GK0157 - Zirkus Luzifer
schluckte den Hieb, ohne mit der Wimper zu zucken. Wieder zeigte sich ihre Unempfindlichkeit gegen Schmerzen.
Ihre Hände hatten sich in Johns Jackett verkrallt. Nur eine Handspanne war ihr gräßliches Gesicht von John Sinclairs Augen entfernt. Die Untote besaß die Kräfte der Hölle. Sie drückte John Stück für Stück zurück, bis er die Wand eines Wagens in seinem Rücken spürte.
Der Geisterjäger riß sein Knie hoch. Er sah aus den Augenwinkeln, daß sich Latero aufgerappelt hatte. Sein rechter Arm hing bewegungsunfähig am Körper herab. Aber in der linken Hand funkelte schon wieder eine seiner mörderischen Klingen. Mit verzerrtem Gesicht schlich er auf die beiden Kämpfenden zu.
Latero war blind in seinem Haß. Er wollte John Sinclair umbringen. Doch auch die Untote ließ nicht locker. Sie hatte den Kniestoß verdaut, und es war ihr gelungen, die flache Hand gegen Johns Stirn zu pressen.
Der Kopf des Geisterjägers wurde zurückgedrückt. Die kalte Totenhand der Vampirin verdeckte seine Augen. John war so gut wie blind, und seine Bewegungsfreiheit war eingeengt. Ilonka drückte mit ihrer ganzen Kraft und ihrem gesamten Gewicht gegen ihn.
Immer wieder rammte John seine Fäuste in den Leib der Untoten. Doch ohne Erfolg.
Jetzt war Latero heran. »Laß ihn mir!« brüllte er. »Laß ihn mir!«
Mit der linken Hand holte er zu einem mörderischen Messerstoß aus.
Doch Ilonka hörte nicht. »Geh weg!« fauchte sie, zog einen Arm zurück und schlug nach Latero.
Der Messerwerfer duckte ab. Aber durch Ilonkas unbeherrschte Reaktion hatte John Sinclair etwas mehr Bewegungsfreiheit bekommen, die er sofort nützte.
Ein sensender Karatehieb fegte auch den anderen Arm der Untoten zur Seite.
Ilonka flog zurück, krachte gegen den anderen Wohnwagen und war sekundenlang außer Gefecht gesetzt.
Latero hatte freie Bahn. Die Klinge wischte durch die Luft. John sah das Blitzen vor seinen Augen, hörte Terrys gellenden Schrei und warf sich im allerletzten Augenblick zur Seite.
Haarscharf über seinen Kopf hinweg fetzte das Messer das Holz des Wohnwagens auf. Latero hatte soviel Wucht hinter den Stoß gelegt, daß er selbst auch gegen die Wand geworfen wurde.
Wütend brüllte er auf und bemühte sich verzweifelt, das Messer aus dem Holz zu reißen.
John Sinclair lag auf dem Boden, mit den Beinen halb unter dem Wohnwagen.
Und da kam die Vampirin. Jetzt sah sie ihre Chance, den Geisterjäger endgültig zu vernichten.
Doch der Oberinspektor hielt längst seine Pistole in der Hand. Zweimal zog er den Abzug durch.
Die beiden geweihten Silberkugeln trafen die Untote mitten im Sprung, stoppten sie und schleuderten sie zurück.
John Sinclair hatte genau getroffen. Die Geschosse waren Ilonka in Höhe des Herzens in die Brust gedrungen.
Ein gräßlicher ohrenbetäubender Schrei drang aus dem Mund der Untoten. Ilonka drehte sich wie ein Kreisel. Ihre Arme wischten durch die Luft, sie strampelte mit den Beinen, ihr Kopf flog in den Nacken, die langen schwarzen Haare wehten wie ein Schleier durch die Luft.
Sekundenlang nur tobte der Kampf, dann brach die Untote zusammen.
John hielt noch immer die Waffe in der Hand. Er hatte die Lippen zusammengepreßt, die Narbe auf seiner rechten Wange war feuerrot angelaufen.
Lui Latero stand auf dem Fleck wie ein Denkmal. Er hatte noch immer seine linke Hand um den Messergriff gekrallt und sah aus weit aufgerissenen Augen dem Todeskampf der Untoten zu.
Ilonka hatte das Ende ihres unseligen Daseins erreicht. Sie lag ächzend auf dem Boden und begann langsam aber stetig zu verfallen.
Der Prozeß begann an den Füßen, setzte sich immer weiter fort und hatte schon bald das Gesicht erreicht.
Zurück blieb grauer Staub und ein Bündel Kleider, zwischen denen zwei silberne geweihte Kugeln glänzten.
Totenstille hatte sich über den makabren Kampfplatz gesenkt. Eine Stille, die plötzlich durch eine eiskalte Stimme unterbrochen wurde.
»Bravo, Oberinspektor Sinclair. Kompliment. Sie sind noch gefährlicher als ich dachte. Aber kugelfest sind Sie auch nicht, mein Lieber.«
John wandte den Kopf. Am Ende des schmalen Weges stand ein Mann. Er war ganz in Schwarz gekleidet und hatte hellblondes, ziemlich langes Haar. Unter der breiten Stirn funkelten zwei eiskalte Augen. Ein spöttisches überhebliches Lächeln kerbte die Mundwinkel.
Das hätte John gar nicht mal so sehr gestört. Es war vielmehr die Maschinenpistole, die seine Lage so hoffnungslos erscheinen ließ, und deren Mündung
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