GK0157 - Zirkus Luzifer
Schmerzen bereiten. Sie wollte hinter den Vorhang in Deckung kriechen, doch Terry ließ nicht locker. Gnadenlos verfolgte sie die Untote, trat mit den Füßen den auf dem Boden liegenden Vorhang zur Seite und war nur von dem Willen beseelt, die Untote endgültig zu vernichten. Sie hatte sämtliche Angstschranken abgebaut, jetzt ging es nur noch um ihr eigenes Leben.
Doch dann änderte sich die Situation.
Mit einem Knall flog plötzlich die Tür des Wohnwagens auf.
Terry wirbelte herum. Andrax stand auf der Schwelle. Seine Augen sprühten einen tödlichen Haß. Mit einem Blick erfaßte er, was vorgefallen war.
Andrax bewegte sich wie ein Blitz. Terry sah einen Schemen auf sich zufliegen, und dann klatschte schon eine harte Hand in ihr Gesicht.
Die rothaarige tapfere Frau wurde zur Seite geschleudert und fiel zu Boden.
Ilonka begann gräßlich zu lachen. Dabei schrie sie: »Ja, gib es ihr, sie muß sterben. Sie hat es nicht anders verdient.«
Doch Andrax ließ sich nicht beirren. Er wußte, daß Ilonka die eigentlich Schuldige war und riß sie mit einem gewaltigen Ruck vom Boden hoch. Dann kam seine Faust. Es war ein gemeiner hinterhältiger Schlag, der einen Menschen getötet hätte, doch die Vampirin empfand keinen Schmerz. Sie flog nur durch den Wohnwagen und krachte mit dem Hinterkopf gegen ein Fenster, dessen Scheibe klirrend zu Bruch ging.
Mit geschmeidigen Schritten war Andrax sofort wieder bei ihr und zog sie zu sich heran.
»Wenn du das noch einmal versuchst, dann schicke ich dich endgültig zum Teufel.«
Die Untote kicherte. »Das wird dem Mandarin aber gar nicht gefallen.« Ilonka hatte ihre Sicherheit wiedergefunden, doch Andrax’ Antwort setzte ihr sofort wieder einen Dämpfer auf.
»Was meinst du, was der Mandarin sagt, wenn ich ihm erzähle, daß du die Frau angegriffen hast.«
Darauf gab Ilonka keine Antwort. Terry Bendix hatte den Dialog genau verfolgen können. Allerdings konnte sie die beiden nicht sehen, denn die rechte, noch heil gebliebene Hälfte des Vorhangs verdeckte sie.
Eine wahnwitzige Idee formte sich in Terrys Gehirn.
Die Tür war offen! Ein Fluchtweg… Terry stand auf. Noch immer brannte ihre Wange von dem Schlag, und sie hatte das Gefühl, ihre linke Gesichtshälfte wäre doppelt so dick wie normal.
Terry schlich auf die Tür zu. Sie konnte von diesem Wohnwagen aus bis zu dem großen Zelt hinüberblicken. Dort hatten sich schon zahlreiche Menschen versammelt, um ihre Eintrittskarte für die Abendvorstellung zu lösen.
Menschen! Nur sie konnten ihr helfen. Wenn sie es schaffte dorthinzugelangen, dann war vielleicht noch nicht alles verloren.
Terry warf einen Blick zurück. Andrax und Ilonka sprachen noch immer miteinander.
Schnell war Terry Bendix an der Tür. Eine dreistufige Holzleiter führte vom Wagen zum Boden hinunter.
Drei Schritte nur, dann hatte sie es geschafft.
Terrys Herz klopfte schneller. Sie überwand die kleine Leiter mit einem Sprung. Doch kaum hatten ihre Füße den Boden berührt, da spürte sie hinter sich eine Bewegung.
Terry kam nicht einmal mehr dazu zu schreien.
Ein harter Arm riß sie herum, in die Deckung des Wohnwagens. Eine Hand preßte sich auf ihren Mund, erstickte jeden Schrei.
Aus! schrie es in Terry. Jetzt ist alles verloren…
***
»Da scheint doch einiges los zu sein«, sagte Bill Conolly und deutete auf den Eingang des Zirkuszeltes. »Na ja, kein Wunder bei der heißen Reklame.«
John nickte. Vor dem Eingang – über dem mit großen Leuchtbuchstaben ZIRKUS LUZIFER stand – warteten die Besucher in einer langen Menschenschlange. In dem kleinen Kartenhäuschen saß nur ein Mann und kassierte das Eintrittsgeld.
John Sinclair und Bill Conolly, die beide in Deckung des Bentley standen, konnten von dem Kassierer nur jeweils die Hand sehen, wenn sie vorschoß, das Geld nahm und dafür eine Karte ausgab.
Der Oberinspektor hatte bereits zwei Karten im Vorverkauf besorgt. Die Plätze lagen nebeneinander. John hatte Logenkarten genommen, er wußte, daß man von diesen Plätzen aus den besten Überblick hatte.
Bill Conolly trat seine aufgerauchte Zigarette aus. »Dann wollen wir mal«, sagte er unternehmungslustig.
»Moment.« John hielt seinen Freund an der Schulter zurück. »Du kannst schon gehen, aber ich sehe mich noch mal ein bißchen um.«
»Nein.« Bill schüttelte den Kopf. »Wenn, dann gehen wir gemeinsam.«
»Jetzt mach’ keinen Quatsch«, sagte John Sinclair ärgerlich. »Ich bin schon da, wenn die Vorstellung
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