GK0157 - Zirkus Luzifer
gedreht.
Und plötzlich hörte John das Lachen, und gleichzeitig konnte er auch das rote M sehen, das wie eine Flamme in der Dunkelheit leuchtete. »John Sinclair«, sagte eine rauhe Stimme, der man den mühsam unterdrückten Haß anmerkte. »Der berühmte Geisterjäger. Endlich habe ich dich. Ich hätte mir nie träumen lassen, daß ich es einmal sein würde, der dich zum Teufel schickt. Ha, Asmodis wird sich freuen.«
John Sinclair blieb weiterhin gelassen. »Und wer bist du?« fragte er.
»Man nennt mich den Mandarin!«
»Nie gehört!« erwiderte John und gab seiner Stimme einen provozierenden Klang. »Ich habe bisher immer mit Dämonen zu tun gehabt, die eine Stufe höher standen.«
Der Mandarin fauchte wild. »Für diese Worte wirst du einen noch grausameren Tod sterben, Geisterjäger. Ja, eine Kugel wäre zu schade. Du wirst in meinem Zirkus eine Galavorstellung bekommen, und niemand kann dir helfen. Auch nicht ein gewisser Bill Conolly, den du als Rückendeckung mitgebracht hast. Um ihn kümmert sich im Augenblick schon jemand.«
John hielt die Luft an. Verdammt, woher wußte dieser Mandarin, daß er nicht allein gekommen war? Anscheinend war der Typ doch gerissener als John angenommen hatte.
»Bist du gar nicht neugierig, was wir mit dir anstellen werden, Sinclair?« fragte der Mandarain lauernd.
»Kaum, Ihr werdet euch schon etwas einfallen lassen.«
Den Mandarin ärgerte Johns zur Schau gestellte Sicherheit. Plötzlich brüllte er los. »Wir werden dich als Lebenden in einen Sarg stecken und als Toten dem Publikum präsentieren. Heute abend wird es meine Schau. Ich hatte vorgehabt, die Zuschauer zu hypnotisieren, aber vorher werde ich ihnen ein Schauspiel präsentieren, das sie nie vergessen werden. Ich, der Mandarin, werde dich vernichten, wie ein lästiges Insekt. Darauf kannst du Gift nehmen!«
John Sinclair glaubte dem Dämon aufs Wort!
***
Bill Conolly und John Sinclair hatten sich Karten für die teuersten Plätze gekauft. Nicht etwa weil sie zuviel Geld hatten – nein, von der Loge aus hatte man den besten Blick.
Die Sitzflächen und Rückenlehnen der Stühle waren mit grünem Cordsamt überzogen. Man saß relativ bequem, und Bill konnte auch seine langen Beine etwas ausstrecken. Bill hatte seine angewinkelten Arme auf die Lehnen gelegt und blickte sich um. Die beiden Plätze neben ihm waren frei. Auf einen würde sich nachher John Sinclair setzen.
Langsam füllten sich die Reihen. Es war ein gemischtes Publikum, nur fiel Bill auf, daß keine Kinder dabei waren. Aber der Zirkus Luzifer bot ja auch kein normales Programm.
Bill Conolly war durchaus davon überzeugt, daß Dämonologie mit im Spiel war und nicht alles nur auf Tricks beruhte. Johns Abenteuer mit der Vampirin hatten in ihm diese Überzeugung festgesetzt.
Der Vorhang zum Manegeneingang war noch geschlossen. Er war aus dickem dunkelblauem Stoff und reichte bis zum Boden. Scheinwerfer – durch Filter gemildert – warfen ihr Licht in die Arena.
Bill ließ seine Blicke kreisen. Es herrschte eine gespannte erwartungsvolle Atmosphäre unter dem Zirkusdach. Schon jetzt spürten die Zuschauer einen gewissen Nervenkitzel. Sie alle waren durch die außergewöhnliche Reklame angeheizt worden. Was würde sie in den kommenden Stunden erwarten?
Bill Conolly nahm an, nichts Gutes. Und er wurde auch ungeduldig. Ein Blick zur Uhr zeigte ihm, daß John jetzt langsam kommen konnte.
Der Reporter sah zum Eingang hin, konnte seinen Freund aber nicht entdecken.
Fast sämtliche Plätze waren jetzt besetzt. Nur noch vereinzelt kamen die Zuschauer in das Zelt. Aus diesem Grund fiel Bill auch die rothaarige Frau auf, die sich unschlüssig umsah, auf ihre Karte schaute und sich dann langsam durch die Reihen schob. Sie erreichte einen schmalen Gang, ging diesen hinunter und steuerte die Logenreihe an, in der auch Bill Conolly saß.
Dem Reporter fiel auf, daß das Gesicht der Frau eine maskenhafte Starre besaß.
Mißtrauen keimte in Bill auf. Die Frau nickte dem Reporter zu, sah noch einmal auf ihre Karte und nahm rechts neben Bill Platz. Automatisch schob sie ihren Rock zurecht und sah dann starr geradeaus.
Bill Conolly wurde unruhig. Drei Minuten noch bis zum Beginn der Vorstellung.
Mein Gott, wenn doch John endlich kommen würde.
Nervös fuhr sich der Reporter über das Gesicht. Dann blickte er die Frau neben ihm aus den Augenwinkeln an. Rotes Haar, kurz geschnitten, das Gesicht…
Bill Conolly begann zu überlegen. John Sinclair hatte
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