GK064 - Vögel des Todes
verzerrt.
Manchmal lachte er völlig unmotiviert so schrill auf, dass jeden anderen ein schmerzliches Mitleid erfasst hätte.
Paco Benitez hingegen kannte kein Mitleid.
Er hatte endlich seine Wahl getroffen.
Sechs schwarz gekleidete kräftige Männer waren bei ihm.
Mitleidlos wie er blickten sie auf Fernando, der vor ihnen auf dem glatten Stein lag. Kichernd, ohne Fesseln.
Trotzdem konnte er sich nicht bewegen, denn Benitez hatte ihn mit einem lähmenden Bann belegt.
Aus sechs verschiedenen Ortschaften waren die Männer hier hergekommen. Sie waren Paco Benitez' Ruf gefolgt, den niemand außer ihnen gehört hatte. Zur gleichen Stunde waren sie alle hier eingetroffen, und Paco Benitez hatte seine Jünger freudig begrüßt.
»Ihr wisst, weshalb meine Wahl auf euch gefallen ist«, sagte Benitez nun zu diesen unbeweglich vor ihm stehenden Männern. »Ihr habt in eurem Leben niemals etwas Gutes getan. Ihr wart falsch, verlogen, heimtückisch und schlecht. Ihr habt gestohlen, vergewaltigt, geraubt und gemordet, ohne es zu ahnen, habt ihr damit genau das Richtige getan, um euch für mein Vorhaben zu qualifizieren. Ihr seid die verkommensten Subjekte, die ich finden konnte. Der Teufel wird gegen euch nichts einzuwenden haben.«
Fernando lachte wieder einmal schrill auf.
»Der Teufel!«, schrie er kichernd. »Wo ist der Teufel? Ich will ihn sehen!«
»Du wirst ihn sehen!«, zischte Benitez, der sich über die Störung ärgerte.
»Wo ist er? Wo?«, schrie Fernando. Er warf den Kopf hin und her und zerrte lachend an seinen unsichtbaren Fesseln.
Gleichzeitig schossen Tränen aus seinen geröteten Augen.
Er lachte und weinte, bis ihn ein Hustenanfall übermannte und bis in die Zehenspitzen hinunter durchrüttelte.
»Nun hört mich an!«, sagte Paco Benitez zu den sechs Männern. »Durch meine Wahl seid ihr zu meinen engsten Vertrauten geworden. Ihr braucht keinen heiligen Eid zu schwören, dass ihr mir bis in alle Ewigkeit Untertan sein werdet, denn es wird niemals etwas anderes geschehen als das, was ich für richtig halte. Ihr werdet meine Befehle bedenkenlos und ohne Widerrede ausführen, denn von dieser Stunde an habt ihr keinen eigenen Willen mehr. Damit, dass ich euch hier herbefohlen habe, habe ich mir sechs weitere Arme geschaffen – und ihr werdet mir genauso gehorchen wie meine eigenen Arme. Wir werden eine Formation des Todes bilden, die unschlagbar ist. Ihr werdet an meiner Seite die Welt regieren, wenn wir die Macht übernommen haben.«
»Die Welt!«, schrie Fernando lachend. »Sie wird zerplatzen und in den Himmel hineinfliegen. Und wir fliegen alle mit. In den Himmel hinein!«
Benitez beachtete den Wahnsinnigen nicht.
»Dieser Mann wird sterben«, sagte er gelassen zu seinen Männern. »Wir werden sein Blut in das gläserne Totem füllen. Dann sollt ihr die schwarze Weihe des Satans erhalten. Ihr werdet von diesem Menschenblut trinken und werdet danach vor dem Fürsten der Finsternis Gnade finden. Das bedeutet mit anderen Worten, dass ihr von diesem Augenblick an unsterblich sein werdet. Gleich mir werdet ihr die Fähigkeit haben, euch in mächtige Blutgeier zu verwandeln. Gemeinsam werden wir von hier losziehen und Angst, Schrecken und Tod im ganzen Land verbreiten.«
»Nehmt mich mit!«, kreischte Fernando wirr. »Ja, ich will einer von euch werden. Ich will ein Vogel werden.«
»Du wirst in uns sein, wenn wir dein Blut getrunken haben«, sagte Paco Benitez hart.
Schweigend, mit eiskalten, grausamen Mienen standen die sechs Männer vor dem Opferstein.
Jeder von ihnen trug das Bild des Satans in seinem Herzen.
Paco Benitez hatte eine ausgezeichnete Wahl getroffen.
Bessere Sklaven hätte er nirgendwo sonst finden können.
Sie brannten darauf, die scheußliche Weihe zu erhalten.
Sie wollten unsterblich sein wie Benitez, waren damit einverstanden, ihm blindlings zu gehorchen, denn was er befahl, widersprach niemals ihren eigenen Interessen.
Diesmal wollte Benitez sein Opfer mit einem silbernen Dolch töten. Ungeduldig warteten die sechs Männer auf das blutige Ereignis.
Fernando erblickte die Klinge, die blitzend über ihm schwebte.
»Ein prachtvoller Dolch!«, rief er grinsend aus.
»Er wird dich töten!«, sagte Benitez.
»Ja. Ich werde durch ihn sterben! Gib mir den Tod, Paco Benitez! Gib ihn mir!«, rief der Wahnsinnige begeistert.
Da raste der Dolch auf ihn hinab.
Er lachte, als sich das Silber in seinen Körper grub. Es war ein glückliches Lachen, das mit seinem Tod ein jähes
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