GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand
Grab und prallte klirrend gegen einen Stein.
Der Lord war geschockt.
Unbeweglich stand er in der Grube und starrte aus verdrehten Augen auf die schreckliche schwarze Hand.
Nach wie vor ragte sie aus dem Sarg. Nicht den kleinsten Kratzer hatte sie abbekommen.
Und dann erklang eine Stimme.
Ritchies Stimme.
Dumpf, grollend und höhnisch.
»Ich werde wiederkommen, Vater. Ich werde mich rächen. Du hast dem Satan einen schlechten Dienst erwiesen, als du mich getötet hast Aber ich bin nicht wirklich tot. Meine Zeit kommt noch, denke immer daran, Vater!«
Das letzte Wort klang wie Hohn. Und plötzlich war es mit der Beherrschung des Lords vorbei. Schreiend kletterte er aus dem Grab. Er wußte selbst nicht, wie er es geschafft hatte.
Er wollte nur so schnell wie möglich weg. Averell Parson achtete nicht darauf, wo er hinlief. Er übersah die kleine Mauer und stürzte. Rasend schnell bewegte sich der Boden auf ihn zu. Der Lord spürte noch einen Schmerz an der Schläfe und dann nichts mehr.
Bewußtlos fanden ihn die anderen.
***
Vier Männer stützten den Lord und führten ihn die Außentreppe seines Hauses hoch. Unter ihnen befanden sich Doc Rainford und der Konstabler.
Der Butler hatte die Leute schon gesehen, die Tür geöffnet und erwartete sie auf der obersten Stufe der Treppe. James hatte seine sonst so beherrschte Maske verloren. Fassungslos sah er den Ankömmlingen entgegen.
»Herr im Himmel, was ist denn geschehen?« fragte er mit unsicherer Stimme. Seine Blicke blieben an Lord Parson haften. Entsetzt rang er die Hände.
Der Lord sah wirklich erbarmungswürdig aus. An der Stirn war die Haut aufgeplatzt. Ein Pflaster – Doc Rainford hatte es ihm verpaßt klebte auf der Wunde. Der Mantel war lehmverschmiert, genau wie die rechte Hälfte des Gesichts. Selbst in den Haaren klebte der Dreck.
»Es ist gut«, sagte der Butler zu den anderen zwei Männern. »Sie können gehen.«
Er selbst half dem Doc und dem Konstabler dabei, den Lord in sein Haus zu führen.
Averell Parson sprach kein Wort. Nur in seinen Augen stand ein seltsames Glitzern.
»Ich habe ihn rasch untersucht«, sagte der Arzt. »Weitere Verletzungen sind nicht festzustellen. Auch keine Gehirnerschütterung. Was der Lord braucht, ist Ruhe.«
»Was ist denn überhaupt geschehen?« wollte James, der Butler, wissen.
Der Konstabler übernahm es, zu antworten. »Das weiß niemand genau. Wir haben ihn direkt vor der Familiengruft gefunden. Er hatte die schwarze Hand gesehen und wollte sie mit einer Axt abschlagen. Das ist ihm wohl nicht gelungen. Wir fanden die Axt in einem Gebüsch liegend. Irgend etwas muß sie ihm aus der Hand geschleudert haben. Oder er selbst hat sie weggeworfen, die Möglichkeit besteht auch.«
Der Butler nickte. Er half dem Lord aus dem Mantel. Sie zogen ihm auch die Jacke aus und legten ihn dann auf eine Lederliege. Das Feuer im Kamin war erloschen. In dem hohen Raum war es unangenehm kühl. Der Butler legte Buchenscheite nach und sah zu, daß das Feuer wieder in Gang kam.
Lord Parson sah selbst aus wie eine Leiche. Sein Gesicht war bleich, es wirkte nahezu blutleer. Die Lippen bewegten sich wie im Selbstgespräch. Der Doc blickte seinen Patienten mit gemischten Gefühlen an. Der Konstabler lehnte an der Wand und starrte ins Leere. Niemand wußte so recht, was er sagen sollte.
James brachte eine Karaffe mit Whisky. »Ein Schluck kann nie schaden«, meinte er, sah aber den Doc dabei fragend an.
Rainford nickte. »Versuchen Sie es.«
Auch der Arzt war nicht mehr gerade das, was man einen munteren Menschen nennt. Bartschatten bedeckten seine Wangen, und unter den Augen lagen tiefe Ringe. Dem Konstabler ging es ähnlich. Er fühlte sich ebenfalls matt und zerschlagen.
Der Butler wollte dem Lord das Glas an die Lippen setzen, doch Averell Parson wehrte ab.
»Danke«, sagte er mit leiser Stimme, »Ich – ich kann schon selbst.« Er richtete sich auf und faßte nach dem Glas. Dabei konnte er nicht vermeiden, daß seine Hände zitterten.
Lord Parson schloß die Augen, während er trank. Er schluckte ein paarmal, gab das leere Glas dann zurück und richtete sich auf.
Drei Männer sahen ihn gespannt an.
Leise begann der Lord zu sprechen. »Sie haben recht gehabt, Konstabler. Es war die schwarze Hand. Und sie ist aus dem Grab gewachsen. Ich habe versucht, sie mit der Axt abzuschlagen. Es ist mir nicht gelungen. Die Axt wurde mir plötzlich aus der Hand geprellt. Ich weiß auch nicht, wie das gekommen ist.«
Der Lord
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