GK0180 - Der schwarze Würger
Sein Blick war auch nicht gerade klar zu nennen. Roh packte er das Girl am Arm, ignorierte dessen Protestgeschrei und zog es auf die breite Marmortreppe zu, die in den Keller führte.
Draußen war schon längst die Dunkelheit hereingebrochen. Nur noch zwei Stunden bis Mitternacht, und Nanette war nicht dazu gekommen, die Hintertür aufzuschließen. Tom hatte von Jonny Reno den Auftrag bekommen, alle Türen des Hauses abzuschließen und aufzupassen, daß sich niemand Renos Allerheiligstem näherte.
Der Alkohol hatte bei dem Dealer die Hemmungen weggeschwemmt. Ein paarmal hatte er gekichert: »Soll er nur kommen, der Würger.« Er hatte sich auch eine Waffe eingesteckt. Es war ein Coltrevolver mit sechs Schuß in der Trommel.
Der Keller war zu einer regelrechten Schwimmhalle ausgebaut worden. In einem dreißig Yards langen und etwas fünf Yards breiten Becken schimmerte das kristallklare Wasser durch die Kacheln türkisfarben. An der Decke brannten Leuchtstoffröhren. Das Licht brach sich blitzend auf der Wasseroberfläche.
Um den Pool herum standen Liegen und Stühle. Sogar eine gutbestückte Bar gab es.
Jonny Reno ließ sich in eine der Liegen fallen. Er trug nur noch seine Badehose. Es war angenehm warm hier unten. Eine Fußbodenheizung sorgte für die entsprechende Temperatur.
»Los, zieh dich aus«, sagte er zu Nanette, die unschlüssig am Rand des Pools stand.
»Jonny, ich habe doch keine Lust«, sagte die Französin. »Versteh das doch. Du kannst ruhig ein paar Runden drehen, aber laß mich aus dem Spiel.«
Reno schüttelte stur den Kopf. »Hier wird getan, was ich sage.« Dann packte er den Revolver, den er neben sich auf den kleinen Tisch gelegt hatte. »Soll ich dir ein Loch in dein rechtes Bein schießen?« fragte er lauernd.
Da gehorchte Nanette. Schon Sekunden später stand sie nackt, wie Gott sie erschaffen hatte, vor dem Dealer.
Reno legte die Waffe zur Seite. »Los«, sagte er und hechtete in den Pool.
Aber darauf hatte Nanette nur gewartet. Kaum war das Wasser über Reno zusammengeschlagen, schnappte sie sich Hot Pants, T-Shirt und Slip und schlüpfte innerhalb von Sekunden hinein. Dann ergriff sie den Revolver und hetzte, so schnell es ging, die Stufen der Treppe hoch.
Sie hatte schon das Ende der Treppe erreicht, da vernahm sie Renos wütendes Schimpfen.
»Tom!« brüllte der Dealer, »halt das verdammte Weib fest!« Renos Stimme brach sich schallend an den kahlen Wänden der kleinen Schwimmhalle.
Nanette flog förmlich in das Erdgeschoß. Getrieben wurde sie von ihrer Angst. Keine Sekunde länger würde sie bei Reno bleiben. Ihr war auch dieser Oberinspektor egal. Hauptsache, sie konnte aus dem verdammten Haus fliehen.
Nanette rannte durch die Garderobe. Kurzerhand riß sie einen Mantel vom Haken, kam aber nicht mehr dazu, ihn anzuziehen, denn plötzlich tauchte aus einer Tür Tom, Renos Leibwächter, auf.
Die beiden sahen sich zur gleichen Zeit.
Nanette ließ den Mantel fallen, als wäre er ein glühendes Stück Eisen. Tom wollte sie anspringen, stoppte aber, als er den Revolver in Nanettes Hand sah.
»Keinen Schritt weiter!« zischte das Girl.
Tom blieb stehen.
Er grinste, als er sah, wie sehr die Hand des Girls zitterte. Lange würde es das Nervenspiel nicht mehr durchhalten können. Wahrscheinlich wußte es gar nicht, wie das Ding funktionierte. »Los, verschwinde!« zischte Nanette. »Geh dahin, wo du hergekommen bist. Mach schon«, schrie sie, als sie sah, daß Tom zögerte.
Vom Keller her hörte sie Jonny Reno die Treppe hochkommen. Seine nackten Füße klatschten auf die Stufen.
»Du hast keine Chance mehr«, sagte Tom. »Gib auf, Puppe, dann…« Nanette schoß.
Hart bellte der Schuß auf. Glutheiß strich die Kugel an Toms Kopf vorbei und klatschte in die Wand, wo sie ein dickes Loch in den Mörtel riß.
Tom fluchte und verschwand blitzschnell in einem Zimmer. Von der Treppe her schrie Jonny Reno: »Was ist los, Tom?«
»Ich habe ihm Blei zu fressen gegeben!« brüllte Nanette hysterisch.
»Du verdammtes Aas! Dafür ziehe ich dir die Haut in Streifen.«
Nanette lachte. »Versuch es doch!« Sie lief bereits auf die Haustür zu. Nur noch ein paar Schritte, dann…
Im gleichen Augenblick stoppte sie wie von einem Schlag getroffen. Ihr Gesicht verzerrte sich, der Mund öffnete sich zu einem gellenden Angstschrei, der noch im gleichen Atemzug durch den Bungalow zitterte.
Nanette hatte auch allen Grund, so zu reagieren, denn wie aus dem Boden gewachsen war vor ihr
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