Ein Zeichen, daß ihn bereits das Jagdfieber gepackt hatte.
***
Als Leo Lunt das Gasthaus betrat, kam der Wirt auf ihn zu. »Ihre Frau ist oben im Zimmer«, sagte er und wischte sich die nassen Hände an seiner Hose ab. »Was hat es denn gegeben? Hat Sam Bassum den Fehler gefunden?«
»Nein«, erwiderte Lunt einsilbig.
»Keine Angst, Mister. Bassum ist ein guter Mann. Der schafft es schon.«
»Hoffentlich.« Lunt zündete sich eine Zigarette an, hustete trocken und fragte: »Wo ist denn das Zimmer?«
»Warten Sie, ich bringe Sie hoch.«
Über eine altersschwache Stiege ging es in die erste Etage. Elektrisches Licht gab es nicht, und durch die, Fenster fiel auch kaum Helligkeit.
Lunt stieß sich einmal den Fuß und fluchte wütend. Der Holzfußboden wellte sich schon, er konnte wahrscheinlich die Witterung nicht vertragen. Mit jeder Stufe, die Lunt höher schritt, wurde seine Laune schlechter.
Dann stand er vor der Zimmertür. »Hier ist es«, sagte der Wirt und verzog sich wieder.
Lunt trat ein ohne anzuklopfen. Cora Benson saß auf dem Bett. Sie sprang auf, als Lunt in das Zimmer kam.
»Na, was hat es gegeben?«
»Mist. Dieser Salzknabe hat noch nicht einmal den Fehler gefunden. Ich bin vielleicht sauer, kann ich dir sagen. Jetzt sitzen wir in diesem Nest fest, und das Geld geht uns flöten.«
»Wieso das denn?«
»Unser Plan ist doch durcheinander.«
»Unsinn, ich habe mir das schon wieder anders überlegt. Paß auf. Wir werden den Alten zappeln lassen und fordern anstatt der einhunderttausend jetzt zweihunderttausend Pfund. Wir brauchen schließlich eine Entschädigung.«
Leo Lunt grinste. Er hockte sich auf einen wackeligen Stuhl und rieb sich die Nase. »Für zweihunderttausend Pfund lasse ich mir den Aufenthalt hier schon gefallen. Die Frage ist nur, wo willst du anrufen? In diesem Kaff gibt es ja kaum Strom.«
»Ich habe mich schon erkundigt. Ich rufe von der Post aus an. Dort gibt es ein Telefon.«
»Und ich hatte schon gedacht, hier würde getrommelt.«
Cora stand auf. »Bleib du am besten bei der Göre. Chloroform und Watte sind in meiner Handtasche. Ich bin spätestens in einer halben Stunde wieder zurück.«
»Und paß auf, daß dich die Geister nicht packen.«
Cora, die schon fast an der Tür war, wandte sich um. »Was soll das denn schon wieder heißen?«
»Ich habe vorhin auf der Straße eine Hexe getroffen, die hat mich vor Geistern gewarnt, die hier angeblich herumspuken sollen. Wo sind wir nur gelandet?«
»Reg’ dich wieder ab, und denk lieber an das Geld«, sagte Cora, bevor sie die Tür von draußen schloß.
Die Stufen der Treppe knarrten erbärmlich, als sie nach unten ging. Der Wirt war neugierig wie eine alte Jungfer. »Wollen Sie noch mal weg, Mrs. Lunt?«
»Ja, telefonieren.« Cora rang sich ein Lächeln ab.
»Da müssen Sie sich aber beeilen, sonst schließt die Post. Den Weg habe ich Ihnen ja erklärt.«
»Ich werde ihn schon finden.«
Cora verließ das Lokal. Es war kälter geworden, der Wind hatte aufgefrischt, und die Frau fror in ihrem Kostüm.
Cora Benson kam sich in diesem Dorf wie ein Fremdkörper vor. Sie war ein Kind der Großstadt und es gewohnt, die Vorzüge der Zivilisation zu genießen. Aber hier war alles anders. Hier mußte man noch selbst mit anpacken, und das befragte Cora Benson nicht.
In einigen Häusern waren schon die Lichter angezündet worden, und aus Richtung Westen kamen bereits die ersten Schatten der Dämmerung. Sie umhüllten die Berge wie mit einem großen dunklen Tuch, und es würde nicht mehr lange dauern, bis es völlig dunkel war.
Die Post war in einem alten Steinhaus untergebracht Die Tür quietschte, als Cora sie aufdrückte.
Sie war die einzige Kundin.
Vor dem Schalter hing das Schild geschlossen. Aber der Beamte war noch da. Er klebte gerade eine Mitteilung auf das Schwarze
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