GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits
Constabler gab.
Leo Lunt wuchtete sich den Toten über die Schulter und schloß den Deckel des Kofferraums wieder. Dann ging er den gleichen Weg zurück.
Die Leiche kippte er kurzerhand durch das Fenster, stieg hinterher, lauschte einen Moment, und als er nichts Verdächtiges hörte, warf er sich den Toten wieder über die Schulter.
So schnell es ging, verließ er mit seiner makabren Last den dunklen Hof.
Über die Hauptstraße des Ortes traute er sich nicht. Er nahm den beschwerlichen Weg durch Gärten und über Zäune. Schließlich hatte er einen Platz gefunden. Es war eine kleine Mulde, in die er die Leiche hineinlegte und sie anschließend mit ein paar Steinen verdeckte.
Keuchend richtete sich Leo Lunt wieder auf. Das wäre geschafft.
Niemand hatte ihn beobachtet, und Lunt mußte grinsen, wenn er daran dachte, wie elegant er das Problem aus der Welt geschafft hatte.
Aufatmend machte er sich wieder auf den Weg zum Gasthaus. Diesmal ging er über die Hauptstraße und blieb unwillkürlich stehen, als er den Bentley sah, von dem ihm auch schon Cora Nelson erzählt hatte.
Lunt zündete sich eine Zigarette an und betrachtete sich den Wagen genauer.
Tatsächlich, der Bentley kam aus London. Aber was hatte der Fahrer hier zu suchen?
Leo Lunt hatte sich gerade nach dem Nummernschild gebückt, als die Tür des Hauses aufgezogen wurde, vor dem der Bentley parkte. Ein Lichtbalken durchschnitt die Dunkelheit, und Leo Lunt konnte sich gerade noch rechtzeitig verdünnisieren.
In sicherer Entfernung blieb er stehen und beobachtete, wie ein Mann das Haus verließ, den Kofferraumdeckel des Bentley hochklappte, eine Tasche herausnahm, den Deckel wieder verschloß und auf das Haus zuging.
Und dann hörte Leo Lunt eine Frauenstimme. »Ich habe Ihnen eine Decke bereit gelegt, Herr Oberinspektor. Wenn Sie sich hinlegen wollen, dann…«
Leo Lunt hörte die weiteren Worte nicht mehr. Er hatte das Gefühl, plötzlich einen Tiefschlag bekommen zu haben.
Oberinspektor, hatte die Frau gesagt. Das konnte nur bedeuten, daß ein Polizist in ihrem Haus war und daß man ihm und Cora bereits auf der Spur war.
Der Mörder hatte es plötzlich mehr als eilig.
***
Alice Paine war es schlecht. Das Kind bekam die Nachwirkungen des Betäubungsmittel zu spüren. Ihr Magen rebellierte, und Alice konnte einen Brechreiz nicht länger unterdrücken.
Weinend blieb sie auf dem Bett liegen. Sie hatte schreckliche Angst. Das Zimmer kam ihr fremd und unheimlich vor, außerdem war es nicht beheizt, und die Kälte ließ Alice am gesamten Körper zittern. Nur allmählich kehrte die Erinnerung des Kindes zurück.
Deutlich sah sie den Mann mit der Pistole vor ihrem geistigen Auge, und sie erinnerte sich auch daran, wie Jim, der Leibwächter, tot zusammengebrochen war. Eine Frau hatte sie dann in einen fremden Wagen gezogen, ihr irgend etwas vor den Mund gehalten – und danach wußte Alice nichts mehr. Aber wo befand sie sich jetzt? Dieser dunkle Raum, in dem nicht einmal eine Lampe brannte, und durch dessen Fenster schwaches Mondlicht fiel, flößte dem neunjährigen Mädchen Angst ein. Schreckliche Geschichten fielen ihr ein, die sie mal von ihren Klassenkameradinnen gehört hatte. Vielleicht war aber alles auch nur ein Scherz oder ein Traum? Wenn sie die Augen öffnete, lag sie in ihrem Bett und…
Alice kniff sich in den Arm. Sie spürte den Schmerz und wußte im gleichen Moment, daß es kein Traum war. Man hatte sie also einfach mitgenommen.
Aber was wollten die Leute von ihr? Sie hatte ihnen doch nichts getan. Von Kidnapping und Lösegeldforderungen wußte Alice nichts. Sie war in einem wohlbehüteten Haus aufgewachsen, in dem man jede Gefahr und jede Aufregung von ihr fern gehalten hatte. Deshalb konnte sie mit ihrer jetzigen Situation kaum fertig werden.
Alice Paine setzte sich auf. Die Matratzen quietschten, und Alice spürte eine Sprungfeder des Bettunterteils.
Alices Blicke versuchten das Halbdunkel des Zimmers zu durchdringen. Sie dachte daran, daß auch der Mann und die unbekannte Frau hier sein mußten, doch Alice konnte niemanden entdecken.
Eigentlich war sie froh darüber, denn wenn wie an das Gesicht des Mannes dachte, überfiel sie nachträglich noch ein kalter Schauer.
Sie stand auf und mußte sich im nächsten Moment am Bettpfosten festhalten, da ihr schwindelig wurde.
Minutenlang blieb sie so stehen. Die Augen hielt sie geschlossen, und sie atmete tief durch, so wie man es ihr im Ballettunterricht beigebracht hatte.
Es
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