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GK078 - Das Todeslied des Werwolfs

GK078 - Das Todeslied des Werwolfs

Titel: GK078 - Das Todeslied des Werwolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Sie war nicht mehr da. Dr. Cracken hatte keine Patienten mehr zu erwarten. Er war eigens für uns länger in der Ordination geblieben.
    Ich hatte den Psychiater noch nie zuvor gesehen. Trotzdem bildete ich mir ein, erkennen zu können, dass er Sorgen hatte.
    Er war ein großer, gut gewachsener Mann, der sich mit einigen Sportarten fit hielt, wie er uns gesprächsweise erzählte. Von einem Seelenarzt hatte er eigentlich nicht viel an sich. Er trug keine Brille, machte auf mich den Eindruck eines hervorragenden amerikanischen Rugbyspielers und war bestimmt nicht älter als achtunddreißig. Unverheiratet war er auch, wie er mehr Vicky als mir zu verstehen gab. Ich merkte, wie er meine Freundin mit den Augen interessiert abtastete. Als er sah, dass mir das nicht recht war, hörte er damit auf. Zumindest machte er es nicht mehr so offensichtlich, um mich nicht herauszufordern.
    Dr. Cracken hatte dunkles Haar. Wenn er ein ernstes Gesicht machte, bildete sich über seiner Nasenwurzel eine steile Falte.
    »Was ist es, was Sie bedrückt, Dr. Cracken?«, fragte ich, als wir einander in seiner nüchtern eingerichteten Praxis gegenübersaßen.
    Er zog einen Kugelschreiber aus der oberen Jackentasche und spielte damit ein wenig nervös.
    »Wie Sie wissen, war Mr. Rack heute Nachmittag bei mir«, begann der Seelendoktor.
    Ich nickte.
    »Wie geht es Mr. Rack?«
    »Ich fürchte, es geht ihm nicht gut.«
    »Physisch oder psychisch?«, wollte ich wissen.
    »Sowohl als auch«, gab Dr. Cracken mir zur Antwort.
    »Mr. Stevenson sagte mir, dass ihn der Tod seiner Schwester so sehr mitgenommen hat.«
    »Ja. Das trägt auch mit Schuld.«
    Ich horchte auf.
    »Wollen Sie damit sagen, dass seine Niedergeschlagenheit auch noch einen anderen Grund hat, Dr. Cracken?«
    »Ich fürchte ja.«
    Selbstverständlich wollte ich mehr wissen. Eigentlich alles. Aber ich wusste, dass ich den Psychiater in keinen Gewissenskonflikt bringen durfte. Er konnte mir nicht alles sagen. Es gab eine Verpflichtung, seinem Patienten gegenüber, die er nicht verletzen durfte. Er hatte über verschiedene Dinge zu schweigen.
    Andererseits aber konnte es vielleicht für seinen Patienten von großem Nutzen sein, wenn er sich nicht allzu strikt an diese ärztliche Schweigepflicht hielt. Möglicherweise war es aber auch nur ein Nutzen für die Menschheit.
    Dr. Cracken schüttelte jetzt den Kopf.
    »Ich habe so etwas noch nie erlebt, Mr. Ballard«, sagte er niedergeschlagen. »Deshalb stehe ich diesem Problem beinahe ratlos gegenüber.«
    Ich half ihm mit einer ganz nebenbei fallengelassenen Bemerkung, er könne sich auf nichts so sehr verlassen wie auf meine Diskretion.
    Mir schien, als hätte er diese Stütze dringend nötig. Und sein Blick verriet mir, wie Recht ich damit hatte.
    Meine Verschwiegenheit löste dann auch seine Zunge. Er begann von der heutigen Sitzung zu reden, die er mit Ken Rack gehabt hatte. Vorerst machte er nur vage Andeutungen. Vicky begann sich an unserer Unterhaltung zu beteiligen.
    Es kam in groben Umrissen heraus, dass sich Rack heute Nachmittag hier in der Praxis des Psychiaters erschreckend, ja geradezu schockierend gebärdet hatte.
    Verständlich, dass ich nun mehr darüber wissen wollte.
    Mir schwante da so eine Vorstellung. Zwar hatte ich schon Jeremy Cool zu Unrecht verdächtigt, er wäre der Werwolf, doch ich konnte absolut nichts dagegen tun, dass mir dieser Gedanke nun bereits zum zweiten Mal kam. Diesmal tippte ich auf Ken Rack, und mir schien, dass ich allen Grund dazu hatte.
    Dr. Cracken fuhr sich müde über die Augen.
    Er schüttelte benommen den Kopf. »Ich würde gewiss nicht mit Ihnen darüber sprechen, wenn das alles nicht so seltsam, so eigenartig, so erschreckend wäre, Mr. Ballard. Sie sagten mir, dass Sie den Mörder von Alice Rack suchen. Und Sie erwähnten, dass Sie der Meinung sind, es würde sich hierbei um einen Werwolf handeln.«
    »Korrekt, Dr. Cracken«, sagte ich und nickte.
    »Ich will jetzt um Gottes willen mit Ihnen keine Diskussion vom Zaun brechen, deren Thema es ist, ob es nun tatsächlich Werwölfe gibt oder nicht.«
    »Es gibt welche«, sagte ich ernst. »Darüber besteht gar kein Zweifel.«
    »Okay. Wir wollen das also als gegeben annehmen, Mr. Ballard.«
    »Gut.«
    Dr. Cracken druckste erregt herum. Er schien mit seinem Patienten heute Nachmittag einiges mitgemacht zu haben.
    Seine Nervosität sprang wie ein Funken auf Vicky über.
    Nun wurde auch sie unruhig.
    Sie wollte das Gespräch ankurbeln und sagte

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