GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand
Riesenschritten den Raum verließ.
Der Butler war zur Stelle und half dem Lord in das Kleidungsstück. »Passen Sie auf, Sir«, flüsterte er. »Mit den Mächten des Teufels spaßt man nicht.«
Averell Parson nickte nur. Dann verließ er mit wehenden Mantelschößen sein Haus.
Der feine Regen benetzte sein Gesicht, doch das störte den Adeligen nicht.
Schweratmend kam der Arzt hinter ihm hergelaufen. »Wir können meinen Wagen nehmen, Sir.«
Der dunkelgrüne Austin parkte neben der breiten Treppe. Die Schnauze wies zum Ausgang des Grundstücks.
Doc Rainford berichtete während der Fahrt. »Die vier Sargträger«, so erzählte er, »wollten die Grube zuschaufeln. Sie hatten auch schon damit angefangen, als sie plötzlich ein Stöhnen aus dem Sarg hörten, dann splitterte es, und eine schwarze Hand kam zum Vorschein. Den Männern ist der Schreck bis in die letzten Nervenfasern gefahren. Sie haben alles liegen und stehen lassen und sind so schnell wie möglich zum Konstabler gerannt.«
»Und Sie haben sich nicht getäuscht?« fragte der Lord.
»Nein.« Entschieden schüttelte der Doc den Kopf. »Alle vier haben das gleiche ausgesagt.«
Sie hatten sich mittlerweile dem Friedhof genähert. Die Nachricht hatte sich blitzschnell im Ort herumgesprochen. Sie überholten Menschen, die sich hastig auf den Weg zum Friedhof gemacht hatten. Einmal mußte der Doc sogar scharf bremsen, als eine Frau dicht vor dem Kühler des Wagens herlief.
»Die haben uns gerade noch gefehlt!« knurrte der Arzt.
Der Lord erwiderte nichts. Stumm saß er auf dem Beifahrersitz. Seine Lippen waren zusammengepreßt. Immer wieder dachte er daran, was ihm seine Frau gesagt hatte.
Ritchie ist ein Kind des Teufels!
Durch die Nase zog der Lord die Luft ein. Ein Kind des Teufels! Mein Gott, wenn das wirklich den Tatsachen entsprach, dann war niemand mehr im Dorf sicher. Und vor allen Dingen ich nicht, dachte der Lord. Wieso er plötzlich an den alten Fatty denken mußte, wußte er auch nicht. Man hatte den Alten in seiner abgebrannten Hütte gefunden. Tot. Und bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Von den Tätern war keine Spur gefunden worden. Aber es war in der Nacht geschehen, in der Ritchie so lange weggewesen war.
Ob er etwa mit dem Mord etwas zu tun gehabt hatte?
Den Verdacht hatte der Lord schon längst. Er hätte seinem ›Sohn‹, dem Kinddämon, hinterher alles zugetraut.
Der Arzt fuhr bereits auf die schmale Straße zu, die zum Friedhof führte. Die Scheinwerfer des Wagens waren eingeschaltet. Nebelschlieren tanzten in den langen Lichtfingern.
In der offenen Einfahrt stand der Konstabler und winkte mit beiden Armen. Etwas weiter hinten hielt sich eine Gruppe von Dorfbewohnern auf, die eifrig miteinander diskutierten.
Doc Rainford bremste einen halben Yard vor den Füßen des Polizisten. Der Lord war schon aus dem Wagen gesprungen.
»Endlich, Sir«, rief der Konstabler. »Kommen Sie, wenn Sie das sehen, also ich…«
»Ja, ja, schon gut.« Lord Parson machte eine abwehrende Handbewegung. »Sie sollten ihre Nerven besser im Zaum halten, Konstabler.«
»Das sagen Sie so leicht, Sir«, erwiderte der brave Polizist und hatte dann Mühe, mit Averell Parson Schritt zu halten.
Ohne Umwege schritt der Lord auf das frisch ausgehobene Grab seines Sohnes zu. Es war mittlerweile so dunkel und diesig geworden, daß es notwendig war, eine Taschenlampe anzuknipsen.
Der Konstabler hatte eine bei sich. Der scharf gebündelte Lichtstrahl tanzte bei jedem seiner Schritte von einer Seite zur anderen.
Lord Parson ging zwischen zwei Grabreihen hindurch, kürzte dadurch den Weg ab und stand schließlich vor der Gruft. Er sprang über die niedrige Einfriedung.
Der Konstabler hatte die Gruft ebenfalls erreicht, traute sich jedoch nicht, über die Mauer zu steigen.
»Sie können die Lampe haben, Sir«, sagte er zu dem Lord.
Averell Parson nahm sie schweigend entgegen.
Der Strahl huschte über den Boden, traf die vier hastig hingeworfenen Schaufeln und glitt über Kränze und Buketts.
Drei Schritte brachten den Lord bis an den Rand des Grabes. Er hielt die Lampe in der rechten Hand und konnte nicht vermeiden, daß seine Finger zitterten.
Der Regen hatte die Erde noch weiter aufgeweicht. Lord Parson mußte achtgeben, daß er nicht ausrutschte und in die erst halb zugeschüttete Grube fiel.
Er trat von der Seite her an das Grab heran und ließ dann den Strahl der Lampe in die Tiefe stechen.
Im gleichen Augenblick hatte er das Gefühl, eine eisige
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