GK095 - Fahrstuhl in die Hölle
Knick machte.
Ich schaute mich gehetzt um.
Kein Versteck bot sich mir an.
Und diese Kerle kamen immer näher. Da fiel mein Blick auf eine Tür. Sie war meine Rettung. Ich eilte darauf zu und hoffte, daß sie nicht abgeschlossen war.
Ich hatte Glück.
Sie war es nicht. Sie ließ sich lautlos öffnen. Ein dunkler Raum bot sich mir zum Verstecken an. Ich klappte die Tür gleich wieder zu. Dann lief ich durch den Raum. Ich fand eine weitere Tür. Wieder huschte ich an Möbeln vorbei. Der Mond sandte ganz wenig Licht durch die kleinen Fenster herein. Ich versuchte mich zu orientieren.
Noch eine Tür.
Dann ein schmaler Korridor.
Ich hatte keine Ahnung, wohin er führte, aber ich eilte ihn entlang. Irgendwohin mußte er führen.
Eine Treppe.
Sie führte nach oben. Ich nahm immer gleich zwei Stufen.
Dann stand ich plötzlich vor einem schmalen Schlitz.
Licht flutete mir hier entgegen.
Zur Not hätte ich mich durch diesen Schlitz hindurchzwängen können.
Aber zuerst wollte ich sehen, wohin ich geriet, wenn ich das tat.
Deshalb näherte ich mich vorsichtig diesem schmalen Durchlaß, dessen Funktion ich mir nicht erklären konnte.
Möglicherweise war es eine Art Lüftungsschlitz.
Ich preßte mich an die kalte Wand. Meine Rechte hielt das Schwert umklammert, das ich erbeutet hatte.
Ich dachte an Mr. Silver.
War ich jemals in der Lage, ihn zu befreien? Ich hätte ins Verlies hinuntersteigen müssen. Damit hätte ich mich freiwillig in eine Falle begeben, aus der es kein Entrinnen mehr gab, denn ein zweitesmal gelang mir die Flucht von dort ganz gewiß nicht.
Ich sah in einen von brennenden Kieferspänen erhellten Raum. Er war leer. Ich entdeckte ein breites Bett. Jetzt betrat jemand den Raum.
Mein Herz wollte mir aus dem Mund springen. Der Mann stand so, daß ich nur seinen Rücken sah. Trotzdem wußte ich sofort, wen ich vor mir hatte.
Das war Nicholas Braddock.
Er ging auf das Bett zu, setzte sich auf die Kante, schien zu überlegen. Dann klatschte er in die Hände. Eine Tür würde aufgerissen. Zwei Wächter traten ein.
»Was wünscht Ihr, Herr?«
»Wie geht es Silver?«, erkundigte sich Braddock.
»Er hat furchtbare Schmerzen.«
»Bringt ihn her. Ich will ihn sehen. Ich will mich an seinen Schmerzen ergötzen!«
Die Wächter zogen sich zurück.
Ich spürte, wie mein Kopf zu glühen begann. Sie holten Silver. Das paßte mir ausgezeichnet in den Kram. Ich brauchte Silver nicht zu suchen. Sie würden ihn hierherbringen. Ich brauchte ihn nur noch von hier fortzuholen.
Nur noch!
Ich lachte bitter.
Silver und ich kamen nur dann von hier weg, wenn Braddock sein Dämonenleben ausgehaucht hatte.
Wie sollte ich ihn töten? Mit meinem Schwert? Damit war ihm gewiß nichts anzuhaben. Mr. Silver hatte gesagt, man könne ihn nur mit seinem eigenen Amulett umbringen.
Nun komme erst mal einer ran an dieses verfluchte Ding, das Braddock um den Hals trägt! , dachte ich aufgeregt.
Nun konzentrierte ich mich wieder ganz auf den Dämon.
Braddock begann sich zu entkleiden.
Ich sah sein Amulett. Verflucht, ich hätte meinen linken Arm dafür gegeben.
Als er nackt war, begann er sich vor meinen verblüfft geweiteten Augen zu verwandeln. Er wurde zu einem begehrenswerten Mädchen. Die Brüste waren voll und schwer. Die Schenkel waren fest und makellos. Dieses Mädchen war ungemein betörend. Kein Mann konnte einem solchen Mädchen widerstehen. Nackt setzte sie sich auf das Bett. Ich starrte benommen auf den makellosen Leib. Sie hatte breite Hüften und eine aufregend schmale Taille. Sie war ein göttliches Kunstwerk, und ihr Gesicht hatte etwas Feenhaftes an sich.
Was bezweckte Braddock mit dieser Verwandlung? Warum tat er das?
Er hatte seine Männer nach Mr. Silver geschickt. Sie holten ihn nun aus dem Verlies und brachten ihn hierher.
Und dann?
Ich konnte mir ungefähr vorstellen, was diese gemeine, verdammte Bestie vorhatte.
Sie wollte Silver demütigen. Sie wollte ihn locken, ihn verführen. Und während der Umarmung würde sie ihm dann vermutlich sagen, wen er eigentlich liebte.
Genauso kam es.
Sie brachten Silver.
Sie stießen ihn in den Raum und schlossen die Tür. Ich sah den Mann, der mir das Leben gerettet hatte. Er sah schrecklich aus. Sein großer, kräftiger Körper war gebrochen. Er war nur noch ein Schatten seiner selbst. Überall war er von Wunden und Schrammen übersät.
Er konnte sich kaum auf den Beinen halten, sank auf die Knie, obwohl es sein Stolz nicht zulassen wollte.
Er konnte
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