GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand
Du mußt mich im Keller unterbringen. Meine Zeit ist die Nacht. In der nächsten werde ich grausame Rache nehmen.«
Dorothy Parson wußte, daß dieses Teufelskind seine Drohung wahrmachen würde. Und der Lord würde keine Chance haben. Es war Lady Parson aber auch klar, daß es in ihrer Hand lag, den Lord zu retten. Sie brauchte ihm nur ein Wort zu sagen, dann konnte er fliehen.
Ritchie schien Gedanken lesen zu können, denn er sagte plötzlich: »Wenn du ihn warnst, bringe ich dich auch um!« Dabei verzogen sich seine Lippen zu einem grausamen Lächeln.
Die Lady wankte zurück. Ihre Hand fuhr zum Herzen und preßte sich gegen die Brust. »Das – das würdest du wirklich tun? Ich – ich habe immer zu dir gehalten. Du warst mein ein und alles…«
»Das zählt nicht mehr«, erwiderte Ritchie Parson mit kalter Stimme. »Satan ist mein Vorbild, und ich habe seinen Auftrag auszuführen. Denke immer daran.«
Dorothy Parson nickte. Sie spürte plötzlich, wie die Angst in ihr hochkroch, und auch Ritchie schien dies zu merken. Er löste sich von der Tür, kam auf seine Mutter zu und streichelte mit der normalen Hand ihre Wange.
Lady Parson schauderte. Die Berührung erzeugte bei ihr eine Gänsehaut. Eiskalt war die Hand. Und erst jetzt nahm sie den Geruch von Moder und nasser Erde auf, der den lebenden Toten umgab.
»Bringe mich in den Keller!« forderte Ritchie.
Lady Parson nickte. Sie wandte sich um und ging auf die große Tür zu, die zu den Wirtschaftsräumen führte. Von dort aus konnte man auch in den Keller gelangen.
Dorothy Parson kam alles vor wie ein böser Traum. Sie durchquerten die große Küche, in der noch die wuchtigen alten Öfen standen. Darüber hingen die blitzenden Pfannen und Töpfe an den Wänden.
Sie schloß die Kellertür auf.
»Den weiteren Weg finde ich schon allein«, sagte Ritchie Parson und lachte leise. Er schob sich an seiner Mutter vorbei. Wieder streifte der penetrante Geruch Lady Parsons Nase.
»Und denk daran«, sagte Ritchie, als er im Dunkel des Kellers verschwand.
»Wenn du ihn warnst, bist du ebenfalls tot!«
Lady Parson schloß die Tür. Sekundenlang stand sie noch aufrecht. Dann konnte sie nicht mehr. Sie wankte zum Küchentisch, ließ sich auf einen Stuhl fallen und begann hemmungslos zu schluchzen. Ihr Wunsch war zwar in Erfüllung gegangen, doch sie hatte sich den Satan ins Haus geholt…
***
John Sinclair fuhr schon in den allerfrühesten Morgenstunden los. Er nahm die Ostautobahn nach Exeter. Von dort war es dann nicht mehr weit bis Bodmin.
Der Geisterjäger kannte die Gegend dort ziemlich gut. In Cornwall lag auch das Zuchthaus Dartmoor, in dem John Sinclair mal für einige Tage gesessen hatte. Er hatte dort einen rätselhaften Fall aufklären müssen, aber das lag schon fast ein Jahr zurück.
Die Straße war ziemlich frei, und der Bentley konnte zeigen, was in ihm steckte.
Der Oberinspektor freute sich nicht gerade auf Cornwall. Dort lebte ein Menschenschlag, mit dem schwer zurechtzukommen war. Die Bewohner von Cornwall waren verschlossen, scheu und vor allen Dingen mißtrauisch Fremden gegenüber. Die rauhe Natur hatte sie geformt, die Nähe zur See, die einsamen Sümpfe und die karstige Gebirgslandschaft. Sie waren Einzelgänger, lebten oft noch in der Vergangenheit, und übersinnliche Phänomene wurden von ihnen als Tatsachen akzeptiert.
Aber bisher war John mit jedem Menschen zurechtgekommen, warum auch nicht in Cornwall.
Er hatte die aufgehende Sonne im Rücken. Dafür kam der Wind vom Westen und je mehr sich John seinem Ziel näherte, um so stärker frischte er auf.
Der Oberinspektor umfuhr die Stadt Exeter und bog dann in eine Landstraße ein, die auch nach Bodmin führte.
John erreichte den Ort eine Stunde später. Es war schon fast Mittagszeit, und der Geisterjäger verspürte ein natürliches Hungergefühl.
Bodmin war ein sauberer Ort. Bevor John in das Dorf einfuhr, sah er ein Hinweisschild, das zum Gut Parson wies. Augenblicklich fiel dem Oberinspektor der Name Ritchie Parson ein, von dem Jo Brown, der Reporter, berichtet hatte. John beschloß, den Parsons noch an diesem Tag einen Besuch abzustatten.
Aber vorher wollte er zu Mittag essen.
Bodmin lag in einem weiten Talkessel, war umgeben von Wald und Wiesen, und nach einigen Meilen begann das Gelände anzusteigen, um in ein felsiges Gebirge überzugehen, das an seiner Ostseite dann senkrecht dem Meer zustürzte.
Die Häuser waren aus festen Steinen gebaut, so daß sie Wind und Wetter
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