GK047 - Die Höllenbrut
sollen.«
»Konnte ich mir doch nicht leisten.«
»Wer es sich nicht leisten kann, soll nicht bauen.«
»Ich war mit den Plänen bei euch. Da war alles in Ordnung.«
»Verdammt noch mal, ich habe die Pläne nicht begutachtet. Außerdem hast du dich nicht an die Pläne gehalten, vergiss das nicht, Vincent. Glaube mir, wir alle wollen nur dein Bestes. Das Haus würde dir eines Tages auf den Kopf fallen, wenn wir dich darin wohnen lassen würden. Das wollen wir verständlicherweise nicht. Wir sind dazu da, die Leute vor solchen Missgeschicken zu bewahren.«
»Ich habe den Eindruck, ihr seid nur dazu da, um die Leute zu ruinieren!«, schrie Vincent Walsh aufgeregt.
»Jetzt reicht es aber, Vincent!«, schrie der Bürgermeister zurück. »Das Haus entspricht nicht den Vorschriften, und damit basta!«
Es klopfte an der Tür.
»Ja!«, schrie Carter Rayser gereizt.
Die Tür öffnete sich. Der grauhaarige Kopf von Raysers Frau erschien.
»Was ist denn? Ich habe doch ausdrücklich gesagt, dass ich nicht gestört werden will!«
Dawn Rayser trat mit einem hilflosen Achselzucken ein.
»Da ist ein Anruf für dich.«
»Wer?«
»Ross Kane.«
»Was will er?«
»Er ist völlig verstört. Ich konnte nicht verstehen, was er sagt. Ich glaube, es ist sehr dringend.«
Der fette Bürgermeister schüttelte unwillig den Kopf.
»Ich bin jetzt in einer wichtigen Besprechung. Er soll morgen noch mal anrufen, sag ihm das. Und jetzt mach die Tür wieder von draußen zu, ja?«
Dawn Rayser nickte ergeben, wandte sich um und verließ das Arbeitszimmer ihres Mannes schnell wieder. Die Tür schloss sie lautlos, um ihren Mann nicht noch mehr zu verärgern. Türen, die zugeschlagen wurden, reizten ihn entsetzlich.
Sie begab sich zum Telefon.
»Hallo, Mr. Kane!«
Nichts.
»Mr. Kane!«
Ross Kane meldete sich nicht. »Na, so etwas!«, sagte Dawn Rayser kopfschüttelnd und legte auf.
***
Die Ratten hatten sich durch die Tür genagt. Wie dunkelgraue Gummibälle hüpften sie durch das Haus, auf Ross Kane zu.
Er hatte den Hörer vor Schreck auf die Gabel fallen lassen. Nun wirbelte er herum und hetzte zu seiner Kommode, in der er einen sechsschüssigen Trommelrevolver aufbewahrte.
Schnell riss er die Schublade auf. Zitternd fasste er nach der Waffe.
Zwei Ratten bissen ihn ins Bein. Er schnell herum und wollte schießen. Da schlug eine Ratte ihre scharfen Zähne in das Gelenk seiner Schusshand. Ein irrer Schmerz ließ seine Finger aufschnappen.
Er riss den Mund auf und stieß einen wahnsinnigen Schrei aus. Da spürte er die suchende Schnauze eines ekelhaften, mordgierigen Nagers an seiner Kehle.
Schon biss das Tier zu.
Ross Kane kreiselte brüllend herum.
Er fiel. Und nun war er nicht mehr zu retten. Die Nagetiere stürzten sich quietschend auf ihn und fraßen sich gierig in ihn hinein.
***
»Ich schwöre dir, so wahr ich Vincent Walsh heiße, ich werde in meinem Haus wohnen! Keine zehn Pferde werden mich davon abhalten können, Carter.«
»Nimm doch Vernunft an, Vincent.«
Walsh grinste verzweifelt.
»Vernunft? Ich soll Vernunft annehmen? Warum tust du es denn nicht?«
»Ich habe dir gesagt, dass ich dir nicht helfen kann!«
»Du könntest, Carter. Du könntest. Aber du willst nicht. Ich bin für dich nicht interessant genug. Für jemand anders würdest du dich sicherlich zerreißen. Du würdest eine Möglichkeit finden, sein Haus zu retten. Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben.«
»Die gibt es leider nicht, Vincent.« Der Bürgermeister erhob sich. »Ich glaube, jedes weitere Wort ist überflüssig. Einig werden wir uns sowieso nicht. Du vertrittst hartnäckig deinen Standpunkt – den ich menschlich sogar verstehen kann, aber als Bürgermeister, der an Gesetze und Vorschriften gebunden ist, nicht befürworten kann –, und ich vertrete den Standpunkt der Baupolizei.«
»Ich werde in meinem Haus wohnen!«, fauchte Walsh kampflustig.
»Das bringt dir Schwierigkeiten mit der Polizei, Vincent.«
»Ist mir egal. Mir ist alles egal.«
Mir auch, dachte Carter Rayser.
Walsh hatte sich ebenfalls erhoben. Rayser kam um den Schreibtisch herum und legte dem Mann in einer jovialen Geste die Hand auf die Schulter.
»Geh jetzt nach Hause und überschlafe die Geschichte erst mal, Vincent. Du wirst sehen, morgen sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Ich werde sehen, ob ich nicht doch noch irgendetwas…«
»Wenn du das tust, Carter, würde ich mich natürlich erkenntlich zeigen. Ich meine, ich verdiene zwar nicht
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