GK072 - Die Feuerbestien
verschwunden.
***
Professor Selby fuhr am nächsten Morgen wieder ins Krankenhaus.
Gegen zehn Uhr kam er zurück.
»Wie geht es Angie?«, fragte ich. Ich hatte den Professor vor unserem Haus abgefangen. Er saß in seinem Ford Granada.
Er hatte das Seitenfenster heruntergekurbelt. Der Motor seines Wagens lief im Leerlauf weiter.
»Sie ist über den Berg«, sagte Lance Selby aufseufzend.
»Durften Sie sie sehen?«
»Ja. Aber nur ganz kurz.«
»Haben Sie mit ihr gesprochen?«
»Nur wenige Sätze. O Tony, ich kann Ihnen gar nicht sagen, was für ein riesiger Stein mir von der Brust fiel, als ich erkannte, dass sie nicht mehr verrü… Sie ist wieder ganz klar im Kopf«, verbesserte er sich sofort. »Aber es wird noch einige Zeit dauern, bis sie nach Hause gehen darf.«
Mir fiel nicht zum ersten Mal auf, dass Lance Selby an dem Mädchen hing. Mir kam es so vor, als wäre da etwas mehr, als er sich selbst eingestehen wollte. Wenn es Joe Gyskell niemals gegeben hätte, wer weiß, was sich dann zwischen den beiden ergeben hätte.
Aber es hatte Joe Gyskell gegeben.
Und es würde ihn noch lange geben. In Angie Scotts Erinnerung. Sie hatte den jungen Mann abgöttisch geliebt. Darüber kommt man nicht in ein paar Monaten hinweg. So etwas braucht Jahre. Würde Lance Selby die Geduld für eine so lange Wartezeit aufbringen? Ich erzählte ihm, welches Erlebnis Vicky und ich in der vergangenen Nacht gehabt hatten.
»In meiner Gestalt!«, sagte Lance Selby entrüstet, als gäbe es für ihn nichts Schlimmeres als diesen Missbrauch seiner Person. Wütend schüttelte er den Kopf. »Warum hat Vicky das Amulett nicht getragen?«
Ich hob die Schultern, als wüsste ich darauf keine Antwort.
»Sie darf das nicht noch mal tun, Tony!«, sagte der Professor eindringlich.
»Sie können sich darauf verlassen, dass ich ziemlich heftig mit ihr geschimpft habe, Lance.«
»Sie müssen darauf achten, dass sie dieses Amulett niemals abnimmt, Tony.«
»Das werde ich von nun an«, versicherte ich.
Er nickte gedankenverloren.
»Tony…«, sagte er, fuhr aber nicht fort.
»Ja?«, fragte ich deshalb.
»Ich habe Sie als einen Mann kennen gelernt, der mutig und schlau ist, der über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt und der einen ebenso gefährlichen wie auch ungewöhnlichen Beruf hat…«
Ich lachte.
»Genug der Beweihräucherung, Lance. Was haben Sie auf dem Herzen?«
Er schaute mich so ernst an, wie er es noch nie getan hatte. Bevor er weitersprach, richtete sich sein Blick auf unser Haus. Unbehagen zeigte sich in seinem Gesicht.
»Verlassen Sie dieses Haus, Tony!«
Ich lachte.
»Was sagen Sie da?«
»Ziehen Sie aus.«
»Aber…«
»Zumindest vorläufig. Bis diese unheimliche Geschichte erledigt ist.«
Ich schüttelte schweigend den Kopf.
»Tony!«, sagte Lance Selby eindringlich. »Ich meine es gut mit Ihnen. Ich will nicht, dass Ihnen etwas zustößt. In diesem Haus sind Sie in permanenter Lebensgefahr. Denken Sie nicht, Sie hätten gestern Nacht gesiegt. Das war bloß eine Laune der Frams, Sie ungeschoren zu lassen.«
»Wir besitzen doch Ihre Amulette, Lance«, sagte ich lächelnd.
»Wir wissen nicht über alle Möglichkeiten dieser Unholde Bescheid, Tony. Wer weiß, wozu die noch imstande sind. Wenn es diese brennenden Bestien darauf anlegen, Sie beide zu vernichten, dann werden sie alle ihre teuflischen Register ziehen, und ich wage stark zu bezweifeln, dass Vicky und Sie das überleben würden.«
Ich schüttelte entschlossen den Kopf. »Ich werde bleiben, Lance.«
»Sie sind in hohem Maße unvernünftig!«
»Mag sein. Aber ich laufe nicht vor den Frams weg.«
»Wer spricht von Weglaufen?«
»Für mich wäre es eine glatte Flucht, wenn ich dieses Haus verlassen würde. Das könnte ich vor mir selbst nicht verantworten.«
»Sie sind ein Narr, Tony.« Ich schaute den Professor nachdenklich an.
»Sind Sie davon überzeugt?«
Er war es nicht. Seufzend hob er die Schultern.
»Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es richtig, was Sie tun. Vielleicht muss man den Frams zeigen, dass man sie nicht fürchtet, wenn man sie aus der Reserve locken will, um sie zu vernichten. Aber es würde mir sehr Leid um Sie beide tun, wenn Ihnen in den nächsten Tagen etwas zustoßen sollte.«
Ich versprach ihm, meine Augen offen zu halten.
***
Vicky hatte in der Küche zu tun. Während sie mit dem Geschirr hantierte, hatte sie plötzlich das Gefühl, nicht allein zu sein. Jemand schaute sie an.
Es war wie schon einmal, als
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