GK0157 - Zirkus Luzifer
ihm Terry Bendix ziemlich genau beschrieben. Dem Aussehen nach konnte sie es ohne weiteres sein. Wenn ja – aus welchem Grund hatte sie sich dann neben ihn gesetzt?
Die Sachlage wurde für den Reporter immer undurchsichtiger.
Jetzt öffnete die Frau ihre Handtasche, suchte einige Sekunden lang darin herum und ließ die Hand in der geöffneten Tasche.
Bevor Bill sich entschloß die Frau anzusprechen, sah er noch einmal zum Eingang hinüber.
Keine Spur von John Sinclair. Sein Platz am linken Außenrand der Loge blieb weiterhin leer. Die anderen Plätze – es gab acht an der Zahl – waren besetzt.
Bill merkte, wie die rothaarige Frau neben ihm tief einatmete und plötzlich die Hand aus der Tasche zog.
Einen Atemzug später spürte Bill einen harten Druck an seiner rechten Hüfte. Die Frau hatte sich etwas zur Seite gebeugt und zischte: »Ich habe hier eine Pistole in der Hand, Mister Conolly. Wenn Sie sich nur einen Zoll falsch bewegen, muß ich schießen.«
Der Reporter versteifte sich. Er hatte plötzlich das Gefühl, eine Rasierklinge würde seinen Rücken hinunterfahren. Gewaltsam zwang er sich zur Ruhe.
»Und was soll das alles?« fragte er leise.
»Ich bin gezwungen worden, dies zu tun«, erwiderte die Frau.
»Sind Sie Terry Bendix?«
»Ja.«
»Was ist mit John Sinclair?«
»Ich weiß es nicht. Man hat ihn und mich überrumpelt. Er wurde zum Mandarin gebracht, und ich bekam den Befehl, mich neben Sie zu setzen und zu schießen, wenn Sie sich falsch benehmen und meinen Anweisungen nicht Folge leisten.«
Bill hatte mittlerweile seinen Schreck überwunden. »Es würde mir nicht schwerfallen, Sie zu überrumpeln.«
Terry Bendix lachte freudlos. »Das glaube ich Ihnen. Aber dann wäre auch ich dran, denn auf meinen Kopf ist ein Gewehr mit Zielfernrohr gerichtet, und man hat mir erzählt, daß der Schütze noch nie vorbeigeschossen hat.«
»Verdammt«, fluchte Bill. Es war eine fatale Situation. Brachte er sich in Sicherheit, war unter Garantie das Leben der Frau verwirkt. Und er hatte Terry Bendix dann auf dem Gewissen. Auch wenn das Licht mal erlöschen würde, gab es kaum eine Chance zu entkommen. Der hinterhältige Schütze wußte immer, wohin er zu zielen hatte. Außerdem würden bei solch einem Versuch auch noch Unschuldige in Gefahr gebracht. Nein, das wollte Bill auf keinen Fall riskieren. Aber er konnte es drehen und wenden, es blieb eine verteufelte Situation.
»Und was soll ich tun?« fragte Bill.
»Ich habe keine Ahnung«, antwortete Terry Bendix. »Alles weitere wird wohl die Zeit ergeben. Wir müssen eben abwarten.«
Bill wollte noch etwas sagen, doch da ertönte ein Gongschlag, der dumpf in dem weiten Rund widerhallte.
Schlagartig verlosch das Licht. Bill war versucht aufzuspringen, doch er ließ es bleiben. Neben sich hörte er das hastige Atmen der rothaarigen Frau. Der Druck an seiner Hüfte verstärkte sich.
»Behalten Sie nur die Nerven«, flüsterte Bill mit heiserer Stimme.
Er war wohl der einzige unter den Zuschauern, der gesprochen hatte, denn in der Stille, die herrschte, hätte man die berühmte Stecknadel fallen hören können.
Die Zuschauer hielten den Atem an. Und dann wurde die Stille von einem gellenden satanischen Gelächter unterbrochen. Es war so schrill und kreischend, daß es in den Ohren schmerzte.
Die Vorstellung im Dämonenzirkus hatte begonnen…
***
Sekunden später verstummte das Gelächter so abrupt, wie es begonnen hatte. Dafür zerteilte ein breiter, blutroter Scheinwerferstrahl die Dunkelheit und schuf eine kreisrunde Lichtinsel in der Manege.
Im Zentrum des Kegels stand ein Mann.
Andrax!
Zweimal drehte er sich um die eigene Achse, genoß die Blicke der Zuschauer, hob dann beide Hände und ließ sie wie zwei Bretter nach unten fallen.
Die Scheinwerfer verlöschten. Wieder breitete sich die tiefschwarze Dunkelheit aus, die nicht einmal von einer Notbeleuchtung durchbrochen wurde. Es schien, als habe sich ein riesiges schwarzes Tuch über Zuschauer und Manege gelegt.
Still war es. Still wie in einem Grab. Doch dann erklang aus den vier im weiten Rund aufgestellten Lautsprechern eine harte, etwas höhnisch klingende Stimme.
»Willkommen im Zirkus Luzifer, Ladys and Gentlemen. Ich darf Sie zum Kauf Ihrer Karte beglückwünschen, denn nun gehören Sie zu den wenigen Menschen, denen die Geheimnisse der Schwarzen Magie und Dämonologie nicht verborgen bleiben werden.«
Der Sprecher – es war Andrax – legte eine wirkungsvolle Pause ein. Die
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