GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits
eine Spinne zu sein, dann wären ihre Fluchtchancen größer gewesen.
Wieder hörte sie das Stöhnen. Diesmal lauter, gefährlicher…
Wer war dieser Kelem? Wer verbarg sich hinter dem Namen?
Etwas polterte gegen die Tür.
Alice Paine schrak zusammen. Wie hypnotisiert hing ihr Blick an der nach oben spitz zulaufenden Tür.
Und dann bewegte sich die schwere Klinke langsam nach unten.
Alice schrie unterdrückt auf, hielt in der nächsten Sekunde den Atem an.
Knarrend wurde die Tür aufgezogen. Das Geräusch drang dem Mädchen durch Mark und Bein.
Alice hatte die Hände zu Fäusten geballt. Sie konnte ihren Blick nicht von der Tür wenden.
Und dann sah sie plötzlich eine Knochenhand aus dem Spalt auftauchen.
Jetzt gab es keine Rettung mehr für sie.
Der Kelem kam, um sich auch das letzte Opfer zu holen…
***
Plötzlich ging es nicht mehr weiter!
Es gab zwar noch den Weg, doch er war mit Steinen und Geröll übersät, so daß John um den Unterbau seines Wagens fürchtete.
Der Oberinspektor lenkte den Bentley an den Wegrand und stieg aus.
Sekundenlang ließ er die nächtliche Atmosphäre auf sich einwirken. Fast greifbar nahe türmten sich die dicken Mauern der Burg in den Nachthimmel. Geschützt wurde die Burg von einem Graben, der sich um das gesamte Gemäuer zog. Eine heruntergelassene Zugbrücke verband die Zugangsstraße mit der Burg.
John ging bis dicht an den Rand des Grabens und warf einen Blick in die Tiefe.
Dunkelheit gähnte ihm entgegen. Der Oberinspektor nahm einen Stein und warf ihn hinunter.
Er hörte keinen Aufschlag.
Der Graben mußte eine höllische Tiefe haben. Wer da hineinfiel, von dem blieb so gut wie nichts übrig.
John trat von der gefährlichen Stelle zurück und näherte sich der herabgelassenen Zugbrücke. Sie sicherte das Burgtor und wurde von zwei Ketten gehalten, die über dem Tor in Schießscharten verschwanden, in denen dann auch die Aufrollwinden steckten. Die Bohlen der Brücke waren aus stabilem Holz und lagen eng nebeneinander. Die kleinen Räume zwischen den einzelnen Bohlen hatte man mit Pech verdichtet. Die Brücke würde auch die nächsten Jahrhunderte noch überdauern.
John Sinclair überprüfte seine Ausrüstung. Er hatte einige Dinge mitgenommen, die für eine Dämonenbekämpfung unentbehrlich waren. Zum Beispiel die mit geweihten Silberkugeln geladene Pistole, dann die magische Kreide, mit deren Hilfe man einen Dämon einkreisen und somit hilflos machen konnte, und John hatte auch nicht den silbernen Dolch, mit dem Griff in Form eines stilisierten Kreuzes vergessen. Diese Waffe hatte ihm schon auf der Drachenburg einen großen Dienst erwiesen.
Dank seiner ausgezeichneten Konstitution hatte John Sinclair die Peitschenhiebe gut verdaut. Er sah zwar noch aus wie ein Landstreicher, aber das kümmerte ihn nicht.
Die Burg lag ziemlich hoch, und es wehte ein kühler Wind, der säuselnd um das alte Gemäuer strich. John Sinclair fragte sich immer wieder, welch ein Motiv hinter den Entführungen stecken mochte. War es nur die reine Lust auf menschliches Leben – was bei Dämonen oft vorkam – oder hatten die Mächte der Finsternis etwas anderes mit den Menschen vor?
Diese Frage hoffte John beantwortet zu bekommen.
Bis jetzt schien seine Ankunft noch nicht bemerkt worden zu sein. Vorsichtig betrat er die Zugbrücke. John trug Schuhe mit Gummisohlen, so daß seine Schritte nicht zu hören waren.
Die Brücke schwankte keinen Zentimeter, als der Geister-Jäger über die Bohlen schritt. Als John mit der Hand über die Haltekette strich, spürte er den dicken Rost auf der Innenfläche.
Wachsam näherte sich John Sinclair dem Burgtor. Es hatte ein spitzgiebliges Dach, und darunter befanden sich einige Schießscharten. John schritt durch das Tor und sah auf halber Höhe das hochgezogene Fallgitter mit den unten zugespitzten Eisenstäben.
Er ging schneller, hatte das Tor passiert und stand auf dem Burghof.
Der Mond gab genügend Licht, um auch Einzelheiten erkennen zu können.
Wie ein übergroßer Bleistift ragte der Wachturm in die Höhe. Er wurde eingekreist von der Mauer, dem Frauenhaus, der Palast und den Wirtschaftsgebäuden.
Und mitten auf dem Hof stand die Kutsche.
John blieb stehen, als er die glühenden Augen der Pferde sah. Sie starrten ihn an, schienen ihn durchbohren zu wollen. John wußte, daß diese Tiere nur durch die Hilfe der Schwarzen Magie lebten, er wollte aber die Probe aufs Exempel machen.
Der Geister-Jäger zog seinen geweihten Dolch
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