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GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand

GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand

Titel: GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Klammer würde sein Herz zusammenpressen. Aus dem Lehm, der zum Teil schon den Sargdeckel bedeckte, ragte eine schwarze Hand…
    ***
    Lord Parsons Gehirn speicherte das Bild wie ein Computer die Informationen.
    Jede Einzelheit war deutlich im scharf gebündelten Strahl der Lampe zu erkennen.
    Die Haut wirkte bis zu den spitzen Fingernägeln wie gegerbtes Leder. Sie war von Falten und Runzeln durchzogen. Still und mahnend hatte sich die Hand aus dem zersplitterten Sargdeckel geschoben. Ein paar Lehmkrumen hingen noch daran. Durch das Loch im Sarg konnte der Lord das helle Totenhemd der Leiche schimmern sehen.
    Es war ein makabres Bild.
    Lord Parson fühlte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Dorothy hatte recht gehabt. Ritchie war ein Kind des Teufels, denn sonst hätte so etwas nicht passieren können.
    Eine Minute etwa blieb der Lord vor dem offenen Grab stehen. Dann drehte er sich langsam um und ging zu dem Konstabler zurück, der ihn aus großen Augen ansah.
    »Nun, Sir?« fragte er rauh.
    Der Lord nickte. »Ja, Sie hatten recht. Die Hand ist aus dem Sarg gewachsen.«
    »Was machen wir denn jetzt?« Der Konstabler stand der Situation völlig hilflos gegenüber.
    Der Blick des Lord verlor sich in der Dunkelheit. »Ich brauche ein Beil«, sagte er dann mit tonloser Stimme.
    »Sie… Sie wollen…«
    Lord Parson nickte. »Ja, ich will die verdammte Hand abhacken. Das ist wirklich ein Werk des Teufels. Und jetzt gehen Sie, Konstabler. Holen Sie mir das Beil!«
    Der Polizist starrte Averell Parson sekundenlang an, machte dann auf dem Absatz kehrt und lief weg. Seine Schritte verklangen.
    Am Friedhofstor hatten sich inzwischen immer mehr Menschen angesammelt. Jeder wollte mehr wissen als der Nachbar. Vermutungen und Theorien wurden aufgestellt, doch keiner kam der Wahrheit näher.
    Unterdessen stand der Lord wie ein einsamer Wächter am Grab seines ›Sohnes‹. Kein Muskel regte sich in seinem Gesicht. Er hatte sich viel vorgenommen, und er würde die Aufgabe durchführen. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Die Minuten vergingen. Der Lord hatte dem Grab den Rücken zugewandt. Er wollte vorerst keinen Blick mehr hineinwerfen.
    Längst hatte der Regen den Mantelstoff durchnäßt, doch Lord Parson spürte die Feuchtigkeit nicht. Er hatte in der Eile auch keinen Hut aufgesetzt. Naß klebten ihm die Haare am Kopf.
    Der Nebel waberte über den Boden und fing sich in Büschen oder in den Zweigen der Trauerweiden. Er verzerrte die Eindrücke, und der Lord hatte manchmal das Gefühl, als würde tote Materie durch die Nebelstreifen zum Leben erweckt.
    Dann klangen Schritte auf.
    Die Gestalt des Lords straffte sich.
    Der Konstabler kam zurück. Er keuchte vom schnellen Lauf. In der rechten Hand trug er eine Axt. Der Stiel war aus Holz, handlich und leicht geschwungen. Die Schneide glänzte im Licht der Taschenlampe. Sie war erst vor wenigen Tagen nachgeschliffen worden. Dort wo die Schneide in den Stiel überging, klebten noch Blutreste. Andenken an zahlreiche geschlachtete Hühner.
    »Bitte, Sir.« Der Konstabler überreichte dem Lord die Axt. Dann räusperte er sich und sagte: »Viel Glück!«
    Der Lord nickte nur. Er wog die Axt in der Hand. Sie sah sehr stabil aus und würde bestimmt ihre Pflicht tun.
    »Brauchen Sie mich noch, Sir?« erkundigte sich der Konstabler. Die Angst stand ihm im Gesicht geschrieben.
    Der Lord sah es und schüttelte den Kopf. »Nein, Sie können gehen.«
    »Danke, Sir.«
    Zwei Sekunden später war der Lord allein. Wieder ging er auf das offene Grab zu. Die Taschenlampe hatte er im Knopfloch seines Mantels verhakt.
    Noch einmal sah Averell Parson auf den halb zugeschütteten Sarg. Dann faßte er sich ein Herz, ging in die Knie und ließ sich in das Grab gleiten.
    Bis zu den Schienbeinen versank er im schweren feuchten Lehm. Er stellte sich so hin, daß er mit dem Beil noch ausholen konnte und so den Schlag schräg von der Seite her ansetzte.
    »Du wirst ein für allemal ins Reich der Hölle eingehen«, flüsterte Lord Parson, pumpte seine Lungen voll Luft und holte dann so gut es ging aus.
    Die Schneide der Axt pfiff durch die Luft und traf den Arm etwa unterhalb des Ellbogens, dort, wo er wieder gelbweiß schimmerte.
    Es gab ein metallisch klingendes, singendes Geräusch. Funken sprühten auf, und dann wurde dem Lord die Axt mit unwiderstehlicher Gewalt aus der Hand geprellt.
    Averell Parson schrie auf.
    Die Axt beschrieb einen Bogen, wirbelte einmal um sich selbst, zischte wie eine Rakete aus dem

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