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GK078 - Das Todeslied des Werwolfs

GK078 - Das Todeslied des Werwolfs

Titel: GK078 - Das Todeslied des Werwolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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fragte ich.
    »Du wirst es gleich sehen«, sagte sie und ging einfach los.
    Ich versetzte der Tür meines Wagens einen Stoß. Sie fiel mit einem satten Knall zu. Dann lief ich hinter Vicky her.
    »Ich habe aus lauter Langeweile den Häuserblock einmal umrundet«, sagte meine Freundin.
    Ich schmunzelte.
    »Aha. Und nun möchtest du, dass ich diese Runde mal mit dir drehe, wie?«
    »Ich habe einen Antiquitätenladen entdeckt«, sagte Vicky einsilbig.
    »Und? Ich bin noch nicht alt genug. Für mich kriegst du vermutlich keinen Penny.«
    »Ich weiß, dass du nicht viel wert bist, Tony«, gab Vicky schnippisch zurück.
    Wir erreichten den Laden. Er war klein, dreckig, unansehnlich.
    »Moment, du hast doch nicht im Ernst vor, da hineinzugehen?«, fragte ich erschrocken.
    »Doch.«
    »Da drinnen kriegst du Flöhe und Läuse!«, warnte ich meine Freundin.
    »Ich möchte etwas für unsere Wohnung kaufen.«
    »Was denn? Die Wohnung ist doch komplett eingerichtet.«
    »Eben. Die ganze Wohnung wurde von irgendjemandem eingerichtet, den wir nicht einmal kennen.«
    »Ich muss ihn nicht kennen.«
    »Ich auch nicht. Darum geht es mir nicht. Mir geht es darum, dass ich wenigstens von einem Stück sagen kann, das habe ich gekauft, verstehst du das?«
    Ich grinste.
    »Ich muss es ja nicht verstehen. Okay. Gehen wir hinein. Kaufen wir das Ding, das dir so sehr gefällt. Und wenn dich zu Hause dann irgend etwas beißt, kannst du zudem noch sagen, diesen Floh habe ich selbst nach Hause gebracht.«
    »Du bist ein Scheusal!«, zischte Vicky.
    »Scheusale sind auch Menschen«, erwiderte ich achselzuckend.
    Dann traten wir ein.
    Vicky zeigte mir einen türkischen Krummsäbel. Das verhutzelte Männchen, das etwa so alt war wie die Gegenstände, die es verkaufte, versicherte uns, dass dieser Säbel durch und durch echt Silber wäre. Zudem würde er aus dem Besitz irgendeines bedeutenden Großmufti stammen. Solche Leute lügen, sobald sie den Mund aufmachen. Ich war nur bereit zu glauben, dass der Säbel aus Silber war. Alles andere verbannte ich ins Reich der Sage. Sagenhaft war dann auch der Preis, den das Männchen für den alten Säbel verlangte. Ich hatte den Eindruck, der Kleine wollte von diesem Geld ein Jahr lang in Saus und Braus leben.
    Deshalb drückte ich den Preis auf eine vernünftige Höhe hinunter, und der Alte war dann immer noch sehr zufrieden.
    Wir brachten das Schmuckstück nach Hause.
    Vicky brauchte eine halbe Stunde, bis sie den richtigen Platz für das Mordinstrument gefunden hatte.
    Nun hing es im Wohnzimmer an der Wand.
    Ich musste zugeben, dass es dort wirklich am besten zur Geltung kam. Und nicht nur das. Ich musste auch eingestehen, dass wir ein wahres Prunkstück erworben hatten. Der Rücken der Schneide war fein ziseliert. Im Griff waren zahlreiche Edelsteine eingelegt. Irgendein türkischer Spruch ging ungefähr dahin, dass derjenige, der diesen Säbel besaß, auf jeden Fall hundert Jahre alt werden würde. Dafür würde angeblich der Säbel sorgen. Märchen, nichts als Märchen. Trotzdem gefiel mir das Stück.
    Nachdem ich den Hammer weggetan hatte, mit dem ich die beiden dicken Nägel in die Mauer geklopft hatte – an irgendetwas mussten wir den Säbel schließlich aufhängen –, griff ich mir das Telefon.
    Ich wählte Mr. Ken Racks private Rufnummer.
    Entweder war er nicht zu Hause oder er ging einfach nicht ran.
    In seinem Büro war er auch nicht. Auch Mr. Stevenson war nicht mehr da.
    Deshalb suchte ich mir die Nummer von Dr. Sterling Cracken aus dem Telefonbuch und belästigte nunmehr ihn.
    Erst war seine Sprechstundenhilfe an der Strippe. Ich gab eine gekonnte Story zum besten und sagte anschließend, dass ich hundertprozentig davon überzeugt wäre, sie könne mir nicht helfen. Wenn mir jemand aus meiner schwierigen Situation heraushelfen könnte, wäre das ausschließlich Dr. Cracken persönlich.
    Ich hatte wohl genau die richtigen Worte auf die Zunge gekriegt, denn der schwer zu öffnende Sesam tat sich per Telefon für mich auf.
    Mit Dr. Cracken spielte ich dann aber nicht mehr Verstecken. Ihm sagte ich klipp und klar und unumwunden, was mich bedrückte und was ich von ihm wollte.
    Der Psychiater wollte anfangs nicht so recht anbeißen. Doch dann sagte er plötzlich überraschend: »Okay, Mr. Ballard. Kommen Sie her. Ich glaube, in diesem Fall sollte ich eine Ausnahme machen.«
    ***
    Ich kam nicht allein.
    Ich brachte Vicky mit. Wie die Sprechstundenhilfe in natura aussah, werde ich wohl nie erfahren.

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