GK0215 - Die Rache des Kreuzritters
erzählt und auch von Schloßgeistern. Wie steht es hier eigentlich damit? Gibt es auf Burg Rochas auch einen Geist?«
John hatte völlig harmlos gefragt, doch die Reaktion der vier jungen Leute war genau das Gegenteil.
Sie schwiegen. Die Gesichter waren verschlossen. Und die Blicke sagten genug.
John tat unbefangen. »Was ist denn? Habe ich vielleicht etwas Falsches gesagt?«
»Nein, nein«, beeilte sich Rainer Schröder zu versichern. »Nur…«
»Was ist – nur: Los, Rainer, rücken Sie heraus mit der Sprache. Das will ich jetzt genau wissen.«
Rainer warf seinen Freunden skeptische Blicke zu. Doch als er ein allgemeines Nicken erntete, bequemte er sich zu einer Antwort.
»Zuerst hat der Wirt im Dorf davon gesprochen. Von diesem Kreuzritter, der angeblich die Gegend unsicher machen soll. Der Wirt hat uns auch gewarnt, zur Burg hochzufahren. Wir haben natürlich gelacht, denn wer glaubt schon an Geister und Gespenster. Wir haben uns also in den Wagen gesetzt und sind losgefahren. Unterwegs hat uns ein Gewitter überrascht, und während des Unwetters tauchte der Kreuzritter plötzlich auf. Er saß auf einem schwarzen Pferd, stand wie ein Denkmal am Waldrand. Er starrte mit seinem Totenschädel zu uns herüber.«
Rainer Schröder mußte schlucken. Er wischte sich über die Stirn, nahm einen Schluck Bier und sprach dann weiter.
»Ich bin auf die Erscheinung zugegangen. Als ich nur noch wenige Meter entfernt war, ritt der Ritter plötzlich an. Dabei schwang er sein Schwert und wollte mich köpfen. Ich konnte im letzten Moment ausweichen. Die Gestalt ritt auf den Wagen zu und schlug mit dem Schwert auf das Blech.« Rainer zeigte auf den parkenden 2 CV. »Die Stelle können Sie gut erkennen, John!«
Der Geisterjäger nickte. »War das alles?« fragte er.
»Reicht das nicht?« kam von Schröder die Gegenfrage. Er hatte sich dazu entschlossen, nichts von seinem morgendlichen Zusammentreffen mit dem Kreuzritter zu erzählen.
»Da war aber noch was«, sagte plötzlich Paulette Plura. »Und zwar unten im Dorf.«
Alle Gesichter wandten sich ihr zu. »Erzählen Sie«, forderte John das Girl auf.
»Aber das ist doch Unsinn«, rief Michael Kramer. »Du hast dich da getäuscht.«
»Nein, das habe ich nicht.« Paulette schüttelte entschieden den Kopf.
Kramer gab nach. »Also gut, dann erzähle.«
Mit stockenden Worten berichtete Paulette, wie sie die Leiche gefunden hatte. »Ich habe geschrien, bin zu Michael gelaufen, und er hat dann in dem Schuppen nachgesehen«, sagte sie rauh.
»Wo keine Leiche mehr zu finden war«, vervollständigte Michael Kramer die Erzählung und leerte mit einem letzten Schluck seine Bierdose. Er warf sie in den großen Plastikbeutel, der als Abfalleimer diente.
John Sinclair hatte ruhig zugehört. Jetzt fragte er: »Ist dieser Kreuzritter denn wieder in Erscheinung getreten?«
Allgemeines Kopfschütteln. Auch Rainer Schröder stimmte dem zu.
Der Geisterjäger erhob sich. Sein Blick fiel auf den Himmel. Die Sonne hatte ihren strahlenden Glanz verloren. Sie wirkte diffus, wie von einer Nebelwand umgeben. Weit im Westen ballten sich schon die ersten Wolkenberge zusammen.
»Es wird wieder ein Gewitter geben«, sagte John. »Ich werde mal in die Burg gehen und mir ein gemütliches Plätzchen suchen.«
»Und wir räumen ab«, sagte Paulette Plura. »Ich möchte nicht noch einmal vom Regen überrascht werden.«
»Sie müssen aber durch den Turm gehen, John«, rief Rainer Schröder dem Geisterjäger nach. »Das Hauptportal ist verschlossen!«
»Danke.«
John betrat den Turm. Den Rucksack hielt er in der rechten Hand. In ihm hatte er die Sachen verstaut, die für eine erfolgreiche Dämonenbekämpfung von Nöten waren.
Innerhalb des Gemäuers war es ziemlich kühl. John Sinclair fröstelte. Durch die offene Tür fiel genügend Licht, daß John die Falltür erkennen konnte, die in die Tiefe führte. John sah auch den eisernen Ring, mit dem man die Tür hochheben konnte.
Der Geisterjäger versuchte es.
Die Falltür hielt.
John verdoppelte seine Anstrengungen. Und dann, er glaubte es selbst nicht so recht, ruckte die schwere Holztür in die Höhe. Mit einem dumpfen Laut fiel sie auf der anderen Seite zu Boden.
Gähnende Finsternis und Modergeruch schlugen John Sinclair entgegen. Er sah auch die ersten Stufen einer alten Treppe.
Der Geisterjäger gehörte zu den Typen, die Nägel mit Köpfen machten. Da er schon die Chance hatte, wollte er auch erkunden, wohin die Treppe führte.
John
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