GK0180 - Der schwarze Würger
Stufen der Treppe hinunter.
Reno überschlug sich mehrere Male, hatte jedoch den Kopf zwischen die Schultern geklemmt und sich zusammengerollt.
So kam er einigermaßen unbeschadet unten am Ende der Treppe an. Schweratmend richtete sich Reno auf.
Fünf Stufen vor ihm stand der schwarze Würger!
Und wieder wurde der Dealer von der Angst gepackt.
»Nein!« keuchte er. »Nein, um Himmels willen.« Er hob abwehrend beide Hände und kroch wie ein Wurm zurück.
Der Würger kam ihm nach. Schritt für Schritt. Seine Füße schienen die Stufen kaum zu berühren. Nicht ein Laut war zu vernehmen, als er weiterging.
Der Fleck unter seiner Hutkrempe schimmerte silbern. Es waren keine Augen, keine Nase und kein Mund zu erkennen.
Und doch lebte die Gestalt.
Mit dem Rücken stieß Jonny Reno gegen einen kleinen Tisch. Einige bunte Saftgläser rutschten von der Platte und zerbrachen klirrend auf den Fliesen des Schwimmkellers.
Jonny Reno verlegte sich aufs Flehen. »Was willst du von mir? Bitte, ich habe dir doch nichts getan. Warum willst du mich umbringen? Ich kann…«
Der Würger gab keine Antwort. Noch zwei Schritte, dann hatte er sein Opfer erreicht.
Da sprang Jonny Reno auf.
Es war eine Panikreaktion. Mit einem Schrei auf den Lippen packte er einen leichten Korbstuhl, schwang ihn hoch über seinen Kopf und wollte ihn dem Würger auf den Schädel schmettern.
Der Arm des Unheimlichen fuhr in die Höhe.
Ein blitzschneller Griff, und der Würger hatte den Stuhl gepackt. Ruckartig wurde er Jonny Reno aus der Hand gerissen. Reno, durch diese Aktion überrascht, taumelte nach vorn, auf den Würger zu. Der Unheimliche schleuderte den Stuhl in den Pool, hatte jetzt wieder beide Hände frei und packte zu.
Jonny Reno schrie. Er brüllte seine Todesangst hinaus. Das Echo des Schreis brach sich an den kahlen Wänden des Pools, bis zwei behandschuhte Würgehände ihn erstickten.
Gnadenlos drückte der Unheimliche sein Opfer in die Knie. Das Gesicht des Dealers war verzerrt. Er schlug mit den Armen um sich, doch auch diese Bewegungen erlahmten schnell. Dann hing er nur noch wie eine leblose Puppe in den Klauen seines Mörders. Der schwarze Würger hatte es wieder geschafft.
Er ließ den Toten los, bückte sich und rollte die Leiche in den Swimming-Pool.
Wasser spritzte, und dann schlugen die Wellen über Jonny Reno zusammen.
Der Würger wandte sich um.
Und das war genau der Augenblick, in dem John Sinclair wie eine Rakete die letzten Stufen der Treppe hinuntergerast kam. Der Würger und er sahen sich in der gleichen Sekunde.
John hatte seinen rasanten Lauf gestoppt. Aus höchstens fünf Schritten Entfernung starrten sich die beiden Gegner an.
John prägte sich die Gestalt des Unheimlichen haargenau ein. Und er sah auch den hellen Fleck, der an Stelle des Gesichts schimmerte.
Die Musterung der beiden Gegner hatte nur Sekunden gedauert, und als der schwarze Würger sich jetzt bewegte, sagte John: »Bleib stehen!«
Der Würger lachte nur. Er machte eine weitausholende Armbewegung und sagte: »Du kannst mich nicht hindern! Ich werde meine Aufgabe zu Ende führen!«
Seine Stimme klang dumpf, schien aus einer anderen Dimension zu kommen. Sie hallte noch nach, als John Sinclair den Arm mit der Waffe hob und schoß.
Dreimal feuerte er auf die unheimliche Gestalt. Die Detonationen der Schüsse schienen die Schwimmhalle auseinandertreiben zu wollen, so laut waren sie.
Und der schwarze Würger?
Er schluckte die Kugeln, absorbierte sie und lachte dazu gellend und teuflisch.
Dann löste er sich vor den erstaunten Augen von John Sinclair einfach auf.
Seine Konturen verschwammen. Das Flimmern wurde noch einmal stärker, verblaßte dann von einem Atemzug zum anderen und war plötzlich nicht mehr da.
John Sinclair war allein mit dem im Wasser treibenden Toten. Fassungslos starrte er auf die Stelle, wo der schwarze Würger noch vor ein paar Herzschlägen gestanden hatte.
Nichts war mehr von ihm vorhanden – bis auf die drei Kugeln, die auf den Fliesen lagen. Das Licht brach sich blitzend auf den glänzenden Metallhüllen.
Es war der letzte Beweis für John Sinclair, daß er es wieder einmal mit einem übernatürlichen Wesen als Gegner zu tun hatte. Aber aus welchem Grund tauchte der schwarze Würger auf? Es mußte ein Motiv geben. John hatte die Erfahrung gemacht, daß auch die dämonischen Wesen nicht nur drauflos mordeten. Nein, auch bei ihnen gab es immer einen Grund.
John Sinclair nahm an, daß das Mordmotiv in den
Weitere Kostenlose Bücher