GK0153 - Die Rache der roten Hexe
eiskalten Augen an.
Fontaine sah sich unsicher um. »Sagt denn niemand etwas von euch? Ihr könnt euch doch…« Schweigen.
Fontaine zuckte die Achseln, hob seinen Stuhl auf, setzte sich wieder und vergrub das Gesicht in beide Hände. Das Band lief weiter.
Abermals schallte die gefühllose unpersönliche Stimme der Frau durch die Halle.
»Sie fragen sich bestimmt nach dem Grund Ihres Ablebens. Nun – den möchte ich Ihnen wirklich nicht vorenthalten. Die fünf Männer, die mich damals verbrannt haben, wußten von diesem Fluch. Sie lebten die restlichen Jahre ihres Lebens in Angst. Manche sind ausgewandert, nach England zum Beispiel. Sie haben Kinder gezeugt, Nachkommen gehabt, so daß sich die Geschlechter bis auf den heutigen Tag gehalten haben. Deshalb meine Einladung an Sie, Mr. Plummer, oder Sie Mr. Danton. Ihr Ahnherr war übrigens Engländer. Ein englischer Hexenjäger, der für Geld tötete. Aber auch Sie sind angesprochen, Monsieur Domingo, und Sie beide ebenfalls, Monsieur Lassalle und Monsieur Fontaine. Ihre Namen sind mir ein Begriff, und irgendwann in den nächsten Tagen lernen wir uns einmal persönlich kennen. Denn ich möchte demjenigen, den ich töte, gern ins Gesicht sehen. Ich will mich an seinen Qualen und Todesängsten weiden, so wie sein Vorfahr sich über meinen Tod gefreut hat. Ich habe bewußt nicht gesagt, wen ich als ersten umbringe, doch es sollte jeder damit rechnen, schon in der nächsten Nacht mir von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Und noch etwas möchte ich Ihnen sagen. Flucht hat keinen Sinn. Ich habe um dieses Haus einen magischen Ring gelegt. Sie können wohl hinein, aber nicht mehr hinaus. So, und nun wünsche ich Ihnen eine angenehme Nacht.«
Die Stimme der Frau verklang mit einem letzten kalten Lachen.
Madame Millau stellte den Recorder ab.
Die anwesenden Personen saßen wie festgeleimt auf ihren Stühlen. Das Licht der Kerzen übergoß ihre kalkigen Gesichter mit einem gelbroten tanzenden Schein. Schweißperlen glitzerten auf den Stirnen. Kaum einer wagte zu atmen.
Eine lange Minute verstrich… Ray Danton tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Jane Collins hatte den Blick gesenkt. Sie dachte an John Sinclair und betete, daß der Geisterjäger früh genug eintreffen würde.
Pierre Lassalle räusperte sich. Er versuchte zu lächeln, doch es wurde nur eine Grimasse.
Der einzige, der außer Jane Collins einigermaßen die Nerven behielt, war Gustav Domingo.
»Ich habe noch nie etwas für Scherze übrig gehabt«, sagte er mit heiser klingender Stimme. »Und für solche erst recht nicht, Madame Millau.«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Es war kein Scherz, Monsieur Domingo.«
Der Rauschgiftboß lachte leise. »Ich hoffe, daß es einer war. Und zwar in Ihrem Interesse. Wir werden jetzt Ihre komische Hexe auf eine kleine Probe stellen. Mein Leibwächter Frenell wird dieses Haus verlassen, sich in den Wagen setzen, wieder hierher fahren und mich und meinen anderen Leibwächter ein – steigen lassen. Ist das klar, Madame?«
»Ich kann Sie an dieser Torheit nicht hindern, Monsieur Domingo.«
»Frenell!« Gu Domingo stand auf. »Ja, Chef?«
»Du hast gehört, was ich gesagt habe. Geh jetzt und hol den Wagen.«
Frendell senkte den Kopf. »Chef, ich…«
Domingo atmete tief ein. Dann zog er mit einer blitzschnellen Bewegung seine Pistole. Es war eine Luger. Die Mündung wies auf Frenell. »Ich sage niemals etwas zweimal, das solltest du wissen, Frenell. Und jetzt hau ab!«
Frenell warf noch einen unsicheren Blick in die Runde und ging. Er schritt mit gesenktem Kopf. Jane Collins kam er vor wie ein Todeskandidat.
Dann war der Mann an der Tür. Seine Hand näherte sich der schweren Klinke. Die anderen hielten den Atem an. Nichts geschah. Ungehindert konnte Frenell die Tür aufziehen. Kühle Luft wehte in den Raum, ließ die Kerzenflammen flackern.
Frenell warf noch einen scheuen Blick zurück. Die Zurückgebliebenen waren aufgestanden.
»Wenn das nur gutgeht«, flüsterte Ray Danton.
»Ich glaube nicht daran«, gab Jane Collins ebenso leise zurück.
»Dann halten Sie den Mann doch auf.«
»Gegen den Befehl seines Chefs? Glauben Sie denn, ich bin lebensmüde, Ray?«
Der junge Schriftsteller schwieg. Frenell war jetzt nach draußen gegangen, tauchte ein in das verwaschene Grau der Dämmerung.
»Na bitte«, sagte Gu Domingo. »Es geschieht nichts. Man wollte uns hier zum Narren halten. Man wollte…«
Im gleichen Augenblick hörten sie den Schrei. Aus weit
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