GK047 - Die Höllenbrut
wollte, doch die Hexen hielten diese wohltuende Ohnmacht, die ihn seine Schmerzen hätte vergessen lassen, von ihm fern.
Sein ganzer Körper war eine einzige große Wunde.
»Warum seid ihr nur so schrecklich grausam?«, keuchte Tony Ballard.
»Töten werden wir dich!«, schrieen die Hexen wütend. »Ja! Töten! Aber nicht jetzt. Nicht auf einmal. Das wäre ein zu schneller Tod für einen Ballard. Nein, wir werden dich langsam zu Tode quälen. Ganz langsam. Du musst um den Tod winseln, Anthony Ballard. So, wie sie alle um ihren Tod gewinselt haben, die Ballard hießen und Nachfahren des Henkers waren!«
Wieder stießen sie ein furchtbares Lachen aus. Dann traten sie zurück, ließen von ihm ab.
Die Ohnmacht kam, und mit ihr kam eine frostige Kälte, die sich in Tonys Körper schlich. Er glaubte, das wäre der Tod.
Doch er war kein bisschen entsetzt darüber.
Jetzt nicht mehr…
***
Als der Tag anbrach, schlug Tony Ballard die Augen auf. Grenzenloses Erstaunen legte sich in seine Züge. Erstaunen darüber, dass er noch lebte. Erstaunen aber auch darüber, dass er nicht draußen im Moor, sondern in Vicky Bonneys Schlafzimmer lag.
Ein schmerzendes Brummen lähmte immer noch einen Teil seines Verstandes.
Sein ganzer Körper schmerzte schrecklich. Er hatte wahnsinnigen Durst, und seine Zunge klebte förmlich am Gaumen.
Ächzend richtete er sich im Bett auf.
Er trug seine weiße Unterwäsche.
Verdattert stellte er fest, dass sein Körper keine einzige Schramme aufwies. Wie war das möglich? Er konnte sich ganz deutlich an jenes schreckliche Erlebnis erinnern. Die Hexen hatten ihn mit ihren glühenden Ruten so lange geschlagen, bis er zusammengebrochen und ohnmächtig geworden war. Die wahnsinnigen Schmerzen steckten immer noch in seinen Gliedern. Aber äußerlich wies sein Körper keine einzige Verletzung auf. Niemand würde ihm wohl glauben, wenn er erzählte, was ihm dort draußen widerfahren war. Er konnte es mit nichts beweisen.
Die Tür öffnete sich.
Tony warf noch schnell einen Blick auf den Stuhl, der neben dem Bett stand.
Hier hatte Vicky seine Kleider sorgfältig über die Lehne gelegt. Das Hemd, die Jacke, die Hose, alles war unversehrt, so als hätten die Hexen niemals seine Kleider mit ihren scharfen Krallen aufgeschlitzt und ihm vom Leib gerissen.
War er verrückt? Hatte er sich das alles nur eingebildet? Woher kamen aber dann die furchtbaren Schmerzen, die ihn peinigten?
Vicky trat ein, um nach ihm zu sehen.
Als sie sah, dass er wach war, kam sie mit besorgtem Blick auf ihn zu.
»Du machst vielleicht Sachen, Tony!«
»Wieso?«
Vicky setzte sich auf die Bettkante und streichelte gefühlvoll sein Gesicht. Tränen schimmerten in ihren Augen.
»Weißt du nicht mehr, was passiert ist, Tony?«
»Nein«, log er, um zu erfahren, was nach seiner Ohnmacht geschehen war.
»Du kennst doch Bill Warren…«
»Ja.«
»Der Köhler hat dich im Moor gefunden. Bewusstlos. Was hattest du dort zu suchen? Wieso warst du ohnmächtig, Tony? Bist du nicht ganz gesund? Gibt es irgendetwas, das du mir bisher verheimlicht hast?«
Ballard schaute sein Mädchen nachdenklich an. Er überlegte, ob er ihr erzählen sollte, was er erlebt hatte.
Würde sie ihm glauben?
Würde sie ihn verstehen können? Wohl kaum.
»Wieso warst du in der Nacht im Moor, Tony?«, fragte Vicky besorgt.
»Neal Usting hat mich in eine Falle gelockt.«
Vicky erschrak.
»Was hat Usting mit dir zu schaffen, Tony? Warum hat er dich in eine Falle gelockt? In was für eine Falle?«
Ballard begann stockend zu erzählen.
Er berichtete in chronologischer Reihenfolge, ließ nichts aus, erzählte sachlich, mit ernstem Gesicht und versuchte die unglaubliche Geschichte so vorzubringen, dass Vicky sie glauben konnte.
Sie glaubte ihm nicht.
Er sah es an ihrem zweifelnden Blick.
Sie schaute ihn besorgt an, strich ihm das Haar aus dem Gesicht und bat ihn, sich zu beruhigen, obwohl er sich nicht aufgeregt hatte. Sie schien zu befürchten, dass sich sein Geist verwirrt hatte.
Mit salbungsvollen Worten redete sie auf ihn ein.
»Hör auf, mich wie einen Verrückten zu behandeln!«, fuhr Tony sie gereizt an.
Vicky zuckte erschrocken zurück.
»Dr. Williams war heute Nacht hier, Tony. Er hat dich untersucht. Ich habe ihn hierher gebeten, nachdem dich der Köhler zu mir gebracht hatte. Ich war so unglücklich, so besorgt, so ratlos.«
»Der Arzt hat mich untersucht?«
»Ja.«
»Was hat er festgestellt?«
»Eine schwere
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