GK064 - Vögel des Todes
weitflächigen Grundstück inmitten von leise rauschenden Zypressen stand.
An den Wänden in der Diele und in der Halle hingen ausgezeichnete Arbeiten von spanischen Holzschnitzern.
Alle Räume waren selbstverständlich mit typisch spanischen Möbeln, eingerichtet.
Rivera zeigte dem Gast sein Zimmer.
»Ein prachtvolles Haus«, sagte Josuah Brent ehrlich beeindruckt.
»Wir haben uns bestimmt wahnsinnig viel zu erzählen, nicht wahr?«
»Ja, das haben wir, Jess. Man kann nicht alles in einem Brief zum Ausdruck bringen.«
»Möchtest du etwas trinken? Sangria? Bacardi? Tequila? Benedictin Brandy?«
»Ich werde mich erst mal frisch machen. Trinken können wir immer noch.«
»Wie du willst«, sagte Rivera. »Du musst mich kurz entschuldigen. Ein Krankenbesuch. Ich habe dem Mann versprochen, noch mal nach ihm zu sehen, wenn ich aus Barcelona zurückkomme.«
Josuah Brent schmunzelte.
»Schließlich haben wir den heiligen Eid des Hypokrates abgelegt, nicht wahr?«
»Ich stehe dir bald wieder zur Verfügung.«
»Lass dir Zeit, Jess. Ich reise ja nicht morgen schon wieder ab.«
***
Vicky zog den Reißverschluss ihres dünnen Kleides auf, schälte die Schultern heraus und ließ das zarte Gebilde aus reiner Seide an ihrem makellosen Körper zu Boden gleiten.
Dann trat sie einen Schritt heraus und hob es auf.
Nun beugte sie sich ein wenig vor, griff mit beiden Händen hinter ihren Rücken und öffnete den Verschluss des weißen Büstenhalters. Er flatterte auf das Kleid. Dann streifte sie das winzige Höschen nach unten.
Sie hatte zu Hause die Möglichkeit, unbeobachtet und ungestört ein Sonnenbad zu nehmen. Deshalb war die Bräune ihres Körpers nahtlos.
Sie begab sich ins Bad, obgleich sie die rasch einsetzende Kälte bemerkte. Vicky maß diesem Umstand jedoch kaum eine Bedeutung zu und dachte nur ganz nebenbei an einen Defekt der Klimaanlage. Wenn sie geahnt hätte, dass dieses Hotel über gar keine Klimaanlage verfügte, wäre sie sicherlich stutzig geworden.
Rauschend schoss das warme Wasser in die Wanne.
Weiße flockige Schaumkronen schaukelten auf der Wasseroberfläche. Vicky prüfte mit der Hand die Temperatur, stellte zufrieden fest, dass sie richtig war, und wollte in die Wanne steigen. Plötzlich spürte sie die Kälte.
Ein unheimlich kalter Lufthauch strich um ihren nackten Körper und sickerte langsam in ihre Glieder. Sie fror und rieb sich fröstelnd die Oberarme.
Sie spürte, dass die Kälte mehr und mehr von ihr Besitz ergriff, konnte sich jedoch nicht dagegen wehren.
Mit zunehmender Kälte wurden ihre Glieder steif. Sie hatte das unangenehme Gefühl, zu erfrieren, und klapperte zitternd mit den Zähnen.
Schon nach wenigen Augenblicken konnte sie sich nicht mehr bewegen. Sie stand inmitten des Badezimmers, wie aus Marmor gehauen.
Nur ihr Geist und ihr Herz schienen noch zu leben. Alles andere war abgestorben.
Aus ihrem tiefen Innern heraus vernahm sie plötzlich schwere Flügelschläge.
Jemand näherte sich ihr in Windeseile. Sie sah niemanden und wusste doch, dass ihr nun einer von des Teufels Jüngern Gesellschaft leistete.
Ihr Gehirn reagierte auf die Stimme, die sie nicht hörte.
Sie war imstande, jedes Wort zu verstehen, das mit keinem Laut ausgesprochen wurde.
All diese unerklärlichen, unheimlichen Vorgänge schienen sich lediglich in ihrem Innern abzuspielen.
»Ich weiß um euer frevlerisches Vorhaben!«, ertönte die hallende Stimme. »Ihr seid gekommen, um das Geheimnis von Castell Montgri zu lüften. Ich warne euch, Vicky Bonney. Versucht das lieber nicht. Packt augenblicklich eure Koffer und kehrt nach England zurück. Dies soll meine erste und einzige Warnung sein! Wenn ihr sie befolgt, wird euch nichts geschehen. Wenn ihr sie aber in lächerlichem Starrsinn übergeht, werdet ihr sterben, ehe wir wieder Vollmond haben!«
Vicky merkte, wie die Kälte zum Teil von ihr wich.
Und dann spürte sie etwas über ihren nackten Rücken wischen. Sie zuckte entsetzt zusammen und stieß einen gellenden Schrei aus.
***
Ich schlürfte genießerisch den herrlichen Sangria. Der Barkeeper, einer der vier Söhne des Hotelbesitzers, ein drahtiger Bursche mit weißem Jackett und schwarzen Hosen, wusste kaum etwas über Rosalind Peckinpah zu sagen.
Er verwies mich mit allen meinen Fragen an seinen Vater. Der wüsste besser Bescheid als er, meinte er. Ich begriff sofort, dass er nicht reden wollte oder nicht reden durfte.
Ich rutschte vom Hocker, als der Hotelbesitzer mit
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