GK0153 - Die Rache der roten Hexe
Sorgen.«
»Wir werden ja sehen«, antwortete Domingo knurrend. »Was machen wir denn mit der Leiche?« fragte George Plummer und zeigte auf den Toten.
»Begraben können wir ihn nicht«, meinte Jane. »Wir wickeln ihn in eine Decke und legen ihn ins Bad.«
Keiner der Männer machte Anstalten, dem Vorschlag zu folgen.
»Soll ich das allein machen?« fragte Jane höhnisch. »Feine Kavaliere sind Sie.«
»Tut mir leid«, sagte Ray Danton, der junge Schriftsteller. »Aber ich bin dabei.«
Schließlich erklärten sich auch noch Plummer und Saccu bereit. Nur Domingo hatte damit nichts zu schaffen, und auch Lassalle, der große Draufgänger, hielt sich lieber im Hintergrund.
Nachdem die Leiche im Bad verschwunden war, beschloß man, den Rest der Nacht doch gemeinsam in der Halle zu verbringen.
Wenige Minuten später hatten sich wieder alle dort unten versammelt. Sie stellten die Stühle zusammen und bauten sich provisorische Sitz- und Liegegelegenheiten.
Eine halbe Stunde verging. Jede Sekunde wurde vom Ticken einer alten Standuhr begleitet.
Und plötzlich stand sie mitten in der Halle.
Madame Millau, die unheimliche Alte! Gustav Domingo hatte sie zuerst entdeckt und fuhr mit einem Schrei von seinem Stuhl hoch.
»Das war Nummer eins«, sagte die Alte mit klirrender Stimme. »Nummer zwei folgt in der nächsten Nacht.«
Noch in der gleichen Sekunde löste sich die Frau auf. Sie hinterließ Grauen und Angst…
***
Der silbermetallicfarbene Bentley schnurrte über die Straßen der nördlichen Normandie.
Hinter dem Lenkrad saß Oberinspektor John Sinclair, von seinen Freunden auch scherzhaft Geisterjäger genannt.
John war praktisch als Privatmann gekommen, ohne einen offiziellen Auftrag in der Tasche. Er wußte aber aus Erfahrung, daß eine Frau wie Jane Collins nicht umsonst die Pferde scheu machte. Es mußte schon ein triftiger Grund vorgelegen haben, daß sie überhaupt bei John angerufen hatte. Jane dachte immer nüchtern und praktisch und bemühte sich sehr, mit ihren Problemen allein fertig zu werden.
Der Geisterjäger war schon in den frühen Morgenstunden losgefahren und hatte die erste Fähre genommen. Er wollte nachmittags bereits auf Maison Bayeus sein und fuhr dementsprechend zügig. Leider wußte er nicht genau, wo sein Ziel lag, aber schließlich hatte er ja einen Mund, um zu fragen.
John Sinclair befand sich nicht zum erstenmal in dieser Gegend. Er erinnerte sich noch gut an das Abenteuer mit Sourette, dem unheimlichen Magier, das ihn ebenfalls in die Provinz Calvados geführt hatte.
Die Landschaft gefiel John Sinclair. Die sanften Hänge und dichten Wälder übten auf John einen eigenartigen Reiz aus. Und natürlich schmeckte ihm auch der Apfelschnaps, der hier gebraut wurde und weltbekannt war. Dazu kam der frische Meerwind, der die Luft stets reinigte und sie mit einem eigentümlichen Salzgeschmack anreicherte.
Es gab nur wenige kleine Dörfer in dieser Gegend. John wollte aber später einen Ort anfahren, um sich genau nach seinem Ziel zu erkundigen.
Er fuhr von der Staatsstraße ab und hielt sich in Richtung Norden, rollte jetzt praktisch auf die Halbinsel Cotentin zu, die sich wie ein breiter Finger in das Meer schob.
John Sinclair war ein Mann, der nichts auf die lange Bank schob, sondern sofort reagierte. Der jetzt schon Jahre dauernde Kampf gegen die Mächte der Finsternis hatte ihn gelehrt, schnell und unkompliziert zu handeln. Und seine Erfolge im Kampf gegen Dämonen und Geister kamen nicht von ungefähr.
John war trotz seiner vierunddreißig Jahre schon Oberinspektor. Der jüngste beim Yard übrigens, worüber sich manche Kollegen sehr ärgerten. Aber das machte John nichts mehr aus, schließlich hatte er sich ja nicht selbst befördert.
Auf der Straße herrschte so gut wie kein Verkehr. Manchmal kamen John ein paar Trecker entgegen, auch mal ein Pferdefuhrwerk oder ein alter Lieferwagen Eine weitere Stunde verrann, und der Geisterjäger beschloß, im nächsten Dorf anzuhalten, um nach dem genauen Weg zu fragen. Laut Karte konnte er nicht mehr weit von seinem Ziel entfernt sein.
Einige am Straßenrand liegende Gehöfte kündeten das Nahen einer Ortschaft an.
Und dann tauchte auch schon das Schild auf.
Brachè las der Oberinspektor. Er verringerte die Geschwindigkeit, hielt nach einem Gasthaus Ausschau und stoppte schließlich vor einer windschiefen Hütte, über deren Eingangstür das Schild »Bar« hing.
John stieg aus und betrat die »Bar«. Ein düsterer, muffig
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