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GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits

GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits

Titel: GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sollte.
    John half ihr auf die Sprünge. »Ihr Mann schrieb in seinem Brief etwas über eine Kutsche, die in Vollmondnächten immer um Mitternacht auftaucht und ahnungslose Menschen mit auf das Schloß nimmt.«
    »Das stimmt«, sagte Mary O’Shea.
    »Und wo ist Ihr Mann jetzt?«
    Mary O’Shea konnte die Tränen nicht mehr aufhalten. »Wahrscheinlich ist er tot«, sagte sie mit erstickender Stimme. »Er – er ist freiwillig in die Kutsche gestiegen. Er wollte mit dem Spuk dort oben auf der Burg aufräumen. Einer muß es ja tun, hat er gesagt. Ich habe ihn immer gewarnt, habe ihn gefragt, warum gerade er diese Aufgabe übernehmen wollte. Aber er konnte es nun mal nicht leiden, wenn Leute geknechtet oder unterdrückt wurden. Er war ein irischer Dickschädel.«
    »Wann war das, Mrs. O’Shea?«
    Die Frau schneuzte sich die Nase. »Lassen Sie mich nachdenken. Vor fünf Tagen. Eine Stunde vor Mitternacht. Und seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört.«
    »Was sagen denn die anderen Dorfbewohner dazu?«
    »Ach die.« Mary winkte ab. »Die beten nur, daß sie nicht an die Reihe kommen. Ich habe ihnen auch gar nicht erzählt, daß Mike freiwillig in die Teufelskutsche gestiegen ist. Ich habe gesagt, er wäre nach Glasgow gefahren, in einer dringenden Erbschaftsangelegenheit. Geglaubt hat mir natürlich keiner und im Dorf kursieren die seltsamsten Gerüchte.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte John. »Aber etwas anderes. Ist die Burg bewohnt?«
    »Nicht von Menschen. Die Rockfords sind ausgestorben. Das war – lassen Sie mich nachdenken. Vor ungefähr zweihundert Jahren. Man sagt dem letzten Rockford nach, daß er Schwarze Magie betrieben habe. Er hat ein Schreckensregiment geführt. Hat sich gegen alles gestellt, bis Truppen des englischen Königshauses den Grafen erhängt haben. Aber das ist schon lange her. Natürlich soll der Graf immer noch auf seinem Schloß herumspuken, und anscheinend stimmt das Gerücht auch. Denn diese Teufelskutsche, die in Vollmondnächten kommt, war damals das Lieblingsgefährt des Grafen.«
    »Wer lenkt denn heute die Kutsche?« wollte John wissen.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Aber die Kutsche hält doch hier im Ort.«
    »Sicher. Sie bleibt vor irgendeinem Haus stehen. Und das Familienoberhaupt – der Mann also – muß die Wohnung verlassen und einsteigen. Wenn nicht, stirbt seine gesamte Familie.«
    »Ist das schon vorgekommen?«
    »Noch nicht. Bisher hat jeder gehorcht.« Mary O’Shea wischte sich über die Augen. »Nur Mike wollte es eben wissen. Und jetzt ist er tot.«
    »Nun – das steht noch nicht fest«, sagte John.
    »Doch, Mister Sinclair. Ich spüre es. Ich habe ein Gefühl für so etwas. Mike und ich – wir waren so eng aneinander gekettet, daß jeder merkte, wenn es dem anderen schlecht ging. Glauben Sie mir, Sir, Mike lebt nicht mehr.«
    John Sinclair trank seine Tasse leer. »Wann sind denn die Menschen mitgenommen worden?«
    »Das hat sich über Jahre verteilt. Aber in den letzten Tagen war es besonders schlimm. Erst ein Landarbeiter hier aus dem Dorf und dann Mike. Ich habe das Gefühl, daß die finsteren Mächte auf eine Entscheidung drängen.«
    »Warum ist man denn noch nie auf die Idee gekommen, die Polizei einzuschalten?«
    »Glauben Sie, man hätte uns geglaubt?«
    »Aber die Vermißten sind doch eine Tatsache.«
    Mary O’Shea hob nur die Schultern. »Wir leben hier unser eigenes Leben«, sagte sie. »Hier herrschen andere Gesetze, Sir. Dieses Tal ist nicht mit normalen Maßstäben zu messen. Wir sind hier noch rückständig. Aber das wird Ihnen als Großstädter wohl kaum etwas sagen.«
    »Sie irren sich, Mrs. O’Shea. Ich bin nicht das erste Mal hier oben in Schottland. Ich habe in dieser Gegend schon manches Abenteuer erlebt, vor kurzem erst etwas weiter nördlich von hier, auf den Orkney-Inseln. Aber lassen wir das. Mich interessiert die Teufelskutsche. Ist damit zu rechnen, daß sie auch in der folgenden Nacht kommt?«
    »Das kann möglich sein«, erwiderte Mary O’Shea. »Sicher ist es nicht. Sie müßten die Mitternachtsstunde abwarten. Sie werden es hören, wenn die Kutsche kommt.«
    John strich sich über das blonde Haar. »Dann kann ich mich bei Ihnen aufhalten. Ich möchte nämlich nicht, daß meine Anwesenheit zu bekannt wird.«
    »Selbstverständlich können Sie hierbleiben, Sir.«
    »Gut.« John erhob sich. »Ich muß nur noch mal zu meinem Wagen und einige Sachen holen.«
    Mary O’Shea war ebenfalls aufgestanden. »Und was wollen Sie

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