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GK078 - Das Todeslied des Werwolfs

GK078 - Das Todeslied des Werwolfs

Titel: GK078 - Das Todeslied des Werwolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Sehr geschmackvoll. Sehr eigenwillig.
    Natürlich trug Stevenson einen dunklen Maßanzug. Das gehörte einfach zu seinem Image.
    »Wie standen Sie zu Alice?«, fragte ich geradeheraus.
    Francis Stevenson zuckte zusammen.
    »Ich?«
    »Mhm.«
    »Du meine Güte, wie soll ich zu ihr gestanden haben? Ich bin vierzig. Sie war zwanzig. Und sie war außerdem die Schwester meines Kompagnons. Das hieß für mich: Finger weg!«
    »Aha«, machte ich wieder. Und wieder trank ich vom Henessy.
    Stevenson paffte unruhig an seiner Zigarre. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht.
    Ich hätte einiges dafür gegeben, wenn ich gewusst hätte, was es war.
    »Wissen Sie zufällig, wo sich Ihr Kompagnon zur Zeit aufhält?«, fragte ich.
    Francis Stevenson biss erst mal in seine Zigarre. Er dachte nach und schaute auf seine Schuhe.
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das sagen darf, Mr. Ballard!«, sagte er ausweichend.
    »Ich würde nicht verraten, von wem ich den Tipp bekommen habe«, sagte ich lauernd.
    Er lachte nervös. Ich hatte ihm erzählt, dass ich mal Inspektor gewesen war, nur um das Eis aufzutauen und ein bisschen Vertrauen zu gewinnen.
    »Sie sind immer noch der typische Polizist, Mr. Ballard. Listig und hartnäckig.«
    »Ebenso schätze ich Sie ein, Mr. Stevenson«, erwiderte ich. Er dankte mir dieses Kompliment mit einem – diesmal ehrlichen – Lächeln. Es schien so, als ließe er sich gerne schmeicheln.
    Er druckste noch ein bisschen herum.
    Ich ließ ihm Zeit.
    Schließlich sagte er: »Wie ich vorhin schon erwähnte, ist mein Kompagnon mit den Nerven völlig runter. Er sah heute Morgen elend aus, schleppte sich aber trotzdem verbissen über die Runden. Wir hatten zwei wichtige Termine beim Fernsehen. Eines unserer Bücher soll als Drehbuchvorlage für einen dreiteiligen Fernsehfilm dienen. An und für sich eine hervorragende Sache. Wir konnten uns nur noch nicht über die Bedingungen einigen. Aber das wird noch. Jedenfalls wollte Ken bei diesen Gesprächen unbedingt dabei sein, was ich natürlich verstehen kann. Als wir dann aber hierher zurückkamen, klappte er regelrecht zusammen.«
    »Wie sah das aus?«, warf ich meine Frage dazwischen.
    »Starke Kopfschmerzen. Brechreiz. Schüttelfrost. Er war so fertig, dass er nicht mal mehr seinen Füllfederhalter halten konnte. Ich sagte: ›Junge, du machst dich doch kaputt. Geh nach Hause und spann ein paar Tage aus, bis du den Schmerz überwunden hast.‹«
    »Er fuhr nach Hause?«
    »Nein, Mr. Ballard.«
    »Was tat er?«
    »Er sagte, er wolle bei seinem Psychiater vorbeischauen.«
    »Wie heißt der Mann?«
    »Dr. Sterling Cracken«, antwortete Stevenson.
    »Kann ich seine Adresse haben?«
    »Hören Sie, ich denke, da können Sie nicht hingehen, Mr. Ballard.«
    »Weshalb nicht?«
    »Nun, was Ken mit seinem Psychiater zu reden hat, darf Sie doch nicht interessieren.«
    »Normalerweise stimmt das, Mr. Stevenson«, erwiderte ich.
    »Dr. Cracken wird Ihnen kein Wort von dem sagen, was Ken ihm anvertraut hat, Mr. Ballard. Er wird sich auf jeden Fall auf die ärztliche Schweigepflicht berufen, und ich finde das absolut in Ordnung.«
    »Ich habe nicht behauptet, dass ich den Psychiater mit Fragen löchern werde, Mr. Stevenson«, entgegnete ich. »Ich habe Sie lediglich um seine Adresse gebeten.«
    Stevenson nannte sie.
    Ich schrieb sie auf.
    Dann leerte ich mein Glas. Francis Stevenson wollte sofort wieder nachgießen, doch ich lehnte dankend ab. Achselzuckend stellte er die Flasche an ihren Platz zurück.
    Ich bedankte mich für seine Bereitwilligkeit, mir Rede und Antwort zu stehen.
    Er machte mir etwas vor, als er mir sagte, ich könne ihn jederzeit wieder belästigen.
    Als ich ihn verließ, merkte ich ganz deutlich, wie erleichtert er darüber war.
    ***
    Zwei großräumige Umleitungen waren schuld daran, dass ich mich verspätete.
    Vicky war ein wenig sauer. Als ich die Tür aufstieß, damit sie zu mir in den Wagen steigen konnte, blieb sie demonstrativ auf dem Gehsteig stehen.
    Ich jumpte aus dem Wagen.
    »Nun, wie war die erste Lektion im Karate-Kursus?«
    »Ich glaube, ich kann dir schon das Profil verderben«, sagte Vicky spitz.
    Ich grinste.
    »Wollen wir es hier vor allen Leuten austragen oder lieber zu Hause in unserer neuen Wohnung?«
    »Du kommst zu spät und machst dich auch noch lustig über mich!«
    Ich redete von den beiden Umleitungen. Aber sie glaubte mir nicht.
    Ich bat sie, einzusteigen, aber sie wollte nicht. Sie wollte mir erst noch etwas zeigen.
    »Was denn zeigen?«,

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