GK0183 - Das Hochhaus der Dämonen
Architekten war ein Spiegel des Entsetzens. »Ich habe Ihnen doch alles gesagt, was ich wußte. Bitte, lassen Sie mich am Leben.« Er fiel in der kleinen Dusche auf die Knie, schnitt sich an den Scherben die Haut auf. Rot lief das Blut aus den Wunden, aber darum kümmerte sich der Mann nicht. Seine Todesangst war stärker.
Die alte Florence Barkley schüttelte den Kopf. »Es ist zu spät, mein Freund. Dein Tod war schon lange eine beschlossene Sache. Mein Herr, der Satan, würde es mir nie verzeihen, wenn ich dich am Leben ließe. Aber du wirst einen besonderen Tod sterben, so wie ihn nur die Schwarze Magie fertig bringt. Man wird von dir nichts mehr finden. Du wirst verwehen, einem Staubkorn gleich.«
»Nein!« kreischte Lee Roy Jackson. Er sprang hoch, rutschte auf dem Boden jedoch aus, prallte gegen die Wand der Dusche und konnte sich nur im letzten Moment noch festhalten.
Die Alte lachte. Sie krümmte sich dabei und rührte auch keinen Finger, als Lee Roy Jackson aus der Duschkabine stürzen wollte. Lee Roy kam nur einen Schritt weit. Dann prallte er mit seinem gesamten Körpergewicht gegen die magische Wand, die die Alte innerhalb eines Herzschlages errichtet hatte.
Die Dusche wurde für den Architekten zu einem tödlichen Gefängnis. Verzweifelt versuchte sich Lee Roy zu befreien. Immer wieder lief er gegen den unsichtbaren Schirm, und dann schrie die Alte plötzlich: »Dreh das Wasser an!«
Lee Roy Jackson lehnte an der Wand. Von seinen Knien rann das Blut. Das Haar hing ihm naß und wirr in die Stirn, es klebte wie ein Helm am Kopf.
»Dreh auf!« schrie Florence Barkley wieder.
Lee Roy nickte. Zitternd gehorchte er. Die Finger der rechten Hand schlossen sich um den Kran, drehten ihn nach links.
Eine Sekunde später brüllte Lee Roy Jackson gellend auf.
Aus vier Düsen schossen die unzähligen, nadelfeinen Strahlen. Aber kein Wasser. Sondern ätzende Schwefelsäure!
***
Schweigend hielt Suko dem Geister-Jäger eine Zigarettenschachtel hin. John bediente sich dankend. Er zündete sich das Stäbchen an und blies den Rauch gegen die Decke. Immer wieder starrten er und Suko auf den toten Vampir.
»Denkst du dasselbe wie ich?« fragte Suko in die beklemmende Stille hinein.
»Ja.« John Sinclair nickte. »Der Tote ist ein Hausbewohner. Da taucht die Frage auf, wer noch von den Bewohnern befindet sich in den Klauen der Höllenmächte? Ein Drittel, ein Viertel, die Hälfte?« John hob die Schultern. »Ich glaube, das wird die schlimmste Nacht unseres Lebens werden, Suko.«
»Und was sollen wir tun?« fragte der Chinese. »Wir können nicht einfach zu den Bewohnern gehen und ihnen sagen, die Hälfte der Menschen in diesem Haus sind Vampire oder Dämonen. Nein, es muß uns schon etwas anderes einfallen.«
John wies auf den toten Vampir. »Diese Sorge sind wir auf jeden Fall los.«
Suko sah ebenfalls, was John Sinclair gemeint hatte. Die Haut des Vampirs begann sich zu verändern, wurde grauschwarz. Der Vorgang des Zerfalls breitete sich aus wie ein rasend schneller Knochenfraß. Die Haut wurde brüchig wie Papier und zerfiel dann innerhalb von Sekunden zu Staub.
Von dem Toten blieb nur noch ein Aschehaufen übrig.
Suko stand auf, nahm den angespitzten Pfahl und legte ihn wieder zurück in den Koffer.
Im Zimmer war es still. Auch im Haus hörte man kaum Geräusche. Es schien, als hielten die Bewohner den Atem an.
»Ich fahre mal in den Keller«, sagte John. »Dort, wo man die einbetonierte Hand gefunden hat.«
Der Oberinspektor nahm die mit Silberkugeln geladene Pistole mit und verabschiedete sich von Suko mit einem Kopfnicken. Auf dem langen Flur brannte die Notbeleuchtung. Hinter einigen Wohnungstüren dudelte Musik. Ein Ehepaar stritt sich lautstark. Es ging um Geld, wie John unschwer hören konnte.
Er drückte den Knopf und wartete auf den Fahrstuhl. Dem Lift gegenüber wurde eine Tür geöffnet. Eine Frau trat aus der Wohnung, sah John mißtrauisch an und nahm dann ihre Fußmatte mit hinein in die Wohnung. John grinste. Die Frau schien wohl schlechte Erfahrungen gemacht zu haben.
Der Fahrstuhl kam.
John stieg ein. Er war der einzige Gast in der Kabine. Er drückte auf den zweituntersten Knopf in der langen Reihe, und der Lift glitt abwärts. Es dauerte nicht lange, da hielt er unten im Keller. Der Geister-Jäger stieg aus.
Er kam sich vor wie in einer Tiefgarage. Nur waren hier die Gänge längst nicht so breit. Auch gab es keine Parkbuchten, statt dessen die verschlagartigen
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