GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand
ich habe auch schon einiges gehört. Du wirst dich noch wundern, Averell. Ritchie ist ein Kind des Satans und nicht so ohne weiteres umzubringen. Er wird zurückkommen und grausame Rache nehmen. An dir, Averell, denn du hast ihn auf dem Gewissen. Der Satan wird dich dafür bestrafen.«
»Nein, verdammt!« Averell Parson sprang auf. Das Wasser schwappte über und spritzte gegen Dorothy Parsons Kleidung, wo es dunkle feuchte Flecken hinterließ. »Ritchie ist tot!« schrie der Lord. »Er ist tot, tot, tot!«
Lady Parson war zurückgewichen. »Du irrst dich, mein Lieber. Du irrst dich sogar gewaltig.« Sie war jetzt an der Tür und hob drohend den Arm. »Ritchie wird wiederkommen, und dann, Averell, dann ist auch deine Todesstunde gekommen!«
Nach diesen Worten lachte Lady Parson gellend auf und warf dann die Tür ins Schloß.
Es knallte wie bei einem Gewehrschuß.
Averell Parson konnte nicht vermeiden, daß ihm eine Gänsehaut den Rücken herunterlief. Die würgende Angst schien seine Kehle zusammenzupressen…
***
London!
Flughafen Heathrow!
Es herrschte ein enormer Betrieb. Meist bevölkerten deutsche Touristen die große Flughalle. Sie waren gekommen, um in London billig einzukaufen. Seit der Abwertung des Pfunds galt die englische Metropole als allgemein beliebtes Shopping-Ziel der Festland-Touristen.
Die drei Männer, die am Schalter der Indian Airways standen, fielen kaum auf, obwohl sie wirklich zu den ungewöhnlichsten Leuten zählten, die es in der Halle gab.
Es waren John Sinclair, sein Freund Bill Conolly und Suko, der Chinese.
John Sinclair – Oberinspektor bei Scotland Yard und arrivierter Geisterjäger – hatte seine beiden Freunde zum Flughafen gefahren. Bill Conolly wollte zusammen mit Suko eine Reise nach China machen. Conolly war freier Reporter, und seine Reiseberichte waren ein begehrter Artikel bei allen Illustrierten in der großen weiten Welt. Es war nach seiner Hochzeit vor vier Jahren die erste große Reise, die er unternehmen wollte, um im zentralen Hochland von China und Tibet auf den Spuren alter Kulturen zu wandern. Zur Seite stand ihm dabei Suko, John Sinclairs chinesischer Freund und Mitarbeiter.
Vier Wochen sollte die Reise mindestens dauern, und Bill hoffte, danach, seine Eindrücke in einem Buch veröffentlichen zu können. Es hatte ihn viel Überredungskunst gekostet, sich von seiner Frau loszueisen, aber mit John Sinclairs Hilfe war ihm das gelungen.
John hatte die beiden Freunde in seinem nagelneuen Bentley zum Flughafen gefahren. Sheila war nicht mitgekommen. Bills Frau haßte lange Abschiedsszenen.
Bill und John rauchten noch eine Zigarette. »Tja«, sagte der Reporter und strahlte über sein jungenhaft wirkendes Gesicht. »Dann werden wir uns für einige Wochen nicht sehen. Ich hoffe, du machst hier keinen Unsinn, mein Lieber. Nicht, daß ich Klagen höre.«
John blickte seinen Freund mitleidig an. »Muß ich darauf noch antworten?« fragte er.
Bill lachte und schlug John auf die Schulter.
Suko, der bisher mit unbeteiligtem Gesicht neben den beiden gestanden hatte, erlaubte sich ein spärliches Lächeln. Er kannte die Flachsereien der beiden Freunde inzwischen, und er hatte es auch bisher nicht bereut, in John Sinclairs Dienste getreten zu sein. Nur im Augenblick fühlte er sich etwas unwohl. Er hatte sich in einen Anzug quetschen müssen, und das schmeckte dem guten Suko gar nicht. Als man ihm dann noch eine Krawatte verpassen wollte, hatte er gestreikt. Nun ja, es ging auch ohne.
Die Maschine nach New Dehli wurde aufgerufen, schon zum zweitenmal.
Bill Conolly reichte seinem Freund die Hand. »Da hilft alles nichts, lieber John, wir müssen!«
Sinclair lächelte. Es wirkte etwas verkrampft. »Und gebt auf euch acht«, sagte er. »Auch in Asien gibt es Dämonen«, fügte er lachend hinzu.
»Wird schon schiefgehn.« Bill grinste.
Auch Suko verabschiedete sich von John. Er machte es kurz und schmerzlos, so wie es die Art des riesigen Chinesen war.
Die beiden nahmen ihr Handgepäck auf.
»Bis in vier Wochen dann«, rief John ihnen noch nach. Dann waren die beiden im Gewühl der Menschen verschwunden.
Der Geisterjäger ahnte nicht, daß er Bill Conolly und Suko schon sehr bald unter schrecklichen Umständen wiedersehen sollte…
John Sinclair warf einen Blick auf seine Uhr. In fünf Minuten begann seine offizielle Mittagspause, und da er keine Lust hatte, zum Yard-Gebäude zu fahren, wollte er hier in einem der zahlreichen Restaurants essen.
Mit der
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