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GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits

GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits

Titel: GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Geländer führte an der Mauer entlang nach oben, machte einen rechtwinkligen Knick und endete vor einer Holztür.
    Der Gesichtslose zog Alice die Stufen hoch. Sie waren steil und ausgetreten. Einmal stieß sich das Kind schmerzhaft sein Schienbein, und der stechende Schmerz trieb Alice die Tränen in die Augen.
    Vor der Tür blieb der Gesichtslose stehen. Unter seinem Umhang holte er eine Art Schlüssel hervor. Er steckte das gebogene Metall in das dafür an der Tür vorgesehene Loch.
    Eine kurze Drehbewegung und die Tür schwang auf.
    Ein finsterer Gang gähnte Alice entgegen.
    »Da hinein«, sagte der Gesichtslose.
    Alice zögerte. Sie hatte Angst und fröstelte vor der Kühle, die aus dem Gang hochwehte.
    Der Gesichtslose packte Alice an der Schulter und stieß sie in den Turm.
    Alice prallte gegen eine Wand und blieb ängstlich stehen. Der Gesichtslose stand noch in der Türöffnung, seine Gestalt zeichnete sich deutlich auf der Schwelle ab.
    Ein Gedanke zuckte in Alice auf. Wenn sie jetzt vorrannte, den Unheimlichen einfach die Treppe hinunterstieß und dann weglief, war vielleicht alles gerettet.
    Zu spät.
    Der Gesichtslose hatte die Tür schon geschlossen.
    Dann flammte ein Zündholz auf, brannte nach einigen Sekunden ruhig und wurde an eine vorbereitete Pechfackel gehalten.
    Das Pech fing Feuer und begann zu stinken.
    Der Gesichtslose nahm die Fackel aus der Halterung und reichte sie Alice Paine.
    Das Mädchen hielt den Arm mit der Fackel ausgestreckt. Der tanzende Lichtschein riß eine Steintreppe aus der Dunkelheit, die nach unten in die Tiefe führte.
    In gewissen Abständen befanden sich eiserne Halter an den Wänden. Die Halter waren gleichfalls mit Fackeln bestückt.
    »Die Treppe runter!« befahl der Gesichtslose.
    Alices Lippen zitterten, als sie fragte: »Wo sind wir hier?«
    Der Gesichtslose lachte. »Im Hauptturm der Burg. Darunter befindet sich das Verlies, und dort lebt der Kelem, dessen Opfer du sein wirst.«
    Alice erschauderte. »Wer ist der Kelem?«
    »Du wirst ihn noch früh genug kennenlernen«, erwiderte der Gesichtslose und kicherte diabolisch.
    Alice Paine stieg vorsichtig die Stufen hinunter. Sie waren glitschig – die Feuchtigkeit hatte einen Film gebildet. In den Mauern waren fingerdicke Risse, und Alice sah mancherlei Getier in den Spalten verschwinden.
    Sie ekelte sich nicht einmal mehr davor. Sonst hatte sie immer beim Anblick einer Spinne Zeter und Mordio geschrien, aber jetzt war alles anders. Da kamen ihr die Tiere sogar wie Freunde vor. Freunde aus einer Welt, die sie hinter sich gelassen hatte.
    »Muß ich sterben?« fragte das Mädchen plötzlich.
    Der Gesichtslose wurde von der Frage überrascht, denn es dauerte einige Sekunden bis er antwortete.
    Dann sagte er: »Ja, du mußt sterben.«
    Alice weinte nicht. Sie erwiderte nur mit leiser Stimme: »Dann muß ich noch beten. Mein Dad hat immer gesagt…«
    »Hör auf damit!« kreischte der Gesichtslose. »Nimm dieses Wort nie mehr in den Mund!«
    Der Gesichtslose war – wie alle Dämonen – allergisch gegen Worte, die in einem Zusammenhang mit den Mächten des Guten standen. Diese Begriffe bereiteten ihm körperliche Schmerzen.
    Immer tiefer ging es in den Berg hinein, auf dem die Burg gebaut worden war.
    Die Treppe war gerade, wie mit einem Lineal gezogen. Und je tiefer sie kamen, um so schlechter wurde die Luft. Sie war kaum noch zu atmen und mit einem Geruch geschwängert, den Alice schon aus der Kutsche kannte.
    Dann lagen die letzten Stufen vor dem Mädchen. Sie mündeten in ein Verlies, das so groß war, daß das Licht der Fackel nicht ausreichte, um es zu erhellen.
    Alice ging einige Schritte in das Verlies hinein.
    Und dann blieb sie abrupt stehen.
    Kreisförmig zueinander standen sieben offene Steinsärge. Sechs Särge waren belegt. Der siebte war frei.
    Das Grauen streifte das neunjährige Mädchen wie ein kalter Hauch. Mit kaum zu verstehender Stimme fragte Alice Paine: »Weshalb ist der eine Sarg leer?«
    Hinter ihr war der Gesichtslose stehengeblieben. »Dieser Sarg ist für dich«, erwiderte er…
    ***
    »He, Bulle!«
    John, der gerade dabei war, seine Waffe zu überprüfen, wandte den Kopf.
    Leo Lunt lag auf dem Boden, hatte die gefesselten Hände erhoben und lachte. Er hatte die letzten Worte des Oberinspektors gehört. »Du brauchst dir keine Mühe zu geben, Bulle, die Göre kriegst du sowieso nicht mehr lebend.«
    Johns Gesicht wurde hart. Er stieß die Waffe zurück in die Halfter und war mit drei

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