GK0208 - Im Haus des Schreckens
Garry.
Eves Augen wurden groß. »Und?«
Quinn grinste. »Du siehst ja, ich sitze hier.«
»Dann werden sie nach dir suchen.«
Quinn hob die Schultern. »Wenn schon. Ich denke, du weißt ein gutes Versteck.«
»Das schon. Nur…«
»Jetzt sag bloß, es wird daraus nichts.«
»Doch, doch.«
»Na also.« Quinn kippte sein leeres Glas um. »Weshalb die Aufregung.«
»Wollen Sie auch was trinken?« rief der Wirt vom Tresen her.
»Für mich noch ‘n Bier«, rief Quinn zurück. »Und du?« fragte er Eve Gordon.
»Ich nehme eine Cola.«
»Bier und Cola«, sagte der Wirt.
Plötzlich begann Quinn zu lachen. »Hast du eigentlich Geld?« erkundigte er sich.
Eve nickte.
»Okay, dann kannst du ja die Rechnung übernehmen.«
Die Getränke wurden gebracht. Der Wirt wollte auch gleich kassieren, und Eve zahlte.
Garry Quinn nahm einen Schluck und wischte sich über die Lippen.
»Ich habe nur noch zwei Schuß«, sagte er. »Brauche unbedingt neue Munition.«
»Für die Makarew?«
»Denkst du für ‘ne Gummischleuder?«
»Mein Gott, sei doch nicht so blöde«, sagte Eve. »Ich habe noch eine Schachtel im Wagen.«
Garry Quinn grinste. »Dann ist ja alles in Butter.« Er nahm wieder einen Schluck. »Jetzt sag mir nur noch, wo du mich hinschaffen willst, dann ist alles klar.«
»Eine Tante von mir hat ein Haus.«
»Oh. Eine Villa, wie?«
»Quatsch. Ein Mietshaus. In Mayfair, einem vornehmen Wohnviertel. Da vermutet dich keiner.«
»Und die Tante hat die Wohnungen einfach so leer stehen?«
»Ja. Sie haust allein in einem vierstöckigen Wohnhaus.«
Garrys Augen wurden groß. »Das gibt es doch nicht. Da wohnt eine Alte allein in einer Bude, die praktisch leer steht und die wir als Quartier benützen können…« Quinn schüttelte den Kopf. »Sowas erfährt man dann ganz nebenbei.«
»Tante Betty ist etwas komisch.«
»Wieso?«
»Sie lebt in einer ganz anderen Welt. Beschäftigt sich mit Okkultismus. Wenigstens hat sie das früher getan. Ich bin gespannt, was sie sagen wird, wenn wir auf einmal vor der Tür stehen.«
»Dann weiß sie noch gar nichts davon?«
»Nein.«
Quinn lachte. »Das wird ja immer lustiger. Aber mir ist das egal. Ich habe schon das überzeugendere Argument.« Er deutete dabei auf seine Waffe. »Aber du könntest sie ja sicherheitshalber mal anrufen!«
»Sie hat kein Telefon.«
»Okay, dann sehen wir uns deine komische Tante mal an.« Garry Quinn trank sein Glas leer und stand auf. – Grußlos verließen er und Eve Gordon das Lokal. Eves Mini Cooper parkte nur ein paar Schritte entfernt. Zuerst lud Garry Quinn seine Kanone nach. Dann lehnte er sich bequem zurück und sagte: »Nun fahr mal los. Ich bin schon richtig scharf auf deine Tante.«
Eve Gordon warf ihm einen bösen Blick zu.
Garry Quinn lachte nur und schlug Eve auf die Schenkel. Beide ahnten nicht, daß es für sie eine Fahrt ins Grauen werden sollte…
***
Im Gegensatz zu Lydia Rankin war Jane Collins nicht so leicht einzuschüchtern. Sie hatte kaum das Gespräch mit John Sinclair beendet, als sie sich von ihrem Stuhl erhob und damit begann, das Zimmer genau zu durchsuchen. Nach ihrer Meinung konnte es durchaus sein, daß sie in diesem Raum irgendwelche Hinweise und Spuren fand, die auf einen Kampf hindeuteten.
Zuerst nahm sie sich das Fenster vor.
Daß die Scheibe neu eingefaßt worden war, hatte sie ja schon bei ihrem Eintritt bemerkt. Mit einer geradezu pedantischen Gründlichkeit suchte Jane den Boden unter dem Fenster ab. Ihre Fingerspitzen tasteten über die Holzdielen, sie hob den Rand des alten Teppichs ein Stück in die Höhe und hielt plötzlich überrascht inne.
Zwischen ihren Fingerspitzen fühlte sie Krümel. Sie rieb die Finger gegeneinander, spürte einen Stich, und dann sah sie die winzigen Blutstropfenperlen.
Jane hatte in kleine Glaskrümel gefaßt.
Die Detektivin kombinierte sofort. Eine neue Scheibe war eingesetzt worden, und die Reste der alten hatte sie auf dem Boden gefunden.
Man hatte zwar versucht, sämtliche Spuren zu beseitigen, doch ganz war es nicht gelungen.
Jane stand auf.
Sie merkte, daß sie ins Schwitzen gekommen war. Die Luft in dem Raum war nicht gerade die beste. Es war drückend und irgendwie schwül.
Die Detektivin legte eine kleine Pause ein. Sie trat an das Fenster und blickte auf die Straße hinab.
Unter sich sah sie das grüne Blätterdach der Bäume. Eine hohe Platane streckte ihre starken Äste fast bis in die Höhe ihres Fensters aus. Wenn es hart auf hart kommen
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