GK0153 - Die Rache der roten Hexe
aufgerissenen Augen sahen die Zurückgebliebenen, was mit Frenell geschah, und das blanke Entsetzen nagelte sie auf der Stelle fest.
***
Wie eine Zeitlupenaufnahme lief der Tod des Gangsters vor ihren Augen ab.
Dieser mörderische Schrei war noch nicht verhallt, als Frenell plötzlich wie von einem Fausthieb gestoppt stehenblieb. Er warf die Arme hoch, seine Hände zuckten konvulsivisch, sein Körper spannte sich wie eine Bogensehne.
Und dann kamen die Flammen. Mit Urgewalt schossen sie vor Frenell aus dem Boden hoch, erfaßten im Nu seine Kleidung, und in der nächsten Sekunde war der Mann nur noch ein einziges Flammenbündel.
Er drehte sich wie ein Kreisel, wollte irgendwo hinlaufen, doch er brach auf der Stelle zusammen.
Jane Collins wandte sich ab. Neben ihr schluchzte Ray Danton auf. »Mein Gott, mein Gott«, ächzte er nur noch.
Fassungslos vor Entsetzen und Grauen sahen die Eingeschlossenen, wie einer aus ihrer Mitte verbrannte.
Unendlich lang kam ihnen die Zeit vor. Eine Zeit, die niemand von ihnen vergessen würde, Die Hexe hatte ihre Drohung wahrgemacht. Sie hatte grausam und unerbittlich zugeschlagen.
Die Flammen sanken zusammen. Als Jane Collins den Kopf hob, war von Frenell nichts mehr übrig geblieben. Selbst die Asche war vom Wind verweht worden.
Langsam, wie von unsichtbarer Hand geführt, schwang die schwere Holztür zu. Der Knall, mit dem sie ins Schloß fiel, weckte die anderen aus ihrer Erstarrung.
Gustav Domingo reagierte als erster. Noch immer hielt er seine Pistole in der Hand.
Wie an einem Band gezogen, flog er herum. Sein Gesicht war eine Grimasse aus Wut, Haß und Entsetzen.
»Wo ist dieses Weib?« brüllte er, sah Madame Millau mit einem wissenden Lächeln um den Mund am Rand des Tisches stehen, und da drehte der Gangsterboß durch.
»Ich werde dir den verdammten Balg voll Blei pumpen!« schrie er und begann zu schießen…
***
Gustav Domingo feuerte wie rasend. Alle sechs Kugeln jagte er aus dem Magazin, und jeden Schuß begleitete er mit einem heiseren Wutschrei. Die Explosionen schienen die Halle auseinandertreiben zu wollen, ließen die Trommelfelle der anwesenden Personen erzittern.
Doch dann geschah das Unglaubliche. Die Geschosse – alle sorgfältig gezielt – jagten durch Madame Millau hindurch, als wäre sie Luft. Nicht eine Kugel konnte ihr etwas anhaben.
Und plötzlich begannen die Konturen ihres Körpers zu flimmern, wurden schemenhaft und lösten sich von einem Augenblick zum anderen auf.
Gustav Domingo ließ die Waffe sinken. Er keuchte wie ein Asthmakranker. Mit glasigem Blick stierte er auf die Pistole. Seine Lippen bewegten sich im Selbstgespräch. Saccu, der zweite Leibwächter, stand wie ein Denkmal neben seinem Boß.
Die anderen waren ebenfalls geschockt. Die Szene glich einer Stellprobe auf der Theaterbühne.
Plummers Gesicht war kalkig, nur noch eine fahle Maske. Ray Danton schüttelte immer wieder den Kopf, und flüsterte Worte, die niemand verstand. Fontaines Mund stand offen, Speichel lag auf seinen Lippen. Pierre Lassalle hatte die Hände verkrampft und sich auf den nächstbesten Stuhl fallen lassen. Nur Jane Collins hielt sich einigermaßen. Sie war noch nicht einmal sonderlich überrascht. Die Privatdetektivin hatte die Ereignisse kommen sehen.
»Und was machen wir nun?« fragte Lassalle nach einer langen Schweigepause.
»Wir müssen uns wohl mit den Gegebenheiten abfinden«, meinte Jane und zündete sich eine Zigarette an. Dabei merkte sie, wie sehr ihre Finger zitterten.
Das kam nicht von ungefähr. Schließlich hatte Jane Erfahrung mit den Kräften der Hölle. Sie wußte, wie gnadenlos und brutal Dämonen sein konnten. Für diese Geister gab es keine menschlichen Gefühle. Bei ihnen zählte nur das Böse, und es gab leider nur wenige Menschen, die dies wußten und sich dementsprechend verhielten.
Pierre Lassalle stieß ein blechern klingendes Lachen aus. »Sollen wir etwa hierbleiben?«
»Ja.«
»Ohne mich.«
»Sie können ja noch mal versuchen, nach draußen zu laufen«, gab Jane zurück. »Vielleicht haben Sie mehr Glück.«
Lassalle blickte die Detektivin tückisch an. »Das hätten Sie wohl gerne, wie?«
Jane hob die Schultern »Sie müssen selbst wissen, was Sie tun. Ich bin ja nicht Ihr Kindermädchen.«
Plummer mischte sich ein. »Streit hat doch keinen Sinn«, sagte der Waffenhändler mit schwacher Stimme. »Ich meine, wir müssen zusammenhalten und gemeinsam versuchen, eine Lösung zu finden.«
»Ich sehe aber
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