GK095 - Fahrstuhl in die Hölle
sich einfach nicht mehr auf den Beinen halten.
»Na, Silver«, sagte Braddock, das Mädchen, mit einer einschmeichelnden, sirenenhaften Stimme.
»Wer bist du?«, fragte Mr. Silver ächzend.
»Ich bin ein Mädchen, das sich nach einem Mann wie dir sehnt.«
»Ich bin zu schwach…«
»Ich kann dir Kraft geben, Silver.«
»Gib sie mir.«
Das Mädchen schaute ihn mit seinen dunklen Augen durchdringend an. Mr. Silver erhob sich.
»Du hast Schmerzen, nicht wahr?«
»Ja«, stöhnte Silver. »Große Schmerzen.«
»Du wirst sie nicht mehr fühlen, solange du dich in diesem Raum befindest.«
Silvers Muskel strafften sich. Er schien mit einemmal wirklich keine Schmerzen mehr zu haben. Verblüfft fragte er das Mädchen, das ihn in seinen magischen Bann zog, wer es sei. Braddock antwortete ihm jedoch nicht auf diese Frage. Er forderte ihn auf, näher zu kommen.
Silver trat ans Bett.
»Komm«, flüsterte das Mädchen, schwer atmend. »Komm und bedanke dich bei mir.«
Sie streckte ihm die Arme entgegen. Ihre Beine öffneten sich wie Knospenblätter. Das Mädchen weckte ein heißes, triebhaftes Verlangen in ihm. Er konnte dieser herrlichen Verlockung nicht widerstehen. Er hatte keine Schmerzen mehr, fühlte sich wie neugeboren, fühlte sich kräftig und kerngesund. Und das Mädchen blockierte jegliches Mißtrauen in seinem Geist.
Er war nicht ganz er selbst, als er sich zu dem wunderschönen nackten Mädchen ins Bett legte.
Sie drängte sich zitternd an ihn, flüsterte ihm leidenschaftliche Kosenamen ins Ohr, umschlang ihn mit ihren Armen und brachte ihn dazu, daß er sie nahm.
Und plötzlich wurde sie – unter lautem, schaurigem Gelächter – zu Nicholas Braddock.
Voll Ekel ließ Mr. Silver von ihr ab.
Braddock saß lachend im Bett. An seinem dürren Körper hingen noch die vollen schweren Brüste des Mädchens, die Silver liebkost hatte.
»Du Schwein!«, brüllte Nicholas Braddock vor Vergnügen. »Du perverses Schwein!«
Mr. Silver wandte sich angewidert ab.
»Schwein!«, schrie Braddock, und es machte ihm größte Freude, Silver auch geistig zu foltern. »Mieses Schwein!«
Braddock sprang aus dem Bett. Mr. Silver sank entkräftet und von sich selbst angewidert auf die Knie.
Braddock umtanzte ihn lachend. Er schlug mit seinen klauenartigen Händen auf ihn ein. Er trat ihn mit Füßen.
Ich konnte bei diesem widerwärtigen Schauspiel nicht mehr länger tatenlos zusehen.
Hastig zwängte ich mich durch die Öffnung. Ich sprang in Braddocks Gemach. Er war so verzückt, war so sehr damit beschäftigt. Mr. Silver zu schlagen und zu verhöhnen, daß er mich nicht sofort bemerkte.
Ich rannte mit weiten Sätzen auf ihn zu.
Das Schwert hatte ich wild hochgeschwungen. Es mußte mir gelingen. Ich dachte verbissen an den Sieg.
Er entdeckte mich.
Fauchend zuckte er herum.
Ich schlug mit dem Schwert nach ihm. Die Klinge traf ihn in der Mitte des Kopfes. Es war genauso, als hätte ich mit dem Schwert auf einen Granitblock geschlagen.
Die Klinge vibrierte.
Broddock lachte mich aus.
Ich stach nach seinem Bauch. Doch das Schwert vermochte ihm nicht in den Leib zu dringen. Er war unverwundbar.
Jetzt zuckte sein Arm nach dem Amulett.
Was das für mich bedeutete, wußte ich nur zu gut. Ich hatte gesehen, was dieser Dämon mit seinem Amulett anstellen konnte. Er hatte Mr. Silver seine übernatürlichen Kräfte geraubt. Und mich vermochte er damit gewiß zu töten.
Ich drosch in meiner Verzweiflung noch einmal nach ihm.
Die Klinge zerfetzte den Lederriemen, an dem das Amulett baumelte.
Es fiel zu Boden.
Ich hechtete danach, meine Hand erwischte es. Braddock heulte auf.
Ich warf mich herum. Braddock wollte mir seinen Talisman entreißen. Ich aber richtete ihn unverzüglich gegen den Dämon.
Braddocks Gesicht wurde schlagartig dunkelgrau. Wie ein Blitz traf ihn das Licht.
Der furchtbare Strahl blendete ihn. Seine Augen begannen zu kochen. Dann tropften sie zu Boden. Er konnte nichts mehr sehen, brüllte unter wahnsinnigen Schmerzen.
Seine zuckenden Hände fuhren wild und verzweifelt durch die Luft.
Er tappte schreiend im Kreis.
Ich federte hoch.
Von seinem Amulett strömte eine ungeheure Kraft auf mich über.
Und auch Mr. Silver erholte sich wieder. Was sie ihm während der grausamen Folter angetan hatten, war nun wie weggeblasen. Er war wieder dieser kraftstrotzende Mann, als den ich ihn in Delmer Braddocks Höhle kennengelernt hatte.
Heulend rannte Braddock durch den Raum.
Er knallte gegen die Wand. Sie
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