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GK064 - Vögel des Todes

GK064 - Vögel des Todes

Titel: GK064 - Vögel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Benitez durch Vickys Mund sprechen. Es war irrsinnig, aber es war Vicky, die mir sagte, was Benitez mir mitteilen wollte: »Du wirst sterben, ehe wieder Vollmond ist, Tony Ballard. Du wirst sterben, Tony Ballard! Sterben!«
    Der Himmel, die verfluchte Sonne, das Castell – alles flog um mich herum. Ich war das Zentrum. Jenes Zentrum, in dem sich die Hitze der Hölle staute.
    Ich war einfach zu schwach, um das alles zu halten. Der Himmel flog weg. Das Castell flog weg. Nur die schreckliche Sonne blieb bei mir. Sie versengte meine Haut wie Feuer aus einem Flammenwerfer. Ihre Hitze fauchte mir entgegen und nahm mir die Möglichkeit zu atmen. Der ganze Brodem, den ich gierig in meine Lugen sog, war heißer als glühende Lava.
    Obwohl ich mich verbissen dagegen wehrte, knickten meine Beine ein.
    Benitez lachte mich aus.
    »Wo bist du?«, brüllte ich mit meinen ausgetrockneten Stimmbändern. »Wo bist du, Paco Benitez! Komm her! Komm und zeige dich! Stell dich zum Kampf, du feige Kreatur! Lass nicht die Sonne die Arbeit tun! Tu sie selbst!«
    Er lachte wieder.
    Ganz in meiner Nähe.
    Und doch sah ich den Geier immer noch hinter der Sonne sitzen.
    Verflucht, er war weit stärker als ich. Wie hatte ich nur so verrückt sein können, mich mit einem Dämon wie diesem messen zu wollen.
    Ich war voll Zuversicht hier hergekommen.
    Ich hatte zwar mit einigen Schwierigkeiten gerechnet, hatte aber doch zu wissen geglaubt, als Sieger nach England zurückzukehren.
    Es sah nun nicht mehr danach aus. Wenn ich überhaupt jemals nach England zurückkehren würde, dann als Leiche, die kaum noch Ähnlichkeit mit Anthony Ballard, dem cleveren Polizeiinspektor, hatte.
    So sah die Sache aus.
    Aus dem Sieger war im Handumdrehen ein Verlierer geworden.
    Blind vor Wut und Schmerzen, kämpfte ich mich wieder hoch.
    Zwei Schritte irgendwohin.
    Dann fiel ich erneut. Mein nackter Oberkörper schrammte über rissiges Gestein. Ich spürte, wie ich mich immerzu überschlug. Ich kugelte den Berg hinunter. Endlos lange. Und irgendwann knallte ich mit dem hämmernden Kopf gegen etwas Großes, Hartes, Ehe ich erkennen konnte, was es war, verlor ich die Besinnung.
    ***
    Als ich zu mir kam, erschrak ich ohne Grund, denn von Vicky drohte mir gewiss keine Gefahr. Sie schaute mich sorgenvoll an. Ich erkannte, dass wir uns in unserem Hotelzimmer befanden. Ich lag im Doppelbett. Mit zerschmetterten Knochen, wie mir schien. Meine Glieder waren festgenagelt, festgebunden oder mit Blei gefüllt worden. Ich konnte mich nicht bewegen, wollte etwas sagen, doch meine aufgequollene Zunge wollte mir nicht gehorchen. Vicky sah das Zucken meiner Lippen. Sie fasste unter meinen schmerzenden Kopf, hob ihn sanft an und setzte mir etwas Kaltes an die Lippen.
    »Komm, Tony«, sagte sie leise. »Trink.«
    Ich trank, verschluckte mich, weil ich zu gierig getrunken hatte, hustete bellend und japste nach Luft.
    »Was… ist … passiert …?«, lispelte ich.
    »Die Hitze hat dich umgeworfen.«
    Die Hitze? O nein. Das war keine gewöhnliche Hitze gewesen. Das war die Hitze der Hölle gewesen. Der Teufel selbst hatte sie mir geschickt.
    Die Schwellung meiner Zunge nahm etwas ab. Ich verlangte nochmals zu trinken. Wie ein trockener Schwamm sog ich die Flüssigkeit in mich auf.
    Ich glaube, ich war damals innerlich so trocken wie ein Wadi in der Sahara. Ich wollte Vicky erzählen, was ich erlebt hatte, doch dann fragte ich mich, was es eigentlich war, das ich erlebt hatte. Nichts, dachte ich. Ich hatte so gut wie nichts erlebt. Die Sonne hatte mich niedergestreckt.
    Nichts war geschehen.
    Die Hitze hatte mich umgeworfen. Vicky hatte das schon zuvor gesagt.
    »Wie spät ist es?«, fragte ich.
    Vicky blickte auf ihre Armbanduhr. »Gleich vier.«
    »Wie komme ich hier her?«
    »Zwei Männer haben dich unter einem Olivenbaum liegen gesehen. Du scheinst den ganzen Berg hinuntergestürzt zu sein.«
    Der Schatten des Baumes hat dir das Leben gerettet, dachte ich.
    »Die Männer wussten, dass du hier wohnst, und sie haben dich hergebracht. Dein Oberkörper ist mit blauen Flecken und Schrammen übersät.«
    »Wieso bist du hier?«, fragte ich benommen. »Ich habe dich doch nach Estartit gebracht.«
    »Da war ich bis Mittag. Bestimmt wäre ich immer noch dort, wenn diesem Franzosen mein Bikini nicht so gut gefallen hätte. Er wollte ihn unbedingt haben und mich dazu. Anfangs fand ich ihn ganz amüsant, als er dann aber zudringlich wurde und nicht mehr lockerließ, musste ich ihm eine kleben, um

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