GK0157 - Zirkus Luzifer
genau auf Terry Bendix zeigte.
Der blondhaarige Mann lachte kalt. »Es ist aus, John Sinclair. Du hast verloren, mein Freund. Ich gebe dir genau zwei Sekunden, dann hast du deine Kanone weggeworfen, es sei denn, du willst die Puppe hier gern tot vor dir liegen sehen…«
***
Der Geisterjäger knirschte in ohnmächtiger Wut mit den Zähnen. Jetzt hatte er sich also doch noch überrumpeln lassen.
Der Kerl mit der Maschinenpistole sah nicht danach aus, als ob mit ihm zu spaßen wäre, und John zog es deshalb vor, seine Pistole zur Seite zu werfen.
Andrax bückte sich blitzschnell und steckte sie ein. Dabei wich die Mündung der Kugelspritze um keinen Zoll zur Seite. Andrax war wirklich ein Profi.
Neben John stieß Lui Latero pfeifend den Atem aus. Dann lachte er häßlich und riß mit einem gewaltigen Ruck sein Messer aus der Holzwand des Wohnwagens.
Breitbeinig baute sich Latero vor John Sinclair auf. »Jetzt schneide ich dir die Gurgel durch, du Hund«, preßte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Du hast mir den Arm ausgekugelt, aber das ist mir dein Tod schon wert.«
Latero wollte eine gedankenschnelle Handbewegung machen, die aber schon im Ansatz durch Andrax’ Stimme gestoppt wurde.
»Nichts wirst du tun, Lui. Gar nichts. Dieser Mann gehört dem Mandarin, genau wie die rothaarige Puppe.«
Latero duckte sich und steckte enttäuscht das Messer weg. »Irgendwann kriege ich dich doch«, zischte er dem Oberinspektor zu.
John Sinclair ignorierte den Kerl. Er wandte sich an den Mann mit den blonden Haaren. »Kann ich aufstehen, Mister…« Das Mister dehnte er etwas, so wie jemand, der unbedingt einen Namen erfahren wollte. Und Andrax fiel darauf herein.
»Ich heiße Andrax«, sagte er. »Merk dir den Namen gut, Bulle. Wahrscheinlich werde ich es sein, der dich hinterher zur Hölle schicken wird.«
John konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Verdammt viele, die den Wunsch haben. Nun, eure Vampirin hat es ja nicht geschafft.«
»Halt die Schnauze!« fuhr Andrax den Oberinspektor an. »Und jetzt steh auf!«
John Sinclair erhob sich mühsam. Seine Blazer-Kombination sah aus wie eine Schlammbahn. Genau wie die Hände und ein Teil des Gesichts.
Andrax ging einen Schritt zurück und ließ John Sinclair an sich vorbeigehen und neben Terry Bendix Aufstellung nehmen. Dabei achtete er darauf, immer genügend Abstand zwischen sich und dem Oberinspektor zu haben, denn Andrax wollte nicht riskieren, durch einen plötzlichen Angriff überrascht zu werden.
John lächelte Terry Bendix aufmunternd zu. »Kopf hoch«, flüsterte er, »noch haben wir nicht verloren.«
Doch diese Aufmunterung entlockte Terry Bendix nicht einmal ein leichtes Lächeln.
Die Frau und John Sinclair mußten sich in Bewegung setzen. John konnte einen schnellen Blick auf die Uhr erhaschen und stellte fest, daß es bis zum Beginn der Vorstellung noch rund zwanzig Minuten Zeit waren.
Niemand nahm von ihnen Notiz, Die anderen Angestellten des Zirkus’ gönnten ihnen kaum einen Blick. Anscheinend waren sie derartige Szenen gewöhnt.
Vor dem größten Wohnwagen mußten Terry und John stehenbleiben. Der Geisterjäger ahnte, daß er bald dem Direktor des Unternehmens gegenüberstehen würde, wenn man diesem Mann solch einen Titel geben wollte.
Doch vorher wurde Terry von John weggeschafft.
Zwei Kerle, die aussahen wie Ringer und außer einem Lendenschurz nichts weiter am Leibe trugen, nahmen sich des Mädchens an. Terrys letzter verzweifelter Blick brannte sich in Johns Gehirn fest.
Der Geisterjäger ballte die Hände zu Fäusten und verfluchte seine eigene verdammte Hilflosigkeit.
Während Andrax John weiterhin bewachte, klopfte Lui Latero gegen die Tür des Wohnwagens. Er tat dies in einem bestimmten Rhythmus, den John sich einprägte.
Die Tür schwang auf. John Sinclair mußte vorgehen und verschmolz mit der Dunkelheit, die im Wageninnern herrschte.
Dumpf fiel die Tür hinter ihm ins Schloß. Andrax stand neben dem Oberinspektor und drückte ihm die Mündung der Maschinenpistole in die Seite.
»Komm nur nicht auf dumme Gedanken«, raunte er leise. »Ich würde schneller schießen, als du reagieren kannst.«
John hörte gar nicht richtig hin. Er hatte sofort gespürt, daß noch jemand in der Nähe sein mußte. Eine dämonische Ausstrahlung ging von der Person aus, und die Nackenhaare des Oberinspektors stellten sich in die Höhe.
Dann gab es ein leises, scharrendes Geräusch, so als würde ein Stuhl gerückt oder
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