GK0148 - Der Voodoo-Mörder
sich in dessen Mitte nieder.
Aus der Innentasche seines Jacketts holte er ein kleines schmales Etui hervor, öffnete es und entnahm diesem eine Nadel.
Sie war etwa fingerlang, vorne zugespitzt und bestand aus einem Metall, das in einer Dämonennacht geschmiedet worden war. Die Legierung war biegsam und doch hart.
Es war die letzte Nadel.
Aber zehn Opfer reichten Victor Jory. Mit ihnen konnte er seinen höllischen Plan durchführen.
Der schwarzhaarige Engländer war in sich zusammengesunken. Langsam strich er mit der Nadel über seinen Ring, der wie festgewachsen an seinem Finger der linken Hand saß.
Dieser Ring war ein Werk des Teufels. Jory hatte ihn dem Medizinmann gestohlen.
Er hatte eine dunkelgrüne Oberfläche, die plötzlich in Bewegung geriet, als Jory mit der Nadel darüber strich.
Der Ring begann sich zu verändern. Die tiefgrüne Farbe verblaßte, wurde durchscheinend, und dann war für Bruchteile von Sekunden ein schreckliches Gesicht zu sehen.
Das Gesicht des Teufels!
Es war soweit.
Der Satan hatte Victor Jorys Opfer angenommen.
Tief zog Jory den Atem ein. Er nahm die Puppe und legte sie auf den Handteller der linken Hand. In der rechten Hand hielt er die Nadel.
Langsam näherte sich die Spitze der kunstvoll geformten Puppe.
Eine fast greifbare Spannung schien in dem Zimmer zu liegen.
Jory keuchte, seine Augen drohten aus den Höhlen zu treten.
Sein Herz raste.
Jetzt berührte die Spitze der Nadel die Brust der Puppe.
Ein Ruck – und…
Ein leiser, unheimlicher Laut drang aus dem Mund der Puppe.
Das Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse der Qual und Pein.
Victor Jory lachte. Stück für Stück bohrte er die Nadel in den Körper der Puppe, bis die Spitze das Herz berührte…
***
Marion Baumann war mit dem Zug nach Nürnberg gefahren. Die Wirtsleute gaben ihr noch gute Ratschläge mit auf den Weg. Sie hatten noch nicht einmal etwas für die Übernachtung und das Essen genommen. So etwas fand man selten.
Mit dem Bahnbus war Marion bis nach Würzburg gefahren und hatte dort den Zug genommen.
Gegen Mittag traf sie in Nürnberg ein. Sie kam sich ein wenig verloren auf dem Bahnhof vor, wurde ein paarmal angesprochen, war es schließlich leid und suchte eine Telefonzelle auf, um ihre Freundin Karin Klinger zu erreichen.
Karin arbeitete bei einer großen Versicherung. Sie hatte nach dem Abitur diesen Job angenommen, da der Numerus clausus ihr einen Platz für Medizin verwehrte.
Marion wurde ein paarmal hin und her verbunden und hatte ihre Freundin schließlich an der Strippe.
Karin Klinger freute sich, daß Marion schon in Nürnberg war.
Sie wollte sich sogar einen halben Tag frei nehmen und Marion vom Bahnhof abholen. Die beiden Mädchen verabredeten sich für vierzehn Uhr. Als Treffpunkt diente der Wartesaal.
Bei einer Tasse Kaffee vertrieb Marion sich die Zeit. Noch immer spukte ihr das Erlebte im Kopf herum, und ein ums andere Mal stellte sie sich die Frage: Was hatte dieser Kerl nur von ihr gewollt? Er war doch bestimmt nicht ohne Grund mit ihr in diesen Wald gefahren. Irgend etwas hatte er doch damit bezweckt.
Karin Klingers Eintreffen riß Marion aus ihrer Grübelei.
»Hallo, Marion!« rief Karin, und Sekunden später lagen sich die beiden Freundinnen in den Armen.
Karin Klinger war ein kleines zierliches Persönchen mit einem schwarzen Wuschelkopf und großen braunen Rehaugen. Sie trug fast ausschließlich Hosenanzüge, denn sie war der Meinung, daß sie darin größer wirkte. Karin war etwas rundlich, was auf den Genuß von allzuviel Sahnetorte zurückzuführen war. Aber wegen ihrer Figur machte sie sich keine Sorgen. Sie stand auf dem Standpunkt, daß Männer gern etwas im Arm haben wollten.
»Komm, setz dich«, sagte Marion. »Wir trinken noch eine Tasse Kaffee.«
Karin schüttelte den Kopf. »Nein, Schatz. Wir fahren zu mir, dort ist es billiger.«
»Auch gut.«
Marion Baumann zahlte, und die beiden Mädchen verließen Arm in Arm den Wartesaal.
Karin hatte ihren Wagen vor einer Parkuhr abgestellt. Es war ein orangefarbener VW Baujahr 1968. Karin hatte das Fahrzeug billig erstanden, und für den Stadtverkehr war es genau richtig.
Während der Fahrt zu Karins Wohnung unterhielten sich die beiden Freundinnen über die Vergangenheit. Marion berichtete auch von ihrem Erlebnis. Karin Klinger war der Meinung, daß Marion es doch aufgeben solle, immer per Anhalter zu fahren.
»Ich glaube, das werde ich auch«, meinte Marion.
Karin Klinger wohnte in einem
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