GK0208 - Im Haus des Schreckens
zu Ende. Es war warm im Wagen. John hatte sein Jackett ausgezogen. Eine Sonnenbrille verdeckte seine Augen.
Durch einen Piepton meldete sich das Sprechgerät.
John griff neben sich und holte das Walkie Talkie bis dicht vor seinen Mund.
Er vernahm Janes erste Meldung.
»Hallo, John. Alles okay. Man hat mich als Mieterin akzeptiert.«
Der Geisterjäger konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Du hast ja auch seriös genug ausgesehen«, erwiderte er.
»Soll das heißen, daß ich sonst nicht…«
»Das hast du gesagt. Aber jetzt Spaß beiseite. Was ist los?«
Jane erzählte stichwortartig, was ihr seit ihrer Ankunft widerfahren war. »Den Speicher darf ich also nicht benutzen«, sagte sie zum Schluß. »Ich schätze, da wird irgend etwas aufbewahrt, was geheim bleiben soll.«
»Schon möglich«, gab John zu. »Wie sieht es denn aus? Kann ich ungesehen in das Haus hineinkommen?«
»Weiß ich noch nicht. Ich gebe dir da noch genauer Bescheid.«
»Okay, Jane. Machen wir eine Zeit aus. Um achtzehn Uhr! Dann kann ich mir zuvor noch einen Durchsuchungsbefehl ausstellen lassen. Sicher ist sicher.«
»Ja, die Zeit ist mir recht. Da habe ich schon einiges inspiziert.«
»Irgendwelche Gestalten sind dir noch nicht über den Weg gelaufen?« fragte John.
»Nein. Abgesehen von Mrs. Longford. Das ist ein richtiger Besen, kann ich dir sagen.«
John lachte. »Dann paßt ihr ja gut zusammen. Du als Feger und sie als Besen.«
Der Geisterjäger hörte noch, daß Jane einen wütenden Fluchlaut ausstieß, dann war die Verbindung unterbrochen. Grinsend legte John Sinclair das Sprechgerät wieder weg und rangierte den Bentley aus der Parklücke.
Sein Ziel war das Gebäude von New Scotland Yard.
Dabei hätte John Sinclair besser daran getan, den Beobachtungsplatz nicht zu verlassen…
***
Garry Quinn sprang mit einem gewaltigen Satz über den Maschendrahtzaun. Hinter ihm gellte eine Lautsprecherstimme auf.
»Bleiben Sie stehen, Quinn. Wir schießen!«
Quinn lachte. Er mußte einfach lachen. Zu lange schon hatte ihn die Spannung umklammert. Er war von Liverpool aus nach London geflohen. In einem Güterwagen. Am Waterloo-Bahnhof war er ausgestiegen und auf das Gelände des Güterbahnhofs übergewechselt.
Aber da hatten sie ihn gestellt. Sie mußten gewußt haben, daß er kommen würde. Irgendein Schwein hatte ihn verraten.
Garry Quinn ging hinter einem alten Prellbock in Deckung. Mit einer hastigen Bewegung strich er sich das schweißnasse Haar aus der Stirn.
Dann griff er unter seine Lederjacke und zog die Makarew-Pistole hervor. Jetzt fühlte er sich besser.
Quinn war Terrorist. Er gehörte zur europäischen Anarchoszene. Es gab kein Land, in dem er nicht gejagt wurde, aber bisher hatte er es immer verstanden, den Häschern zu entwischen. Jetzt allerdings sah es böse aus. Die Bullen würden den Bahnhof umstellen, und Quinn mußte so schnell wie möglich verschwinden.
Garry Quinn blickte sich um. Wo er hinsah, Gleise, Waggons, Masten, Signallampen, abgestellte Loks. Irgendwo in nördlicher Richtung grenzten die Anlagen des Hafens an den Bahnhof. Aber dahin wollte er nicht. Er wollte in die City. Dort kannte er Leute, bei denen er sich verstecken konnte.
Außerdem wartete Eve auf ihn. Und wenn er sich zu sehr verspätete, würde sie verschwunden sein.
Darin war Eve eiskalt.
Garry Quinn biß sich auf die Lippen. Er war im vorigen Monat gerade fünfundzwanzig Jahre alt geworden, aber schon schlecht bis in die letzte Faser seiner Seele hinein. Garry Quinn war ein Killer. Er gab zwar politische Motive als Grund an, doch daran glaubte er bald selbst nicht mehr. Sechs Menschenleben hatte er schon auf dem Gewissen.
In einem versteckten Lager im Libanon war er ausgebildet worden.
Militärisch exakt. Er hatte schießen gelernt, den Kampf Mann gegen Mann, und er hatte mitbekommen, wie man Bomben bastelt.
Eine Bombe, ja, die fehlte ihm. Damit hätte er seine Verfolger schon in die Hölle gejagt.
Aber so mußte er sich auf sein Schießeisen verlassen.
Quinn blickte sich um. Hier hinter dem Prellbock war er relativ sicher.
Fragte sich nur wie lange. Schon hörte er die Trillerpfeifen seiner Verfolger, und er vernahm auch das Hundegebell, das von Sekunde zu Sekunde lauter wurde.
Verdammt, die Tiere hatten seine Spur.
Quinn löste sich aus seiner Deckung, rannte über einige Gleise und erreichte eine lange Waggonkette. Sie zu umlaufen hätte zuviel Zeit gekostet. Quinn kroch kurzerhand unter den Waggons durch. Dabei
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